Die Kälber sollten jederzeit sorgfältig beobachtet werden, um Anzeichen wie Husten, Nasenausfluss, Augenausfluss und abnormale Haltung der Ohren frühzeitig zu erkennen. Eine tägliche Kontrolle der Rektaltemperatur ist ebenfalls hilfreich. Allerdings zeigen Studien aus verschiedenen Ländern, dass etwa vier von zehn Aufzuchtund Mastkälbern mit Lungenentzündung durch diese klinische Überwachung nicht erkannt werden können (sogenannte subklinische Pneumonie). Was wir sehen, ist also nur die Spitze des Eisbergs.
Langfristige Folgen
Ganz abgesehen vom Tierwohlaspekt weiss man, dass diese subklinischen Pneumonien wirtschaftlich wichtig sind. Kälber, welche wegen Nicht-Erkennen oder Nicht-Ansprechen auf eine Therapie eine Lungenentzündung entwickeln, die lange anhält oder gar nicht heilt, haben deutlich geringere Zunahmen, die sie nicht mehr aufholen können. Früh behandelt ist der Unterschied eines erkrankten Kalbes zu einem gesunden schon nach einigen Wochen nicht mehr erkennbar. Abgesehen davon, wird so die Infektionskette schnell durchbrochen und Neuansteckungen werden vermieden.
Frühzeitiges Erkennen
Die Ultraschalluntersuchung der Lunge ist momentan die einzige Möglichkeit, Kälber mit subklinischer Pneumonie zu erkennen oder klinische Pneumonien von Infektionen der oberen Atemwege zu unterscheiden. Letztere sind meist viral bedingt und benötigen keine antibiotische Therapie.
Ein Lungenschall kann mit den «normalen» Rektalschallgeräten durchgeführt werden und dauert bei geübten Untersuchern nicht länger als eine klinische Untersuchung. Ein Lungen-Check direkt beim Einstallen lohnt sich, um kranke Kälber frühzeitig zu erkennen und sofort zu behandeln. Denn über die Hälfte der Kälber mit klinischer Pneumonie zeigen schon zehn Tage vor Auftreten der Symptome Veränderungen im Ultraschall.
Heilung überwachen
Die Untersuchung eignet sich auch, um während eines Ausbruchs die Heilung zu überwachen. So können Antibiotika und Therapiekosten gespart werden, oder umgekehrt kann man chronisch erkrankte Tiere oder Therapieversager erkennen und ausmerzen. Zusammengefasst kann eine Behandlung besser auf den spezifischen Fall zugeschnitten werden. Es wird schneller behandelt, und damit werden die Erfolgschancen für das einzelne Tier, aber auch für den Bestand (Ausbruchskontrolle) erhöht und der Antibiotikaeinsatz gesenkt.
Und übrigens: Der Lungenultraschall ist nicht nur in der Mast hilfreich. Nach dem in den USA schon verbreiteten #WeanCleanTM (sinngemäss «sauber absetzen») werden den Aufzuchtkälbern in den ersten zwölf Wochen regelmässig die Lungen geschallt, um exzellente Aufzuchtbedingungen zu schaffen.