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Nutztiere

Was macht die Leber so besonders?

Bei allen Themen rund um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Nutztiere gerät die Leber unweigerlich in den Fokus. Es gibt kaum einen Themenbereich, von Infektionskrankheiten über Futterverwertung bis hin zum Schwanzbeissen, bei dem die Leber nicht eine bestimmte Rolle hat. Doch welche Aufgabe hat die Leber eigentlich und warum ist sie so wichtig?

So sieht eine unveränderte Leber eines Mastschweins aus.

So sieht eine unveränderte Leber eines Mastschweins aus.

(Bild: Robert Graage)

Publiziert am

Die Leber ist das zentrale Stoffwechselorgan im Körper. Bildhaft betrachtet, ist die Leber sowohl ein kleines Kraftwerk mit eigener Schaltzentrale und speziellen Speichermodulen als auch eine Chemiefabrik, in der Versorgung und Entsorgung gleichermassen wichtig sind. In Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme produzieren die Leberzellen das Gallensekret, das in den Darm abgegeben wird und unerlässlich für die Fettverdauung ist. In der Leber liegt der Hauptumschlagplatz für den tierischen Energiestoffwechsel und sie stellt die benötigten Energieträger wie Glukose, Fettsäuren und Ketonkörper zur Verfügung.

Leber reagiert auf Signale

Fette, Eiweisse und Kohlenhydrate werden nicht nach starren Mustern auf- und umgebaut. Die Leber reagiert auf Signale aus der Nahrung, von Hormonen und Nervenzellen, um Art und Menge dieser Stoffe zu regeln. Indem sie selber entsprechende Signale aussendet, «entscheidet» die Leber mit, welchen Organen die von ihr produzierten oder umgebauten Stoffe zugewiesen werden.

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Leber mit einem Tumor.

(Bild: Robert Graage)

Proteinstoffwechsel

Im Rahmen des Proteinstoffwechsels baut die Leber Eiweisse sowohl auf, als auch ab. Dazu gehören fast alle Eiweisse, die Transport- und Abwehrfunktionen übernehmen. Ist die Leber geschädigt, kann es zu Eiweissmangel und daraufhin zu Ödembildungen kommen. Denn die Eiweisse, die die Flüssigkeit in den Blutgefässen halten, nehmen ab, weshalb die Flüssigkeit ins umliegende Gewebe sickern kann. Beim Abbau von Eiweis-sen werden auch Ammoniak und Ammoniumionen gebildet, die wiederum entgiftet werden müssen. Ein grosser Teil wird dabei in der Leber zu Harnstoff umgebaut und über die Niere ausgeschieden. Die Ammonium ionen durchlaufen einen Auf- und Umbau über verschiedene Zwischenprodukte. Dies dient nicht nur der reinen Entgiftung der Eiweissabbauprodukte, sondern ist ein sehr fein einstellbares Werkzeug zur Regulierung des Säure-Basen-Haushalts des Körpers – eine weitere Teilaufgabe der Leber.

Entgiftung in zwei Schritten

Die Entgiftung verschiedenster Stoffe und deren Abbau, beispielsweise von Hormonen, erfolgt in der Leber grundsätzlich in zwei Schritten. Im ersten Schritt wird der eigentliche Umbau in die unschädliche oder unwirksame Substanz vorgenommen und im zweiten Schritt wird der umgebaute Stoff so ergänzt, dass er ausscheidungsfähig gemacht wird. Hormone werden in der Leber nicht nur abgebaut und damit unwirksam gemacht, sondern es gibt auch solche, die durch einen Umbau in der Leber erst in ihre aktive Form überführt werden, darunter das oft als Vitamin benannte D3 oder das Schilddrüsenhormon T3.

Viele weitere Aufgaben

Die Leber besitzt neben ihren Hauptzellen, die für den Nährstoffhaushalt und den Stoffumbau zuständig sind, auch noch zahlreiche andere Zellen. Dazu gehören unter anderem die Kupffer’schen Sternzellen, die Fremdstoffe aufnehmen, weitere Gifte abbauen und Vitamine speichern können. Ausserdem sind diese Zellen aktiv in die Immunabwehr eingeschaltet. Das Regenerationspotenzial der Leber ist im Gegensatz zu vielen anderen Organen riesig, sodass viele Schäden ausheilen können oder Mängel kompensiert werden.

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Ein typisches Bild einer Leber mit Befall durch Parasiten. Hier mit Echinokokkus multilocularis (Fuchsbandwurm).

(Bild: Robert Graage)

Überlastung früh bemerken

Um die Funktionalität der Leber zu überprüfen, wird fatalerweise auch in der Tiermedizin häufig ein Blutbild gefordert. Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf die im Blut gefundenen Leberenzyme gesetzt. Es wird aber nicht berücksichtigt, dass diese in der Regel erst dann deutlich erhöht sind, wenn bereits Leberzellen absterben und kaputtgehen. Eine Überlastung der Leber mit schwerwiegenden Folgen kann aber schon deutlich früher vorliegen. Wenn man sich die Leber als eine Maschine in einer Blackbox vorstellt, in die vorne Stoffe «hineingeschaufelt» werden und hinten die Endprodukte ausgeschleust werden, dann kann man sich vorstellen, dass die Kapazität einer solchen Maschine begrenzt ist. Häuft man vorne immer weiter Stoffe an, die abgearbeitet werden sollen, funktioniert diese Leber-Maschine zwar ohne Störung, aber es werden sich vorne Stoffe anhäufen, die nicht abgearbeitet werden können und damit im Körper möglicherweise Schaden anrichten.

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Gelblich sieht die Leber eines Schweines mit Ikterus (Gelbsucht) aus.

(Bild: Robert Graage)

Toxische Stoffe verhindern

Zu beachten ist, dass die Leber bei Zufuhr von Nährstoffen und möglichen Giftstoffen immer zuerst die toxischen Bestandteile entschärfen möchte. Damit ist jede Belastung der Leber durch vermeidbare Giftstoffe wie Mykotoxine oder Schwermetalle (z. B. Zinkoxid) eine Blockade und wirkt wie der berühmte Sand im Getriebe. Diese Überlastung muss nicht zwingend mit der Zerstörung von Lebergewebe und der Verschiebung von üblichen Laborwerten einhergehen. Sie kann aber durch das Anhäufen von Problemstoffen zu deutlichen Belastungen des Organismus führen und sich in einer schlechteren Immunantwort, Schäden an anderen Organen einschliesslich der Haut und schlechterer Futterverwertung niederschlagen, um nur einige mögliche Folgen zu nennen.

Die Leber unterstützen

Aus all dem ergibt sich, dass die Leber nicht nur ein hochspannendes, sondern auch ein zu unterstützendes Organ ist. Genaue Kenntnis von Tiersignalen, Berücksichtigen von möglichen Belastungsfaktoren und Unterstützen durch optimale Fütterung können dafür sorgen, dass die Leber ihre vielfältigen Aufgaben wahrnehmen kann. 

Leber nicht überlasten

Die Leber ist zuständig für diverse Funktionen im Stoffwechsel des Schweines. Ist die Leber beschädigt, führt dies beim Mastschwein zu Konfiskatabzügen. Hat man viele Leberveränderungen, muss dies ernst genommen und der Ursache auf den Grund gegangen werden.

Bei der Zucht sind die Auswirkungen gravierender. Kommt es so weit, dass die Leber beschädigt ist, gibt es kein zurück mehr, denn es gibt kein Heilmittel, um die Leber zu regenerieren. Deshalb muss mit allen möglichen Managementfaktoren für gesunde Tiere gesorgt werden, damit die Leber nicht überlastet wird.

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