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Nutztiere

Grosstierärzte mit Globuli

Immer mehr Tierhalterinnen und Tierhalter wünschen sich eine homöopathische Behandlung als Alternative oder Ergänzung zu einer schulmedizinischen Therapie. Beispielsweise zur Geburtshilfe, bei der Enthornung oder gegen Kälberdurchfall wirkt Homöopathie unterstützend. Dieser Behandlungsmethode sind aber auch gewisse Grenzen gesetzt.

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Publiziert am

Tierarztpraxis Siegenthaler AG

Zur Behandlung von kranken Tieren gibt es einerseits die Schulmedizin, anderseits die Komplementärmedizin, zu der die Homöopathie (auch «Chügeli» oder «Globuli» genannt) gehört. Die Homöopathie wurde vor über 200 Jahren vom deutschen Arzt Samuel Hahnemann entdeckt. Noch heute gilt der Grundsatz: «Ähnliches möge mit Ähnlichem geheilt werden.» Das heisst, dass eine Substanz, die einem kranken Tier verabreicht wird, bei einem gesunden Tier ähnliche Symptome wie diese Krankheit hervorruft.

Eingesetzt wird die Homöopathie sowohl bei akuten als auch bei chronischen Erkrankungen. Chronische Krankheiten können sehr gut homöopathisch therapiert werden, setzen aber viel Wissen und Erfahrung voraus und sollten deshalb nur von einem erfahrenen Homöopathen behandelt werden. Im Zweifelsfall ist immer ein Tierarzt zu Rate zu ziehen.

Geburtshilfe

Zur Geburtsvorbereitung bei Kühen können homöopathische Mittel gute Dienste leisten. Zum Beispiel zum Einleiten der Geburt, wenn der Geburtstermin überschritten ist. Der Körper des Muttertieres stellt sich auf die Geburt ein und die weichen Geburtswege öffnen sich. Die bewährtesten Mittel für die Geburtseinleitung sind Pulsatilla D6 und Caulophyllum D6. Diese beiden Mittel werden jeweils einmal täglich verabreicht, bis die Geburt eintritt. Auch beim Geburtsvorgang können homöopathische Mittel wie Gelsemium helfen, die Geburtswege zu weiten. Falls es mit der Geburt nicht vorwärtsgeht, muss immer kontrolliert werden, ob keine mechanische Störung wie eine Fehlstellung des Kalbes oder ein Gebärmutterüberwurf vorliegt. Nach der Geburt wirkt eine Gabe Arnica unterstützend zur Erholung von Kuh und Kalb, besonders wenn Zughilfe geleistet werden musste. Arnica ist ein bekanntes Mittel, welches bei akuten Verletzungen meist zum Einsatz kommt.

Im Zweifelsfall sollte immer ein Tierarzt zu Rate gezogen werden.

Enthornung

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Homöopathie kann den Heilprozess der Brandwunde vom Enthornen unterstützen. 

(Bild: Beatrice Kuch)

Beim Enthornen von Kälbern oder Ziegen fügt man dem Tier eine Brandwunde zu. Die schnelle und schöne Heilung dieser Verletzung kann man sehr gut homöopathisch unterstützen.

Das Mittel Cantharis wird bei heftigen, brennenden Schmerzen, wie sie bei Verbrennungen vorkommen, empfohlen. Wenn man Kälbern nach dem Enthornen eine Gabe Cantharis C30 gibt, lindert dies die Folgeschmerzen und die Brandwunden heilen in der Regel schön ab. Das homöopathische Mittel ersetzt jedoch keinesfalls die gesetzlich vorgeschriebene örtliche Betäubung.

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Diesem Kalb wurden beim Enthornen Globuli verabreicht. Die Wunde ist schnell und schön verheilt.

(Bild: Jonas Salzmann)

Kälberdurchfall

Jeder Tierhalter, der Kälber aufzieht, kennt das Problem Kälberdurchfall. Manchmal verläuft die Erkrankung harmlos, die Kälber trinken gut und der Durchfall ist schnell vorbei. Leider kommt es auch vor, dass das betroffene Tier keinen Appetit mehr zeigt und schnell schwach wird. Im schlimmsten Fall kann es ohne Behandlung zum Festliegen und zum Tod kommen. Auch hier kann die Homöopathie gute Dienste leisten, aber immer nur in Kombination mit einer allfälligen Flüssigkeitstherapie durch den Tierarzt und Elektrolyttränken.

In der homöopathischen Durchfallbehandlung kommen viele verschiedene Mittel in Frage; je nach Ursache des Durchfalls und spezifischen Symptomen.

Ein Mittel, welches hier beispielhaft vorgestellt wird, ist «Calcium carbonicum». Kälber, die dieses Mittel benötigen, sind sogenannte «Lehmoder Kalkscheisser». Diese Kälber können oft die Milch schlecht verdauen und der Kot ist meistens weiss-grau, hat eine pappige Konsistenz und riecht säuerlich.

Hinweise zur Dosierung

Wie bei jedem Arzneimittel sind auch bei homöopathischen Mitteln unerwünschte Wirkungen möglich. Diese treten in der Regel sehr selten auf und wenn, dann meistens aufgrund einer zu häufigen Gabe. Die meisten homöopathischen Stallapotheken enthalten Mittel in der Potenz C30. Im Akutfall wird eine Dosis von fünf Globuli direkt auf die Schleimhaut des Tieres verabreicht. Danach muss beobachtet werden, ob eine Wirkung stattfindet. Verändert sich der Zustand, sollte mit einer weiteren Gabe gewartet werden. Falls hingegen nach einer wiederholten Gabe keine Veränderung beobachtet wird, muss allenfalls das Mittel gewechselt oder ein Tierarzt beigezogen werden.

Bei tiefen Potenzen, also Mittel mit einem D hinter dem Namen, kann die Gabe häufiger wiederholt werden. Je heftiger und schneller eine Krankheit auftritt, desto schneller sollten die Symptome nach einer homöopathischen Behandlung auch wieder verschwinden.

Grenzen der Homöopathie

Eine homöopathische Behandlung bietet viele Vorteile. Der Selbstbehandlung durch den Tierhalter sind jedoch klare Grenzen gesetzt. Die Homöopathie ersetzt auf keinen Fall den Tierarzt. Es muss zwingend vermieden werden, dass ein Tier unnötig leidet. Zuerst sollte der Landwirt versuchen herauszufinden, an welcher Krankheit das Tier leidet. Ist es vertretbar, eine Krankheit selbst homöopathisch zu behandeln? Der Tierhalter muss sich auch fragen, ob genügend gute Symptome für eine Arzneimittelwahl erkennbar sind. Für ein Kalb, das nicht mehr trinkt, kommen viele verschiedene Mittel in Frage. Es braucht also weitere charakteristische Symptome. Zudem muss sich der Landwirt selbst kritisch hinterfragen, ob sein Wissen genügend gross ist, um einen Behandlungsversuch zu wagen.

Ist die Krankheit ohne eine schulmedizinische Behandlung therapierbar? Ein Knochenbruch beispielsweise wird nicht heilen, wenn er nicht ordnungsgemäss versorgt und stabilisiert wird. Auch ein Kalb, welches infolge einer Durchfallerkrankung stark ausgetrocknet ist und bereits festliegt, wird sich ohne eine Flüssigkeitstherapie durch den Tierarzt nicht mehr erholen. 

Die Anwendung der aufgeführten Mittel erfolgt auf eigene Verantwortung und ersetzt keinen Tierarztbesuch. Eine Haftung der Verfasserin bzw. der Redaktion ist ausgeschlossen.

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