Kalzium (Ca), Phosphor, Magnesium und allenfalls auch Natrium (Na) sind die wichtigsten und am häufigsten genannten Mengenelemente. Es ist bekannt, wie diese Elemente im Tierkörper aufgenommen werden. Die physiologischen Funktionen und die Konsequenzen bei Mangel und Überschuss sind grösstenteils bekannt. Kalium (K), Schwefel (S) und Chlor (Cl) sind wenig bekannt und werden häufig nicht berücksichtigt. Zu Unrecht?
DCAB
Mit der DCAB (diatary cation anion balance) oder auf Deutsch Säure-Ba-sen-Haushalt wird die Differenz aus den Kationen (positiv) und den Anionen (negativ) ermittelt. Dabei werden primär die starken Kationen, K und Na und die starken Anionen Cl und S berücksichtigt. Anhand folgender Formel wird die DCAB berechnet, der Wert muss für jedes Futtermittel einzeln berechnet werden. Beim Fütterungsplan UFA W-FOS wird die DCAB automatisch berechnet.
DCAB (meq/kg TS) = [43.5xNa(g) + 25.6xK(g)] - [28.2xCl(g) +62.4xS(g)]
Tabellenwerte reichen nicht
Wird die DCAB einer Ration berechnet, sollte nicht mit Tabellenwerten gearbeitet werden, da die Gehalte an Kationen und Anionen starken Schwankungen unterworfen sind. Die Gehalte sind abhängig von Boden, Standort, Witterung, Pflanzenbestand, Erntezeitpunkt und Konservierungsverfahren. Beispielsweise kann die DCAB bei Grassilage zwischen +300 und +700 meq/kg TS liegen. Raufutteranalysen sind der Schlüssel für die Berechnung der DCAB.
Werte der Grundfutter
Die Betrachtung der letztjährigen Grundfutter-Analysen verdeutlicht, wieso nur die analysierten Werte berücksichtigt werden sollen. Chlor, weist eine enorme Spannweite auf.
Bei der Betrachtung der Grassilage-Analysen liegt der tiefste Wert bei 0.3 und der höchste bei 25.6 g/kg TS. Beim Dürrfutter ist die Spannweite ähnlich gross. Bei den restlichen drei Elementen, die zur Berechnung benötigt werden, ist die Spannweite etwas geringer, jedoch wies aber auch K beispielsweise Werte von 13 bis 50 g/kg TS auf. Entsprechend stark kann die DCAB bei ähnlichen Rationen variieren. Chlor wird bei der Profi-Analyse automatisch ausgewiesen. Die restlichen Werte werden ebenfalls mitgeliefert, wenn die Mineralstoffe analysiert werden. Anhand einer TMR-Rationenanalyse kann die DCAB der Gesamtration ebenfalls ermittelt werden.
Trockensteher
In der Galtphase hat die DCAB einen grossen Einfluss auf das Auftreten von Milchfieber. Je nach Studie leiden ein Drittel oder sogar noch mehr Kühe mindestens an subklinischem Milchfieber. Die Milchfiebergefahr hängt vom Säure-Basen-Haushalt der Kuh ab.
Hohe DCAB-Werte, von mehr als 200 meq/kg TS führen zu einer basischen Stoffwechsellage. Dies verringert die Reaktion von Knochen und Niere auf das Parathormon, das für die Ausschüttung von Ca verantwortlich ist. Bei hohen DCAB-Werten funktionieren diese Ca-Regulationsmechanismen nicht richtig, was das Michfieberrisiko erhöht und zu festliegenden Kühen führen kann. Aus diesem Grund sollte zwei Wochen vor der Abkalbung tendenziell eine saure Stoffwechsellage angestrebt werden. Gerade auf Problembetrieben ist die Berücksichtigung der DCAB ein Muss (wird mit dem Galtphasenplan «UFA W-FOS» berechnet). Idealerweise wird zuerst die Gesamtration optimiert, bevor mit Zusatzstoffen gearbeitet wird.
Die ideale Galtphasenfütterung beinhaltet neben der gezielten Auswahl der Grundkomponenten auch die Berechnung des Säure-Basen-Haushaltes. Die DCAB der Gesamtration sollte im ersten Teil der Galtphase zwischen –100 und +300 meq/kg TS und in den letzten drei Wochen vor der Abkalbung zwischen –100 und +150 meq/kg TS liegen. Wird dieser Zielwert erreicht, kann die Milchfiebergefahr klar reduziert werden.
Neben der DCAB-Berechnung der Ration kann auch die Messung des Harn-pHs als Kontrolle berücksichtigt werden, da der Blut- und der HarnpH stark korrelieren. Befindet sich die Kuh eher in einer metabolischen Alkalose liegt der Harn-pH >8. Bei einer metabolischen Azidose, liegt der Harn-pH bei <7. Eine DCAB von <150 meq/kg TS, also der Wert der vor der Abkalbung anzustreben ist, entspricht einem Harn-pH von 7.5 bis 7.8. Mit pH-Indikatorstäbchen kann der Harn-pH rasch kontrolliert werden. Bei der Zufütterung von anionischen Salzen wird der Geschmack der Ration tendenziell verschlechtert, was den Futterverzehr reduzieren kann. Weiter kann eine zu hohe Zufuhr von Schwefel toxisch wirken.
Magnesium fördert Kalziumabsorption
Neben der DCAB nimmt die Versorgung mit Magnesium in der Transitphase ebenfalls eine sehr wichtige Rolle ein. Ein Magnesiummangel führt zu einer geringeren Kalziummobilisation aus dem Knochen und zu einer verringerten Kalziumabsorption. Weiter ist Magnesium unverzichtbar für die Umwandlung des inaktiven in aktives Vitamin D3. Mit einem höheren Magnesiumgehalt und einer tieferen DCAB lässt sich die Milchfiebergefahr reduzieren.
In Kürze
- Kalium, Schwefel und Chlor sind bei der Rationsplanung zu berücksichtigen.
- Die DCAB der Ration beeinflusst die Gesundheit der Tiere.
- Nur über Futtermittelanalysen kann der tatsächliche Wert der Kationen und Anionen bestimmt werden.
- In milchfiebergefährdeten Herden ist die Berücksichtigung der DCAB zwingend.
- Vor allem im geburtsnahem Zeitraum ist besonders auf die Mengenelementversorgung zu achten.
Schnelle Umstellung
Am Tag der Abkalbung muss die Versorgung an Mineralstoffen rasch angepasst werden, das heisst die Mengenelemente, allen voran Ca muss massiv erhöht werden, um den Bedarf zu decken. Ein Startphasenmineralstoff mit erhöhten Anteilen an Spurenelementen deckt den Bedarf bestens. Aus diesem Grund ist es unerlässlich auf dem Betrieb mehrere Mineralstoffe einzusetzen, um bedarfsgerecht zu füttern.
Ideale Galtration Silagebetrieb
Eine optimale Galtration kann wie folgt aussehen:
- 40 % Bodenheu
- 15 % Stroh
- Max. 20 % GS, je nach DCAB
- 20 % Maissilage
- Galtphasenfutter oder Eiweisskonzentrat nach Bedarf
- Galtphasenmineralstoff Minex 971 oder UFA 291 Immunity
Auf dem Dürrfutterbetrieb ist ein Dürrfutter von mittlerer bis guter Qualität in Kombination mit einem Galtphasenmineralstoff zu verabreichen. Der Anteil Krippenreste sollte bei max. 30 Prozent liegen, ansonsten wird die DCAB zu stark erhöht.
Alkalose in der Laktation
Würde man in der Laktation auch eine tiefe DCAB wie in der Galtphase anstreben, hätte dies gesundheitliche Folgen. In erster Linie stoffwechselbedingt und später auch betreffend der Milchleistung. Deshalb wird bei den Laktierenden eine deutlich positive DCAB angepeilt, idealerweise zwischen +250 und +350 meq/kg TS. Eine Metabolische Alkalose (hoher Blut-pH) kann auftreten, wenn die DCAB zu hoch ist. Betrachtet man die Schwankungsbreite der einzelnen Elemente, die zur Berechnung der DCAB beitragen, können Rationen für laktierende Kühe deutlich Schwankungen aufweisen. Treten Anzeichen von Stoffwechselproblemen auf, sollten deshalb neben der Strukturversorgung auch die DCAB im Auge behalten werden.
UFA 261 überarbeitet
Das altbewährte Milchfieberschutzfutter UFA 261 wurde auf diesen Herbst hin überarbeitet.
Die Quelle der sauren Salze wurde angepasst, was die Fressbarkeit unterstützt. UFA 261 wird bei Milchfieberproblemen zwei Wochen vor der Abkalbung eingesetzt, um die DCAB der Galtration zu verringern.
Das Produkt enthält nun mehr Schwefel, der im Pansen verfügbar ist und die Fermentation verbessert.
Durch die erwähnten Änderungen verfügt das Produkt über eine DCAB, die nochmals tiefer ist (neu – 915 meq/kg). Mit dem Einsatz von zwei Kilogramm je Kuh und Tag kann die Ration entsprechend korrigiert und die Gefahr von Milchfieber deutlich reduziert werden. UFA 261 darf nicht an laktierende Kühe verabreicht werden.