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Nutztiere

Ketose – eine unterschätzte Gefahr

Die Ketose ist eine der wirtschaftlich bedeutendsten Stoffwechselstörungen der Milchkuh. Daher ist es ratsam, die Symptome zu erkennen, die Vorbeugungs- und Behandlungsmassnahmen zu kennen und anzuwenden, sowie die Problematik auf dem Betrieb richtig einzuschätzen. Jedoch stellt genau diese Einschätzung eine Herausforderung dar.

Die Landwirte unterschätzten fast allesamt die Ketose-Problematik auf ihrem Betrieb.

Die Landwirte unterschätzten fast allesamt die Ketose-Problematik auf ihrem Betrieb.

(Bild: shutterstock)

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Aktualisiert am

Ehem. Mitarbeiterin, UFA AG

Die Ketose wird von vielen Landwirten unterschätzt. Dabei ist die subklinische Form wirtschaftlich betrachtet sehr bedeutend. Man geht davon aus, dass in der Schweiz rund 30 Prozent der Milchkühe in der Startphase an einer subklinischen Ketose (ohne sichtbare Krankheitssymptome) leiden. Daraus resultieren Fruchtbarkeitsstörungen, verminderte Milchleistungen (bis zu 15 %), ein geschwächtes Immunsystem, eine erhöhte Anfälligkeit für Folgeerkrankungen, höhere Tierarztund Besamungskosten, Gewichtsverlust und mehr Betreuungsaufwand. Anders gesagt, bedroht die subklinische Ketose die Wirtschaftlichkeit des Milchproduktionsbetriebs.

Der Wissensvergleich

Im Rahmen einer Bachelor-Thesis wurde das Wissen von 45 Landwirtinnen und Landwirten aus dem Kanton Bern und von 50 Lernenden im 3. Lehrjahr des Inforama Rütti mit Hilfe eines Fragebogens ermittelt (Wissenstest, Punktemaximum 36). Die Auswertung ergab, dass die Bauern mit einer Durchschnittspunktzahl von 29.3 (Note 5.1) deutlich mehr über die Ketose wissen als die Lernenden. Diese erreichten eine Durchschnittspunktzahl von 23.4 Punkten (Note 4.3). Der Wissensunterschied bei den offenen Fragen war besonders hoch. Die statistische Auswertung hat ergeben, dass dieser Wissensunterschied signifikant ist.

Luft nach oben

Die Ketose ist eine wichtige Stoffwechselstörung und wird vermutlich bei weiter steigendem Leistungsniveau noch mehr an Bedeutung gewinnen. Daher ist es wichtig, dass bereits die Lernenden während ihrer Ausbildung viel Wissen über die Ketose sammeln. Sicherlich muss noch die genaue Ursache dieses Wissensunterschieds zwischen Bauern und Lernenden im 3. Lehrjahr ermittelt werden. Es kann nicht gesagt werden, ob das Thema an der Berufsschule zu wenig behandelt wurde, oder ob der Unterschied aufgrund der verschiedenen Motivationen beim Ausfüllen des Fragebogens zustande kam.

Unterschätzte Problematik

Nicht nur das Wissen der Landwirte wurde getestet. Sie wurden auch gefragt, wie sie die Ketose-Problematik auf ihrem eigenen Betrieb einschätzen. Gleich im Anschluss wurde überprüft, ob die Einschätzung der Betriebsleiter korrekt war. Sämtliche Startphasenkühe der befragten Landwirte (1. bis 75. Laktationstag) wurden mit dem Keto-Test (Milchtest) untersucht. Das Resultat zeigte, dass unterschätzten. Von den 323 getesdie Landwirte die Problematik oft teten Startphasentieren zeigten 174 ein auffälliges Testergebnis. Bei den meisten Fällen handelte es sich um die subklinische Ketose. 25 Bauern hatten bei der Befragung angegeben, dass sie auf ihrem Betrieb nur ein geringes Ketose-Problem haben. Die untersuchten Startphasenkühe auf ihren Betrieben zeigten aber ein anderes Bild: Von 194 getesteten Kühen wiesen 100 Tiere ein auffälliges Testergebnis auf – also mehr als die Hälfte der Tiere. Dieses Resultat zeigt eindrücklich auf, dass die subklinische Ketose auf vielen Betrieben unterschätzt wird.

Die Mehrheit der kranken Tiere lag am Testtag zwischen Mitte dritter und Mitte neunter Laktationswoche. In diesem Zeitraum ist die Gefahr einer Ketose-Erkrankung am höchsten.

Das Wissen im Zusammenhang mit dem Auftreten

Die statistische Auswertung hat ergeben, dass kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Wissen der Bauern bezüglich der Ketose und deren Auftreten auf dem jeweiligen Betrieb besteht. Somit kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, dass ein Bauer, der mehr weiss, weniger Probleme mit der subklinischen Ketose hat.

Offensive gegen die subklinische Ketose

  • Bedarfsgerechte Versorgung in der Galtphase 
  • Energiereiche Startphasenfütterung 
  • Keine verfetteten Tiere
  • Leistungsangepasste Fütterung während der ganzen Laktation 
  • Anderen Krankheiten vorbeugen 
  • Bei Risikotieren energiereiche Ergänzungsfuttermittel(Propylenglycol usw.) einsetzen

Zusätzlich ist eine gezielte Überwachung der Startphasentiere mit einem Ketose-Schnelltest empfehlenswert. Durch ein Monitoring können gefährdete und kranke Tiere frühzeitig erkannt, die nötigen Massnahmen getroffen und finanzielle Verluste vermieden werden. 

Das Wichtigste in Kürze

  • Wissenslücken der Lernenden bei Symptomen, Vorbeugungsmassnahmen und bei offenen Fragen, die vernetztes Denken erfordern 
  • 80 % der Betriebsleiter verfügen über gutes bis sehr gutes Wissen 
  • Signifikanter Wissensunterschied zwischen Landwirten und Lernenden 
  • 54 % der untersuchten Startphasentiere mit auffälligem Testergebnis 
  • 97 % der nachgewiesenen Ketosen verliefen subklinisch 
  • Ketose-Problematik wird von den meisten Betriebsleitenden stark unterschätzt 
  • Positives Resultat bei über 50 % der getesteten Kühe von Betrieben, deren Risiko durch den Betriebsleiter als «kein», «klein» oder «gering» eingestuft wurde 
  • Landwirte, die viel über Ketose wissen, können die Ketose-Problematik ihrer Herde nicht besser einschätzen
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