Aus Sicht des Sömmerungsbetriebes ist es interessant, den vom Kanton vorgegebenen Normalbesatz zu erreichen. Als Normalbesatz wird die Anzahl Tiere bezeichnet, die eine nachhaltige Nutzung des Sömmerungsbetriebes ermöglicht. Der Normalbesatz errechnet sich aus den Normalstössen, also einer raufutterverzehrenden Grossvieheinheit während 100 Tagen.
Interessant ist dies deshalb, weil der Sömmerungsbeitrag nur dann vollständig entrichtet wird, wenn die Bestossung mit Normalbesätzen mindestens 75 Prozent bis maximal 110 Prozent beträgt. Die Sömmerungsbetriebe sind somit auf eine ausreichende Anzahl an Tieren angewiesen. Aufgrund der wachsenden Wolfspopulation verzichten jedoch immer mehr Schafhalterinnen und Schafhalter auf die Alpung ihrer Tiere. Es gibt aber noch weitere wichtige Kriterien, die miteinbezogen werden müssen, um zu entscheiden, ob Lämmer nun gealpt werden sollen oder nicht.
Nur gesunde Tiere auf die Alp
Grundsätzlich gilt: Es werden nur starke und gesunde Tiere gesömmert. Bei geschwächten Tieren, beispielsweise mit ungenügender Klauengesundheit oder ungenügender Entwicklung, ist das Risiko zu gross, dass die Tiere den Alpsommer nicht überstehen. Auch zu kleine oder zu junge Lämmer sollten nicht auf die Alp gebracht werden. Ansonsten sind sie nicht stark genug, um der Aue im steilen Gelände zu folgen. Lämmer, die bereits früh während der Ablammsaison zur Welt kommen und zum Alpauftrieb schon schwer genug sind, bleiben vorzugsweise im Tal, bis sie schlachtreif sind. Die Alpzeit ist für solche Tiere deutlich zu lange. Sie müssten vorzeitig abgealpt werden, um die Anforderungen im Schlachthof zu erfüllen.
Es werden nur starke und gesunde Tiere gesömmert.
Alp ist nicht gleich Alp
Einer der wichtigsten Entscheidungsfaktoren ist die Futtergrundlage auf der Alp. Nicht jede Sömmerung ist gleich, und die Unterschiede können in Bezug auf Futtermenge und Qualität enorm sein. Hierbei spielt natürlich auch das Wetter eine grosse Rolle. Bei ausreichend Regen kann mehr Gras wachsen als während eines trockenen Sommers. Es ist daher sinnvoll, Klimadiagramme und vor allem Erfahrungswerte beizuziehen, um die Situation auf dem Berg beurteilen zu können. Allgemein ist es zielführender, die Lämmer auf Alpen mit guter Futtergrundlage zu schicken. So können sie während der Sömmerung ausreichend wachsen und Körpermasse aufbauen. Bei sehr guter Futtergrundlage kann dies aber bedeuten, dass die Lämmer teilweise vorzeitig von der Alp geholt werden müssen, um die Anforderungen an Schlachtgewicht und Schlachtkörpernormen nicht zu überschreiten.
Fütterung im Tal
Lämmer, die nicht gesömmert werden, sollten unbedingt geschoren werden. Die Temperaturen sind im Flachland den Sommer über meist hoch, was bei den Tieren zu Hitzestress und somit verminderten Zunahmen führen kann. Zu beachten gilt es auch, dass der Krankheits- und Parasitendruck auf dem Talbetrieb vermehrt zunimmt. Grund dafür können Insekten, unpassendes Stallklima und ungünstiges Weidemanagement sein. Ein regelmässiger Weidewechsel bei einer Besatzzeit von sechs Tagen kann dabei helfen, die Entwicklungszyklen der parasitären Würmer zu unterbrechen und somit den Parasitendruck zu reduzieren.
Nach der Sömmerung ist vor der Schlachtung
Haben die Tiere beim Alpabtrieb das gewünschte Schlachtgewicht noch nicht erreicht, kann es sinnvoll sein, die Jungtiere einzustallen, auch wenn die Vegetationsperiode im Tal noch nicht zu Ende ist. Die Weidebestände im Tal unterscheiden sich in Sachen Zusammensetzung und Gehalte stark von jenen in den Bergen, was bei einer zwangsläufig abrupten Fütterungsumstellung zu Durchfällen führen kann. Die Angewöhnung an Rau- und Ergänzungsfutter im Stall ist für die Tiere meist mit einem kleineren Wachstumsknick verbunden.
Ziel ist, das Potenzial des kompensatorischen Wachstums auszuschöpfen, die Lämmer aber nicht darüber hinaus zu mästen, da so die Wirtschaftlichkeit enorm abnimmt. Das Zielgewicht von 47 kg LG sollte nach der Alpung innert rund zweier Monate erreicht werden.