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Nutztiere

Kühe Entwurmen – ist das sinnvoll?

Die Weidehaltung von Kühen hat, neben den bekannten und wichtigen Vorteilen, auch eine Kehrseite: Die weidenden Kühe sind Parasiten ausgesetzt. 

Milchkühe_Weide
(Bild: UFA AG)

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Aktualisiert am

Tierärztliche Bestandesbetreuung

Ein Parasitenbefall hat einen negativen Einfluss auf die Produktivität, die Tiergesundheit und das Tierwohl. Damit sind eine reduzierte Futterverwertung, ein geringeres Wachstum und eine verringerte Tageszunahme respektive Milchmenge verbunden. Bei Milchkühen gibt es je nach Erreger Schätzungen einer reduzierten Milchleistung von mehr als 1 kg pro Kuh und Tag. Entsprechend fallen die Kosten respektive Verluste aus.

Eine komplett parasitenfreie Rinderhaltung ist nicht möglich und auch nicht das Ziel. Auch reine Stallhaltungen können einen gewissen Parasitendruck in ihrer Herde haben. Ziel der Behandlungsstrategie ist es, die Tiere zu erkennen, welche eine Behandlung aus gesundheitlichen oder wirtschaftlichen Gründen benötigen. Dies einerseits aus Kostengründen und vor allem auch aufgrund der Resistenzproblematik in diesem Bereich der Tiermedizin.

Resistenzen

Definition «Resistenz» = > 5 % der Parasiten überleben eine Behandlung mit einem Anthelmintikum

Vorbeugen: 

  • Korrekte Dosierung 
  • Richtiger Zeitpunkt und richtige Frequenz 
  • Selektive Entwurmung

Risikofaktoren: 

  • Hohes Behandlungsintervall 
  • Unterdosierung 
  • Kontinuierlicher Gebrauch einer Wirkstoffklasse über Jahre

Diagnostik

Die klassische Diagnostik basiert vor allem auf Kotuntersuchungen. Daneben gibt es auch Antikörpernachweise in der Milch oder im Blut. Je nach Erreger und Tierart können unterschiedliche Teststrategien (Blut vs. Kot) und Testzeiten sinnvoll sein.

Eine komplett parasitenfreie Rinderhaltung ist nicht möglich.

Die Teststrategie muss individuell auf den Betrieb definiert werden und immer mit einer Analyse der Risikofaktoren und einer Besprechung der Weidestrategie einhergehen. Unsachgemässe Probeentnahme (z. B. zu spät im Labor analysiert) oder ungünstiger Beprobungszeitpunkt führen zu falschen Ergebnissen und zu Fehlinterpretationen der Situation.

Die wichtigsten Weideparasiten bei der Kuh sind:

  • Magen-Darm-Wurm (Labmagenwurm, Dünndarmwurm) 
  • Lungenwurm 
  • Grosser Leberegel

Für diese drei Parasiten gibt es, neben den klassischen und bewährten Einzeltierdiagnostikmöglichkeiten, etablierte und gut funktionierende Tankmilchproben. Tankmilchproben geben eine gute Übersicht über den Status der laktierenden Herde. Galtkühe sind nicht in dieser Untersuchung enthalten und müssen unter Umständen nachbeprobt werden.

Magen-Darm-Wurm

Die Befallsstärke ist beeinflusst durch die Betriebsgrösse (höhere Werte für grössere Betriebe) und den Weidegang. Wichtig ist beim Labmagenwurm, dass die Herden im Zeitraum November / Dezember beprobt werden. Der Infektionsdruck auf der Weide ist im Spätsommer / Herbst am höchsten. Entsprechend ist einige Wochen später die Immunabwehr (in Form von Antikörpern) am stärksten ausgebaut und widerspiegelt den Infektionsdruck am besten. Ziel der Behandlungsstrategie gegen Magen-Darm-Würmer ist eine natürliche Immunisierung der Rinder während der ersten Weideperiode und eine natürliche Auffrischung in den folgenden Jahren. Dafür müssen die Rinder und Kühe mit dem Parasiten in Kontakt kommen, und eine komplette Parasiteneliminierung und -freiheit ist zumindest beim Labmagenwurm nicht erwünscht. Entsprechend kann der Parasitendruck sehr gut mit dem Weidemanagement gesteuert werden. Besonders feuchte Weiden und Standweiden sowie eine hohe Besatzdichte führen zu einem hohen Parasitendruck auf der Weide und entsprechend zu einem erhöhten Risiko einer Infektion. So könnte schon ein Zwischenschnitt den Druck entscheidend senken. Eine Behandlung der ganzen Herde sollte nur durchgeführt werden, wenn die Tankmilchuntersuchung dies anzeigt. Wichtig ist zudem die Absprache mit dem Bestandestierarzt sowie das gleichzeitige Überarbeiten des ganzen Parasitenmanagements, sodass in Zukunft keine Behandlung mehr nötig ist.

Lungenwurm

Beim Lungenwurm ist die Beprobung anhand der Tankmilchuntersuchung schon Ende September oder im Oktober vorzunehmen. Klinische Erkrankungen zeigen sich im Normalfall nur bei etwa einem Viertel der infizierten Kühe. Studien haben gezeigt, dass zum Beispiel in Niedersachsen 40 Prozent und in Holland 77 Prozent der Rinderbestände befallen sind. Die ausgebildete Immunität hält für etwa ein Jahr (ohne Reinfektion, was einer Auffrischung gleichkommt). 2000 Larven können für eine Infektion genügen. Da eine rasche Folge von drei bis vier Lungenwurmgenerationen während einer Weidesaison möglich ist, kann der Druck sehr hoch sein. Typische Symptome sind Milchrückgang, Gewichtsverlust und Husten. Der geschätzte Milchverlust bei einer Lungenwurm-positiven Herde beträgt 1,01 bis 1,68 kg Milch pro Kuh und Tag. Dies ergibt für einen Betrieb mit 30 laktierenden Kühen potenzielle Kosten von etwa 5000 Franken. Jedoch, im Falle eines milden Ausbruches mit wenigen hustenden Tieren, ist die Einzeltieruntersuchung (Rinder eher beproben als Kühe) zielführender als eine Tankmilchuntersuchung (tiefe Genauigkeit des Tests).

Grosser Leberegel

Zuletzt kann man auch den grossen Leberegel in der Milch nachweisen. Zwar führt er in den meisten Fällen nur zu leichten Infektionen ohne sichtbare Symptome. Er kann aber in schwereren Fällen auch zu einer reduzierten Tageszunahme respektive Milchleistung führen (Schädigung der Leber). Eine Impfung gegen den Grossen Leberegel existiert im Moment nicht und der zugelassene Wirkstoff hat eine Milchsperre zur Folge. Umso wichtiger ist hier das ganze Weidemanagement.

Weidemanagement

Neben den ganzen Behandlungsstrategien und verschiedenen Nachweismethoden gilt nicht zu vergessen, dass nur ein geringer Bruchteil der Parasiten effektiv in der Kuh lebt. Ein Grossteil (> 90 %) lebt auf den Weiden. So ist das Weidemanagement ein essenzieller Bestandteil der Parasitenkontrolle und nicht zu vernachlässigen. Mit einfachen Massnahmen wie Weide rotation anstelle von Standweiden, rechtzeitigem Weidewechseln, dem Güllemanagement und der Tränkehygiene lässt sich der Wurmdruck in der Herde einfach und gut senken.

Zusammenfassend kann man festhalten, dass eine regelmässige Kontrolle der Parasiteninfektion in der Herde eine gute Möglichkeit ist, den Infektionsstatus der Herde zu kontrollieren und miteinzubeziehen, ob die Herde behandelt wird oder nicht. Wichtig sind der Zeitpunkt der Beprobung und die Aufarbeitung der Risikofaktoren der Wurminfektion sowie die Diskussion des Weidemanagements. 

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