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Nutztiere

Hier lernen Ferkel das Einmaleins des Fressens

Die Ferkel müssen früh fressen lernen, um sich mit dem Absetzen nebst allen anderen Stressfaktoren nicht auch noch ans Festfutter gewöhnen zu müssen. Felix Neuenschwander hat ein Fütterungssystem, das ihn beim Anfüttern unterstützt. Doch für gesunde Sauen und Ferkel spielen noch weitere Faktoren eine Rolle.

Die Ferkel fressen am selben Trog wie die Mutter und gewöhnen sich so früh ans Festfutter. 

Die Ferkel fressen am selben Trog wie die Mutter und gewöhnen sich so früh ans Festfutter. 

(Bild: Felix Neuenschwander)

Publiziert am

Redaktorin, UFA-Revue

Felix Neuenschwander in Signau führt einen Abferkelbetrieb im AFP-Ring (Arbeitsteilige Ferkelproduktion) der UFA und Anicom. Er hat 20 Abferkelplätze, in welche alle sechs Wochen hochträchtige Zuchtsauen eingestallt werden. Nach dem Absetzen der Ferkel verlassen die Sauen den Stall wieder und gehen zurück zum Deckbetrieb.
Der Abferkelstall ist erst seit etwas über einem Jahr in Betrieb – Felix Neuenschwander hat bei der Planung viele eigene Ideen eingebracht. Die Abferkelbuchten sind sehr grosszügig und für den optimalen Komfort der Sauen gestaltet.

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Beat Stucki (links) koordiniert die Arbeitsteilige Ferkelproduktion und ist bei jedem Umtrieb auf dem Abferkelbetrieb von Felix Neuenschwander. 

(Bild: Eva Studinger)

Neuer Ansatz bei der Fütterung

Besonders innovativ ist das Fütterungssystem, welches für den jungen Landwirt arbeitstechnisch viele Vorteile bietet. Die Mutter-Kind-Fütterungsanlage funktioniert anhand eines Rüttelrohrs. Wenn die Sau am Rohr rüttelt, gelangt das Futter in den Trog. Dieser ist so nahe am Boden, dass die Ferkel mitfressen können, was sie in der Regel ab ungefähr 14 Tagen machen. «Die Ferkel können das Fressverhalten von der Mutter abschauen und werden so selber animiert, zu fressen», erklärt Neuenschwander. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Ferkel immer frisches Futter zur Verfügung haben. Er ist sich sicher, dass die Ferkel besser fressen und dass es ihnen das Absetzen sichtlich erleichtert. Früher habe er die Ferkel von Hand im Ferkelnest gefüttert – der Arbeitsaufwand war gross und die Frische des Futters nicht immer gewährleistet. Damit gleichzeitig mit dem Absetzen nicht auch die Futterumstellung kommt, wird für ein paar Tage das Säugendfutter (insgesamt 2 kg / Ferkel), ergänzt mit Milch- und Eisenpulver, verabreicht. Anschliessend wird auf das Ferkelfutter UFA 311-6 securo gewechselt.

Anfüttern für Ferkelgesundheit

In der Phase des Absetzens kommen viele Stressfaktoren auf das Ferkel zu. Das führt zu einer reduzierten Futteraufnahme. Durch den Stress wird das körpereigene Immunsystem, welches noch nicht ganz ausgereift ist, geschwächt. In Kombination mit dem begrenzt aktiven Enzymsystem des Verdauungstraktes und der noch reduzierten Salzsäureproduktion des Magens kann es zu einem Energiemanko kommen. Diese Vorgänge führen dazu, dass die Pforten für krankmachende Keime geöffnet sind.
Die Ferkel sind dann nicht vorbereitet auf einen hohen Futterverzehr und das Futter kann nicht vollständig verdaut werden. Die unverdauten Futterbestandteile bleiben im Darm zurück und sind ein optimaler Nährboden für Coli-Bakterien, welche Durchfall hervorrufen. «Deshalb ist das Anfüttern das A und O», erklärt der UFA-Spezialist Beat Stucki. «Mit dem Anfüttern während der Säugezeit gewöhnen sich die Ferkel ans Futter und das Verdauungssystem kann sich entwickeln.»

Arbeitstechnische Erleichterung

Wie jedes System, hat auch die Fütterungsanlage auf dem Betrieb Neuenschwander Vor- und Nachteile: Es ist nicht möglich, die Ferkel mit einem separaten Futter zu füttern; sie fressen das nicht optimal auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Sauenfutter. Doch Neuenschwander sieht es positiv: «Mir ist es lieber, die Ferkel fressen vom Sauenfutter, anstatt dass sie gar nicht fressen.»
Arbeitstechnisch bietet diese Fütterungsanlage viele Vorteile. Das heisst aber nicht, dass der Betriebsleiter weniger im Stall ist. Die Tierbeobachtung ist ihm besonders wichtig. Täglich passt er die Futtermenge jeder Sau leicht an, abhängig von den Futterresten. So stellt er sicher, dass die Ferkel nicht zu kurz kommen oder dass es nicht zu viel Futter hat, denn dieses soll frisch sein. Ein Nachteil sei, dass man Sauen nicht in der Futteraufnahme bremsen kann. Wenn man die Futtermenge zu stark verringert, frisst die Sau alles selber und lässt den Ferkeln nichts mehr übrig.

Vorzeigestall

Die Luftqualität im Abferkelstall ist optimal, man merkt kaum, dass man in einem Schweinestall ist. Das Tierwohl liegt dem Betriebsleiter am Herzen.
Der Stall ist so gebaut, dass er, falls irgendwann vom Produktionsprogramm erfordert, die Möglichkeit hat, Auslauf zu gewähren. Diesen Platz nutzt er bereits heute, nicht als konstanter Auslauf, jedoch, um die Sauen während den Stallarbeiten für einen Moment rauszulassen, damit sie sich bewegen können. In der Zeit vor dem Abferkeln wird ihnen draussen noch Emd und Gras verabreicht. Neuenschwander ist sich sicher, dass die Bewegung ein grosser Vorteil für die Darmgesundheit ist und Milchfieber vorbeugt. Zudem sei es im Stall viel sauberer, da die Sauen, sobald sie sich bewegen und nach draussen gehen, ausserhalb koten und harnen.

Arbeitsteilung im Abferkelring

Zum Abferkelring gehören ein Deckbetrieb und nebst Neuenschwander noch zwei weitere Abferkelbetriebe. Als Hauptvorteil des AFP nennt Stucki die Arbeitsteilung und Spezialisierung. «Die Phasenfütterung kann durch diese Arbeitsteilung optimal umgesetzt werden. Mit dem Galtfutter UFA 362-6 Extra und dem Säugendfutter UFA 361-6 Extra werden die Sauen in jeder Produktionsphase bedarfsgerecht versorgt», so der UFA-Schweinespezialist. Er ist regelmäs sig auf den Betrieben und ist neben der Fütterungsberatung auch für die Planung von Transport und Remontenbeschaffung sowie für die Abrechnungen zuständig.

Eigene Mastplätze

Neuenschwander hat rund 150 Mastplätze, wo ein Teil der Schweine ausgemästet wird, die restlichen Mastjager gehen an einen weiteren Mastbetrieb. Für die Vermarktung der Jager- und Mastschweine ist die Anicom zuständig. Für Neuenschwander ist die Zusammenarbeit in einem Ring ideal. Er ist spezialisiert auf das Abferkeln, die Planung läuft extern und die Umtriebe sind auf das ganze Jahr geplant. Die Ankunftstage der Sauen weiss er weit im Voraus. Neuenschwander hat aber auch gewisse Ansprüche. Da die 20 Zuchtsauen jeweils gleichzeitig kommen und auch wieder gehen, müssen sie alle möglichst schnell und in kurzer Zeitspanne abferkeln. Ist die Spanne gross, geht das auf Kosten der Säugezeit, was zu unausgeglichenen Ferkeln führt.
Einen Teil der Schweine selber auszumästen, sieht Neuenschwander als grossen Vorteil, da er allfällige Nachzügler für die Mast bei sich behalten kann. 

Praxisversuch

In einer Untersuchung im Rahmen einer Diplomarbeit vom UFA-Schweinespezialist Markus Spycher wurde die Mutter-Kind-Fütterung untersucht. Auf einem Betrieb wurden bei insgesamt 28 Würfen Ferkel im Mutter-Kind-Fütterungssystem (Gruppe MuKi) mit solchen, die «konven tionell» gefüttert wurden (Vergleichsgruppe), verglichen. Dabei wurden die Parameter Absetz gewicht, Tages zuwachs, Saugferkel verluste, sowie Gewichtsverlust der Muttersau untersucht. In den genannten Parametern wurden keine deutlichen Unterschiede erkannt. Interessant ist, dass beim Absetz gewicht die Streuung auf Einzeltierebene bei der Vergleichsgruppe grösser war als bei der Gruppe MuKi. Zudem zeigte sich die Tendenz, dass bei der Geburt leichtere Ferkel der Gruppe MuKi das Defizit besser aufholten, während die kleinen Ferkel der Vergleichsgruppe tendenziell kleiner blieben. Dies zeigt, dass die Ferkel der Gruppe MuKi ausgeglichener gewachsen sind. Aus diesem kleinen Versuch können keine allgemeingültigen Aussagen gemacht werden. Eine Aufnahme über einen längeren Zeitraum wäre nötig.

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