Corina Göpfert und Reto Jäger haben einen sehr vielseitigen Betrieb. Nebst den rund 160 Mastmuni und 120 Mastschweinen, betreiben sie eine Besenbeiz und einen Hofladen. So können sie den Kunden die produktive Landwirtschaft direkt aufzeigen.
Mastmuni in zweiter Generation
Die Munimast hat auf dem Betrieb von Corina Göpfert und Reto Jäger Tradition. Schon 1975 baute der Vater der Betriebsleiterin einen Maststall für 200 Mastmuni nach QM-Richtlinien. Die Munimast ist in der Gemeinde Untervaz stark verankert. Da sich die fruchtbaren Böden für den Acker- und Gemüsebau eignen, ist die Mastmunihaltung eine optimale Ergänzung dazu. Die Labelproduktion hat Tradition auf dem Betrieb, wo Ende der 80er Jahre in die Produktion nach dem M7-Label eingestiegen wurde. Dafür wurde der Stall nach RAUS- und BTS-Richtlinien umgebaut. So folgten Auslauf und eine neue Liegehalle für die Mastmuni, weshalb weniger Tiere gehalten werden konnten. Heute wird nach IP-Suisse Richtlinien produziert.
Einstallen nach Jahreszeit
Je nach Jahreszeit werden unterschiedliche Tiere eingestallt. Im Sommer werden aufgrund der Preise und der Stallplätze Fresser gekauft. Ansonsten werden rund je 20 Tränker pro Gruppe im Rein-Raus-System eingestallt. Im Frühling und Herbst, das heisst vor und nach der Alpung, werden Absetzer aus der Mutterkuhhaltung eingestallt, welche sie dann ausmästen. So wird jeweils eine ganze Gruppe mit reinen Mutterkuhabsetzern gehalten. Diese Gruppe ist aufgrund der unterschiedlichen Einstallgewichte sehr heterogen. «Dies sei aber kein Problem», betont Reto Jäger. «Es sind sehr ruhige Tiere, die sich rasch und ohne Rangkämpfe in eine Gruppe einfügen». So können ohne weiteres 300 kg schwere Tiere in die Gruppe mit 500 kg schweren Tieren eingestallt werden, ohne dass Rangkämpfe oder Verletzungen zu befürchten sind.
Lungenentzündungen bei den Tränkern seien ein ernstzunehmendes Problem. Darum werden diese am zweiten Tag nach dem Einstallen intranasal gegen die Rindergrippe geimpft, was eine Verbesserung der Tiergesundheit bewirkt.
Betriebsspiegel
LN: 40 ha, davon 20 ha im Tal und 20 ha in der Bergzone 2
Tiere: 130 Ausmastplätze, 40 Tränkerplätze, 124 Mastschweine, 11 Pferde (Privat und in Pension), 3 Lamas auf der Alp, 30 Legehennen
Ackerbau: 2 ha Weizen, 16 ha KW für den ersten Schnitt, danach Mais, Kartoffeln und Gemüse
Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar Corina Göpfert und Reto Jäger mit ihren Töchtern Yara, Marla und Arina, der An gestellte Sven, 2 Sommeraushilfen für die Heuarbeiten auf der Alp
Weitere Betriebszweige: Lohn arbeiten für Dritte
Besenbeiz seit 2018 Hofladen seit 2019 www.hertihof.ch
Wichtig ist Konstanz
Die Mastmuni werden mit einer Ration bestehend aus zwei Drittel Maissilage und einem Drittel Grassilage gefüttert. Dazu kommen je nach Alter und Gewicht zwei bis 2,5 Kilogramm Kraftfutter pro Tier und Tag. «Der wichtigste Punkt bei der Fütterung ist die Konstanz in der Ration. Das Alter der Silage ist ein weiterer Punkt. Egal ob Gras oder Mais, wir verfüttern die Silage immer innerhalb von einen Jahr.» so Reto Jäger. Tageszunahmen von über 1500 g ab 200 kg Lebendgewicht geben ihm recht. Seit zwei Jahren setzt er auf das UFA-Kälbermash. Die betriebseigene Mischung aus Heu, Luzerne, Kraftfutter und Melasse für die Tränker, haben bei diesen zu einem deutlich besseren Tageszuwachs geführt. Die Mash-Mischung wird jede Woche neu zusammengestellt. So kann die Ration abhängig vom Kraftfutteranteil immer auf die Bedürfnisse der Tränker abgestimmt werden.
Gastronomie: festes Standbein
Im Mai 2018 eröffnete die Familie eine Besenbeiz auf dem Betrieb. Corina Göpfert hat schon vorher Wochenendanlässe durchgeführt und war sich somit das Bewirten von Gästen gewohnt. Der Entscheid zur Besenbeiz mit einer neuen Küche hatte jedoch mehrere Gründe. Da das Betriebsleiterpaar in den nächsten 30 Jahren mit Landverlust aufgrund der nahegelegenen Kiesgrube rechnen muss, suchte es Möglichkeiten, um ein bodenunabhängiges Einkommen zu generieren. Anstehende Umbauten der vorhandenen Infrastruktur (WC und Küche) waren ein weiterer Grund für den Entscheid. «Mit einem solchen Kundenansturm haben wir allerdings nicht gerechnet», erzählt Corina Göpfert. Eher zufällig eröffneten sie die Besenbeiz im selben Monat, als die letzte Dorfbeiz schloss. So kommen heute während der ganzen Arbeitswoche Tagestouristen, Reiseunternehmen auf Zwischenhalt und Kunden aus der Region auf ein feines Mittagessen.
UFA-Kälbermash
UFA-Kälbermash kann auf dem eigenen Betrieb gemischt werden. Die Mischung ist für Aufzuchtkälber (Grossviehmast und Milchviehaufzucht) geeignet.
Sie besteht aus:
- 20 – 25 % Dürrfutter (Belüftungsheu)
- 10 – 20 % Luzerne
- 50 – 60 % UFA 118F
- 25 – 26 % UFA-Molablend (Melasse)
UFA-Kälbermash fördert eine frühe Futteraufnahme, um einen Wachstumsknick während des Absetzens zu verhindern, was somit zu einem konstant hohen Tageszuwachs führt.
Die produktive Landwirthaft offen zeigen
Wie in der Munimast üblich, gehen die Tiere nicht auf die Weide. «Wenn wir von Kunden, die nicht aus der Landwirtschaft kommen, darauf angesprochen werden, sind Offenheit und Erklärungen sehr wichtig» betont Corina Göpfert. Schon die Parkplätze zur Besenbeiz sind dazu von Vorteil. Diese liegen direkt vor dem Laufhof der Kälber mit Blick in den Stall. Wenn die Gäste die herumhüpfenden Kälber sehen, wird schon das erste positive Bild vermittelt. Auch der Laufhof und die eingestreute Liegefläche der Muni kommen bei den Kunden sehr gut an. «Den Kunden muss aufgezeigt werden, dass man einen Bezug zu den Tieren hat und diese nicht einfach als Objekte betrachtet», sagt die Betriebsleiterin weiter. Zudem sei es sehr befriedigend, wenn Familien mit Kindern auf den Betrieb kommen und sich die Kinder auf diesem Weg für die Landwirtschaft begeistern können.
Regional und «from nose to tail»
Die Regionalität der Produkte ist auch ein grosses Bedürfnis der Kunden. So legen Corina und Reto viel Wert darauf, dass die Produkte für ihre Besenbeiz vom eigenen Betrieb (rund 70 %) oder aus der Region stammen. Nebst dem eigenen Rindund Schweinefleisch wird Wild aus der eigenen Bündner Hochjagd serviert. Hinzu kommen die Eier der Legehennen und verschiedene Gemüse, welche eigens angebaut werden. Von den Tieren werden nicht nur das Filet und der Braten, sondern es wird das ganze Tier verwertet. So kann es gut möglich sein, dass es als Mittagmenu auch einmal «Söischnörrli», Haxen oder Voressen gibt, oder eben «from nose to tail».
Den Zug nicht verpassen
Der Produktionszweig der Munimast und die damit verbundene Arbeit gefällt Reto Jäger, der für diesen Betriebszweig hauptsächlich zuständig ist. Allerdings werde die Produktion von marktkonformen Munis nicht einfacher. Trotz den strengeren Anforderungen bei der Taxierung hat er keine Probleme bei der Fettabdeckung. Für die Zukunft des Betriebs befürchtet Reto Jäger einen Rückgang der Gemüseproduktion, da es weniger Pflanzenschutzmittel (PSM) geben wird und die Auflagen strenger werden. Corina Göpfert glaubt hingegen nicht an einen Rückgang der Gemüseproduktion, da fehlende PSM durch die Technik und Digitalisierung kompensiert werden. In einem Punkt ist sich das Paar jedoch einig: Sobald sich neue Möglichkeiten für die Weiterentwicklung ergeben, darf man den Zug nicht verpassen.