Verlängerte Geburtsdauer, eine erhöhte Anzahl tot geborener Ferkel, oft begleitet von Verdauungsstörungen bis hin zu Verstopfung und der Erkrankung an PPDS (Postpartales Dysgalaktie-Syndrom): Viele Schweinebetriebe kämpfen mit diesen Herausforderungen als Bestandesproblem übers Abferkeln und zu Beginn der Säugezeit. Der Einsatz von gut verdaulichen Kalziumquellen, das Verabreichen von Vitamin D für eine bessere Aufnahme des Kalziums oder zusätzliche Rohfaser über das Abferkeln können zum Teil Abhilfe schaffen. All diese Massnahmen berücksichtigen aber nicht die Entstehung des Problems. Deshalb lohnt es sich, bei der Rationengestaltung der tragenden Sauen und speziell in der Vorbereitungswoche genauer hinzuschauen.
Vorbeugende Massnahmen
Voraussetzung für einen Betrieb, der rund laufen soll, ist das Einhalten der Grundbedürfnisse der Sau. Zunächst ist die Ration gehaltsmässig der jeweiligen Phase entsprechend zu konzipieren. Eine gute Futter- und Fütterungshygiene fördert den Verzehr. Die angepasste Futterstruktur mit ausreichend Fasern animiert die Sauen zum Kauen und führt zu optimalen pH-Verhältnissen im Magen. Dies hilft, krankmachende Keime zu unterdrücken. Weiter verhindert die Fütterung nach Body Condition Scoring (BCS) mit einem anzustrebenden Wert von 3,5 beim Einstallen in den Abferkelstall ein Verfetten der Tiere.
Doch selbst beim Umsetzen dieser vorbeugenden Massnahmen können die genannten Probleme auftreten und haben meist eine Kalziumfunktionsstörung als Ursache. Dabei steht dem Muttertier während der Geburt zu wenig frei verfügbares Kalzium zur Verfügung. Ursprung dafür kann ein Missverhältnis des Elektrolytenhaushalts sein. Die Differenz der Elektrolyten aus Kationen (positiv) und Anionen (negativ) wird mit der Kationen-Anionen-Bilanz (KAB) berechnet.
Metabolische Alkalose verhindern
Bei einer erhöhten KAB (> 400 mmol / kg TS) spricht man von einer basischen Stoffwechsellage. Die Kalzium-Regulationsmechanismen für die bevorstehende Geburt funktionieren dann nicht richtig. Die Signale vom Parathormon, das für die Ausschüttung von gut verfügbarem Kalzium aus den Knochen und einer geringeren Ausschwemmung des löslichen Kalziums über die Nieren zuständig ist, werden im Stoffwechsel nicht vollständig umgesetzt. Dadurch ist der Anteil an nicht gut verfügbarem Kalzium erhöht. Das hemmt die Wehen, die Darmperistaltik und die Muskelkontraktionen. Man spricht hier auch von einer metabolischen Alkalose. Aus diesem Grund ist ein kontinuierliches Absenken der KAB in der hochtragenden Phase und insbesondere in der Vorbereitungswoche von enormer Bedeutung. Mit der Erhöhung der sauer wirkenden Anionen wird die Kalziummobilisation gefördert und die Sau mit freiem, gut verfügbarem Kalzium unterstützt. Als zusätzlicher Effekt wird der Harn-pH abgesenkt, das heisst, er wird sauer. Das hemmt krankmachende Keime und beugt Infektionen in Harnund Geburtswegen vor. Durch die enge Korrelation von Blutund Harn-pH ist das Messen des Harn-pH eine gute Kontrolle für den metabolischen Zustand des Tieres. Der normale pH-Wert liegt bei einer Sau bei etwa 7,5.
KAB berechnen und saure Salze zugeben
Dank der Überprüfung und anschliessenden Korrektur unterschiedlicher Rationen konnte die UFA Erfahrungen bezüglich der optimalen KAB (siehe Tabelle) sammeln. Bei sämtlichen Betrieben, welche eine übermässig hohe KAB in der Tragendphase senken konnten, wurden Verbesserungen bezüglich Abferkelvorgang und Start in die Säugendzeit bemerkt. Deshalb hat UFA in ihrem Schweinefütterungsplan neu einen KAB-Rechner hinterlegt, welcher einen Anhaltspunkt für die Ration gibt.
Der Einsatz von UFA pig-care mit sauren Salzen (Anionen) in der Vorbereitungszeit (sieben Tage vor dem Abferkeln bis maximal zwei Tage nach der Geburt) bringt die gewünschte Absenkung der KAB im Stoffwechsel. Gleichzeitig wird der Harn-pH in den sauren Bereich verschoben. Dadurch werden schädliche Keime in den Harn- und Geburtswegen gehemmt und das Infektionsrisiko sinkt. Die Betriebsleiter melden durch den Einsatz von UFA pig-care einheitlich schnellere Geburten, weniger PPDS und auch einen besseren Verzehr bei den Sauen in der Säugendphase.
Ration genau prüfen
Galtsauen werden für eine gute Sättigung und die Erfüllung der Tierschutzvorgaben oft mit Raufutter als Ergänzung zum Galtsauenfutter gefüttert. Gerade diese Futter weisen meist eine hohe Kationen-Anionen-Bilanz auf (siehe Tabelle) und sind mitverantwortlich für eine metabolische Alkalose. Daher ist es angebracht, dass Galt ra tionen, deren Raufutteranteil 15 Prozent der TS übersteigt, genau überprüft werden. Dazu gehört eine Analyse der auf dem Betrieb eingesetzten Raufutter. Analysen von Raufuttermitteln zeigen betriebsindividuelle Unterschiede bei den Nähr- und Mineralstoffen auf. Gerade bei Kalium gibt es beispielsweise sehr grosse Spannweiten im Dürrfutter, aber auch in Trockenschnitzeln. Entsprechend kann die KAB der Gesamtration variieren.