Kühe sind überall gleich, egal ob ich in der Ostschweiz oder im Bernbiet bin. Kein Landwirt hat kompliziertere Kühe als der Nachbar oder umgekehrt. Auch Pech und Glück sind meist gleichermassen verteilt und hängen in einem Stall vor allem vom Tierhalter und vom Herdenmanagement ab», stellt Christian Manser gleich zu Beginn seines Vortrages klar: «Wenn Probleme bestehen, muss der Landwirt aktiv werden und die Situation ändern. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass oft nur mit kleinen Veränderungen Grosses bewirkt werden kann, welches das Wohlbefinden der Kühe und der Landwirte deutlich steigert.»
Richtige Platzverhältnisse
Steht eine Kuh auf, schwingt sie stark nach vorne aus, damit das Aufstehen leichter vonstattengeht. Inklusive Schwungraum beansprucht eine ausgewachsene Kuh eine Länge von 3.2 Metern – das bedeutet, dass der Kopfraum vor der Liegefläche vorhanden und nutzbar sein muss. Oft sind stirnseitig Wände angebracht oder bei gegenständigen Boxen ist der Zwischenraum zu knapp bemessen. Kommen noch ein tief montiertes Nackenband und zu klein bemessene Liegeboxen hinzu, verringert sich die so wichtige Ruhezeit der Kühe. Dasselbe gilt auch in Anbindeställen: unnötige Wände und Stalleinrichtungen können raus: «Wenn die Kuh sich beim Aufstehen jedes Mal den Kopf stösst, ist das nicht gerade förderlich für das Liegeverhalten. Die Kühe legen sich schräg hin, koten auf die Liegefläche und die Liegezeit vermindert sich», so der Experte.
Weiche Matratze
Die Liegefläche sollte weich und rutschfest gestaltet sein: «Bei geschwollenen Sprunggelenken läuten bei mir die Alarmglocken! Die Kühe haben Schmerzen und liegen weniger lange. Das hat direkten Einfluss auf die Gesundheit und Leistungsbereitschaft der Tiere», erklärte Christian Manser den anwesenden Landwirten und Landwirtinnen. «Auch Kühe, die im Laufhof stehen sind kein gutes Zeichen – diese Tiere demonstrieren, dass etwas mit der Liegefläche oder der Luft im Stall nicht stimmt. Kühe sollten entweder fressen, liegen oder beim Melken sein, aber nicht nur rumstehen und abwarten.»
Rund ums Abkalben
Den Galtkühen muss besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt werden. Besonders Stress und Unruhe müssen verhindert werden. «Kühe sind Herdentiere. Dass sie beim Abkalben separiert werden ist gut, jedoch dürfen sie den Herdenkontakt nicht verlieren. Hohe Betonwände verhindern die Sicht zur Herde, besser wird der Abkalbebereich nur mit Panels abgetrennt. Idealerweise können die Kalberkühe auch von der Abkalbebox aus an derselben Fressachse fressen wie die laktierenden Kühe», betont der Kuhsigna-le-Trainer. Einen Tipp für nach dem Abkalben gab der Experte den Landwirten noch mit auf den Weg: «Die frisch geborenen Kälber in die Krippe legen – auf das Futter. Dadurch beginnt die Kuh schnell mit der Futteraufnahme, das Kalb ist in Sicherheit und die Kuh steht am richtigen Platz zum Melken und verhält sich ruhiger.» Obwohl dadurch das Futter nass werde und etwas eklig aussehe, sei dies für die Kuh kein Problem: «Die Kalberkuh frisst dieses Futter genüsslich und in der Regel bis auf den letzten Bissen auf, da muss anschliessend nichts entsorgt werden», beantwortet der Experte die aufgekommenen Fragen der anwesenden Landwirte.