Die Produktion von Kalbfleisch ist seit einigen Jahren rückläufig. Dazu kommen vermehrt Herausforderungen in der Kälbermast betreffend Einsatz von Antibiotika und der vonseiten der Abnehmer geforderten Fleischfarbe. Aus diesem Grund entschied sich der Schweizer Bauernverband und dessen Dienstleistungsbereich Agriquali, zusammen mit der Bell Schweiz AG und Transgourmet, ein neues Programm ins Leben zu rufen.
Swiss Quality Veal - Ein Label für die Gastronomie
Im Jahr 2014 wurde das Programm Swiss Quality Veal (SQV) lanciert. Das Label steht für Fleisch in hoher Qualität bei einer verlässlichen Produktion und ist für den Absatz von Kalbfleisch in der Gastronomie entwickelt worden. Zuvor gab es noch kein spezifisches Labelprogramm in der Kälbermast für diesen Bereich.
Produktion von Kalbfleisch mit den eigenen Kälbern
Um die Produktionsanforderungen zu erfüllen, muss der Landwirtschaftsbetrieb nach den Richtlinien von QM Schweizer Fleisch produzieren. Hinzu kommt eine Vereinbarung zwischen Produzentin oder Produzent mit Agriquali. Betriebe, welche bereits nach IP-Suisse-Richtlinien Kälber mästen, können vereinfacht aufgenommen werden. Zwei- bis dreimal jährlich werden die geplanten Produktionsmengen abgefragt. Damit kann die Mengenplanung frühzeitig gemacht werden und der Absatz der SQV-Kälber ist garantiert. Der Unterschied zur QM-Kälbermast liegt bei der Fütterung: Ein SQV-Kalb erhält in der Mast mindestens 1000 Liter Vollmilch. Die Gruppengrösse liegt bei maximal 15 Tieren, was einen weiteren Unterschied zur konventionellen Kälbermast darstellt. Auf einem Betrieb dürfen maximal 30 Ausmastplätze vorhanden sein und RAUS ist nicht vorgeschrieben. Das SQV-Label eignet sich gut, um auf dem Betrieb die eigenen weiblichen Kälber auszumästen. Es können aber auch Tränker zugekauft werden.
Aus der Praxis
Die weiblichen Tieren mit dem Programm Swiss Quality Veal selber ausmästen
Jonas Studer aus Menzingen (ZG) mästet seit Anfang 2024 Kälber im SQV-Programm. Er entschied sich nach der Übernahme seines Betriebes, die eigenen Kälber selber auszumästen. Bevor er mit der Kälbermast begonnen hat, verkaufte er alle Tränker mit 80 kg. Nach dem Bau des neuen Stalls kann er nun die eigenen weiblichen Tränker selber im SQV-Programm ausmästen. Die männlichen Kälber werden mit gut vier Wochen in die Grossviehmast vermarktet. «Das SQV-Programm eignet sich sehr gut als zusätzlicher Betriebszweig, so kann ich die eigenen Tiere selber mästen», meint Studer und ergänzt: «Mit dem Label erhalte ich dank der SQV-Prämie pro Kalb fast 100 Franken mehr.» Momentan hält er jeweils zwischen acht und zwölf Kälber. Jährlich kann er so um die 25 Tiere ausmästen. Verfüttert wird den Kälbern Milch und UFA-Milchpulver. Dazu erhalten sie schmackhaftes Heu vom eigenen Betrieb.
Labelprämie für Swiss Quality Veal Kälber
Folgende Qualitätsanforderungen müssen die schlachtreifen Kälber erfüllen, um die Labelprämie zu erhalten.
- Fleischigkeit: mindestens zwischen T bis C
- Fettklasse: 3 oder 4
- Schlachtgewicht: zwischen 105 und 145 kg
- Fleischfarbe (L-Wert): >39
- Maximalalter: 200 Tage
Wenn das geschlachtete Kalb die aufgeführten Qualitätsanforderungen erfüllt, erhält die Produzentin oder der Produzent die SQV-Prämie von 70 Rappen pro Kilogramm Schlachtgewicht. Der Basispreis richtet sich nach dem Proviande-Wochenpreis. Nicht SQV-taugliche Tiere werden im QM nach den Bell-Richtlinien ohne SQV-Prämie vermarktet. Bei ein bis drei tauglich gelieferten Tieren werden 20 Franken Jahresbeitrag von Agriquali in Rechnung gestellt. Ab vier Kälbern beträgt der Beitrag sechs Franken pro Tier.
Positive Marktentwicklung
Im Jahr 2023 lieferten rund 200 Betriebe SQV-taugliche Tiere. Die Nachfrage und Absatzmöglichkeiten entwickeln sich positiv, denn momentan können problemlos neue Produzentinnen und Produzenten aufgenommen werden.
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