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Nutztiere

Wie entstehen Nabelentzündungen bei Kälbern?

Der Nabel ist lebensnotwendig während der Trächtigkeit und leider potenziell krankmachend nach der Geburt. Etwa jedes 20. Kalb erkrankt an einer Entzündung des Nabels. Gute Hygiene zum Vorbeugen und gutes Beobachten für frühzeitiges Erkennen sind wichtig.

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(Bild: UFA AG)

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Tierärztliche Bestandesbetreuung

Der Nabel besteht aus Nabelvene, Nabelarterie und Urachus. Letzterer bildet den embryonalen Harngang. Diese drei Strukturen zusammen werden von der Nabelscheide ummantelt und bilden so die Nabelschnur. Die Nabelvenen versorgen das Kalb mit Sauerstoff und Nährstoffen vom Muttertier. Die Stoffwechselprodukte (z. B. CO 2 ) fliessen über die Nabelarterien via Plazenta wieder an sie zurück und werden an den Rosen in das mütterliche Blut abgegeben. Bei der Geburt reissen diese Strukturen an den dafür vorgesehenen Stellen. Der Urachus und die beiden Nabelarterien ziehen sich weit in die Bauchhöhle zurück und verschliessen sich. Die Nabelvene zieht sich weniger weit zurück und dichtet den Nabelring ab. Es bleibt ein Rest (Nabelstumpf) der Nabelscheide ausserhalb der Bauchwand des Kalbes hängen. In der Regel ist der Nabelstumpf sieben bis zwölf Zentimeter lang. Dieser Strang trocknet nach und nach ab und fällt etwa 14 Tage nach der Geburt ab. Bei einer normalen Vorderendlage-Geburt reisst die Nabelschnur erst, wenn die Schulter des Neugeborenen sichtbar wird und die Nase und das Maul schon «frei» sind. Bei einer Geburt in Hinterendlage reisst er früher. Die Nase und das Maul sind dann noch in der Gebärmutter und entsprechend kann das Kalb noch nicht atmen. Das Reissen der Nabelschnur führt unter anderem zu einer Kappung der Sauerstoffversorgung. Dieser Sauerstoffmangel stimuliert schlussendlich das Atemzentrum und die ersten Atemzüge des neugeborenen Kalbes.

Der Nabel ist die einzig offene Wunde beim frischgeborenen Kalb. Entsprechend besteht bei dieser offenen Wunde immer ein Risiko einer Infektion. Zwei zentrale Punkte für einen gesunden Nabel sind: 

  • Hygiene: Geburtshilfe und Abkalbebereich 
  • Kolostrumversorgung des Kalbes

Jegliche Manipulationen am frischen Nabel sind hygienisch durchzuführen. Abbinden erhöht das Risiko einer Nabelinfektion. Feuchte und verschmutzte Abkalbebereiche sind ein erhöhtes Risiko für eine spätere Entzündung des Nabels. Auch ist auf eine trockene und saubere Einstreu im Kälberbereich zu achten. Zudem ist eine korrekte Versorgung mit Antikörpern durch Biestmilch direkt nach der Geburt wichtig, um die Abwehr des Neugeborenen auszubilden. Häufig gibt es bei einer Entzündung des Nabels eine Umfangsvermehrung des äusseren Nabels (ist oft warm) oder Austritt von übel riechendem Sekret / Eiter. Zudem sind Nabelentzündungen schmerzhaft.

Klinisch wird unterschieden zwischen: 

  • Entzündung der Nabelvenen, -arterien und des Urachus 
  • Undefinierte derbe Schwellung (Nabelphlegmone) 
  • Derbe flüssigkeitgefüllte Umfangsvermehrung ohne erkennbare Bruchpforte (Nabelabszess) 
  • Ertastbare Bruchpforte (Nabelhernie) 
  • Nabelhämatom (Blutung in die Nabelscheide)

Besonders geeignet ist die Untersuchung per Ultraschall, die einfach und ohne viel Aufwand im Stall durchführbar ist. Diese genaue Untersuchung ist wichtig für eine korrekte Behandlung und Prognose der Nabelerkrankung. Jede Nabelentzündung birgt das Risiko einer Streuung von Bakterien «im Kalb». Nicht selten werden Gelenksinfektionen beim Kalb nach einer Nabelentzündung diagnostiziert. Auch Leberabszesse können das Resultat einer aufsteigenen Nabelvenenentzündung respektive Streuung via Blutbahn in die Leber sein. Bei Veränderungen in der Leber wird die Ausmerzung / Euthanasie empfohlen. 

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