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Nutztiere

Nischenmarkt Trutenmast

Der Verzehr von Trutenfleisch hat in der Schweiz keine Tradition. Dennoch gibt es einige Landwirtschaftsbetriebe, die, meistens im Sommer, Truten mästen. Der Landwirt Stefan Gempeler aus Faulensee nutzt mit der Trutenmast ein sonst im Sommer leer stehendes Gebäude.

Stefan Gempeler mästet jährlich zwischen 120 und 150 Truten in einem Umtrieb.

Stefan Gempeler mästet jährlich zwischen 120 und 150 Truten in einem Umtrieb.

(Bild: Eva Studinger)

Publiziert am

Redaktorin, UFA-Revue

Stefan Gempeler führt einen vielseitigen Betrieb in Faulensee. Nebst 35 Milchkühen, 8 Mutterkühen und 80 Legehennen hält er Masttruten. Die Trutenmast ist eine besondere Leidenschaft von ihm. Bereits in der siebten Klasse hat er mit sieben Stück damit angefangen. Er hat die Anzahl Truten Jahr für Jahr gesteigert und mästet heute jedes Jahr in einem Umtrieb etwa 120 bis 150 Truten. Die Tiere bezieht er mit einem Alter von fünf bis sechs Wochen. Wenn diese auf den Betrieb kommen, haben sie ein Gewicht von ungefähr einem Kilogramm. Sie werden dann etwa 90 bis 100 Tage gemästet. Gempeler hält die Truten nicht geschlechtergetrennt, aber er schlachtet die Tiere gestaffelt. Die weiblichen Tiere gehen bereits mit 12 kg, die männlichen nimmt er mit 15 bis 20 kg raus.

Truten müssen beschäftigt sein

Gempeler füttert die Truten ad libitum mit einem Alleinfutter. Dieses Futter enthält ein Kokzidiostatikum, welches die Entwicklung von Protozoen und deren negative Folgen auf die Darmgesundheit hemmt. Etwa einen Monat vor dem Schlachten wechselt Gempeler auf ein Ausmastfutter, welches kein Kokzidiostatikum enthält.

«Dass die Truten genügend Beschäftigung haben, ist sehr wichtig», so Gempeler. Die Gefahr von Kannibalismus sei sonst relativ hoch. Er stellt ihnen deshalb immer mehrere kleine Strohballen und Picksteine zur Verfügung. Holzbretter als Unterschlupf sorgen dafür, dass sich die Tiere zurückziehen können. Für Stefan Gempeler ist eine weitere Herausforderung der Weidegang. Es sei schon mehrmals vorgekommen, dass der Fuchs zugeschlagen hat. Zudem gehen die Truten nicht gerne raus, wenn es heiss ist – wichtig sind daher genügend Schattenplätze.

Gebäude im Sommer nutzen

Die Trutenmast ist für die Familie Gempeler eine gute Möglichkeit, ein leer stehendes Gebäude zu nutzen. Denn die Truten werden in einem Stall gemästet, der im Sommer leer steht, weil das Vieh auf der Alp ist.

Truten seien nicht allzu anspruchsvolle Tiere. Pro Tag braucht Stefan Gempeler maximal eine Stunde zur Betreuung der Tiere. Mit Krankheiten hatte er noch nie grosse Probleme. Dies führt er auch darauf zurück, dass er vor dem Einstallen den Stall immer sauber wäscht und desinfiziert.

Zum Schlachten werden die Tiere in eine Metzgerei in Lützelflüh gebracht. Das veredelte Fleisch kommt dann zurück auf den Betrieb und wird vor Ort verpackt. Daraus werden Mischpakete gemacht; von jedem Stück eine Portion für zwei Personen. Die meisten Käufer sind Stammkunden aus der Region. Letztes Jahr wollte Gempeler eigentlich auf eine Mast verzichten. Aufgrund der vielen Anfragen von Kunden hat er dann Ende Sommer aber doch noch Truten eingestallt. 

«Die Nachfrage beschränkt sich auf Nischenmärkte» 

Interview mit Vera Hofer, Leiterin Weiterbildung, Aviforum

UFA-Revue: Worauf sollte man beim Einstieg in die Trutenhaltung achten?

Vera Hofer: Vor dem Einstieg in die Trutenmast empfiehlt es sich besonders, die Frage des Absatzes zu klären. Ähnlich wie beim Gänsefleisch besteht in der Schweiz keine Tradition, Trutenfleisch zu essen. Auch wenn es grössere Vertragsproduzenten gibt, bleibt die Nachfrage vergleichsweise gering respektive beschränkt sich für Direktvermarktungsbetriebe auf Nischenmärkte. Es hat sich bei verschiedenen kleineren Trutenmastbetrieben ausbezahlt, eine Vorbestell- und Warteliste zu führen. So ist das Fleisch quasi bereits verkauft, bevor die Tiere eingestallt werden. Auf dem Fleisch schlussendlich sitzen zu bleiben, weil man die Nachfrage falsch eingeschätzt hat, gilt es zu vermeiden.

Auch die Schlachtung der Tiere gilt es nicht zu unterschätzen und sollte von Profis durchgeführt werden. Da nur wenige spezialisierte Schlachthöfe Truten schlachten, ist es wichtig, dass die Verarbeitung vorgängig abgeklärt wird.

Gibt es bei der Weide etwas Besonderes, das beachtet werden sollte?

Es sollte mindestens die doppelte Stallfläche als Weide zur Verfügung stehen. Der Zaun muss in der Regel nicht sehr hoch sein, da die Truten nur in seltenen Fällen darüberfliegen. Ein Flexinetz kann somit bereits genügen. Die Truten sollten immer Zugang zu Mastfutter und selbstverständlich auch zu Wasser haben.

Wieso ist das Zur-Verfügung-Stellen von Beschäftigung so wichtig und was empfehlen Sie für Beschäftigungsmöglichkeiten?

Truten haben ein ausgeprägtes Futtersuchund Erkundungsverhalten. Es sind sehr neugierige Tiere, welche gerne neue Materialien durch Bepicken untersuchen. Sind die Haltungsbedingungen nicht optimal, kann es zu Federpicken und Kannibalismus kommen. Verletzungen entstehen dabei vor allem am Kopf und an den Augen. Strohballen, kleine Heuraufen oder hängende Gegenstände bieten den Truten Abwechslung. Strukturierungen im Stall und im Auslauf helfen, dass sich rangniedere Tiere zurückziehen können.

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