Wie schwierig die Reduktion von Dermatitis digitalis in einer Herde ist, weiss jeder, der jemals mit dieser Klauenerkrankung zu tun hatte.
Der Rindergesundheitsdienst (RGD) Bern hat 2017 ein Projekt gestartet, um durch eine regelmässige tierärztliche Betreuung eine Verbesserung der Situation bezüglich Mortellaro auf betroffenen Betrieben zu erreichen. Am Mortellaro-Projekt nahmen 25 Milchviehbetriebe, welche seit mehreren Jahren ein bestehendes Bestandesproblem (>10 % der Herde betroffen) mit Dermatitis digitalis (DD) haben, teil. Die Betriebe wurden durch Mitarbeiterinnen des RGD während einem Jahr betreut. Bei einem ersten Besuch im Jahr 2017 wurden anhand von spezifischen Fragebögen Informationen zum Betrieb eingeholt. Gemeinsam mit dem Landwirt wurde der Stall im Hinblick auf die bekannten Risikofaktoren genauer untersucht und Verbesserungsmassnahmen wurden besprochen. Die im Fressgitter fixierten Kühe wurden mittels Penwalk (siehe UFA 2 / 2019) beurteilt und ein Teil der Herde im Klauenstand genau untersucht. So wurde ein Eindruck über die aktuelle Herdensituation gewonnen. Ein Jahr später fand ein zweiter Besuch mit demselben Vorgehen statt. Beide Besuche wurden in Form eines Berichts schriftlich festgehalten, welcher die Massnahmen zur Reduktion der vorhandenen Risikofaktoren beschrieb. Die jeweiligen Bestandestierärzte waren involviert und erhielten den Bericht ebenfalls. Die empfohlenen Massnahmen bezogen sich auf die Themen Entmistungsmanagement, Kuhkomfort, Biosicherheit, Therapie, Klauenpflege und Dokumentation. In der Zwischenzeit wurden die Landwirte einmal pro Monat durch den RGD telefonisch kontaktiert , wobei ein identischer Fragebogen abgearbeitet, auf aktuelle Probleme eingegangen und die umgesetzten Massnahmen besprochen wurden.
Das Projekt in Zahlen
Insgesamt waren 1539 Kühe am Projekt beteiligt, wovon rund achtzig Prozent in Freilaufställen gehalten wurden. Die durchschnittliche Herdengrösse lag mit 61 Tieren deutlich über dem Schweizer Durchschnitt von 24 Kühen pro Betrieb. Die durchschnittliche Milchleistung lag bei 8488 kg. Die Resultate von fünf Betrieben mussten aufgrund schlechter Datenqualität verworfen werden. Von den restlichen 20 haben sieben Betriebe innerhalb eines Jahres eine Verbesserung, also eine geringere Anzahl Kühe, die von DD betroffen waren, erzielt.
Der Schlüssel zum Erfolg
Es hat sich gezeigt, dass tendenziell die kleineren Betriebe, welche mehr als drei Empfehlungen umgesetzt haben und die Klauenpflege selber durchführen, eine grössere Chance zur Verbesserung haben. Bei einer geringeren Anzahl Tiere ist der Keimdruck tiefer und die Management-Massnahmen sind oft einfacher umzusetzen.
Wichtig ist, dass die empfohlenen Massnahmen in den Arbeitsalltag des Landwirts passen. Nur so ist es möglich, dass diese Anpassungen langfristig und konsequent umgesetzt werden. Grundsätzlich gilt, dass die Massnahmen individuell an die Situation jedes Betriebes angepasst werden. Wichtig ist, vorhandene Risikofaktoren auf einem Betrieb zu erkennen und Lösungsansätze zu suchen. Das Projekt hat gezeigt, dass eine Betreuung in diesem Ausmass nicht ausreichend ist. Es kann davon ausgegangen werden, dass es eine engmaschigere tierärztliche Betreuung benötigt. Diese erfolgt bestenfalls in Kombination mit einer Bestandesbetreuung und regelmässigen Besuchen vor Ort. Nur so kann langfristig eine Stabilisierung oder gar eine Verbesserung der Situation ermöglicht werden.