Die Leber übernimmt zahlreiche Stoffwechselvorgänge bei der Kuh, insbesondere bei der Nährstoffversorgung und Entgiftung. Diese beiden Bereiche umfassen mehrere entscheidende Aufgaben.
Nährstoffversorgung sichern
Damit die Kuh eine hohe Futteraufnahme und Leistung erbringen kann, müssen der Pansen und die darin enthaltenen Mikroben optimal versorgt werden. Eine gesunde und funktionierende Leber ist notwendig, um einen Teil der Fermentationsprodukte aus dem Pansen, die flüchtigen Fettsäuren, in nutzbare Energie (Glukose) umzuwandeln. Die gebildete Glukose versorgt wiederum die Muskelzellen oder wird im Euter zur Produktion von Laktose genutzt. Bei einem Energiedefizit kann die Leber ausserdem Aminosäuren in Glukose umwandeln und somit eine zusätzliche Energiequelle bereitstellen. Im Bereich der Fettverdauung nimmt die Leber ebenfalls eine zentrale Rolle ein. Sie produziert das Gallensekret, welches zusammen mit dem Pankreassaft das Fett in eine Form bringt, die absorbiert werden kann.
Unser Tipp
Fütterungsmassnahmen für eine gesunde Leber
- Optimale Körperkondition zu Beginn der Galtphase (keine Verfettung)
- Angepasste Galtphasenfütterung mit hohem TS-Verzehr anstreben
- Ausgewogene Ration mit schnell, mittel und langsam fermentierbaren Nährstoffen – Proteinüberschüsse in der Ration vermeiden
- Einsatz von Aminosäuren zur Entlastung der Leber
- Einsatz von Leberkur-Produkten
Eine Ketose belastet die Leber
Der Fettsäuregehalt im Blut wird durch die Speicherung von überschüssigem Fett in der Leber reguliert. Dies passiert, wenn der Blutzuckerspiegel tief ist, also wenn der Pansen nicht genügend Fermentationsprodukte liefert. Besonders problematisch ist dies zu Beginn der Laktation, wenn Kühe aufgrund eines Energiedefizits übermässig Körperfett abbauen.
Die Leber speichert das überschüssige Fett in Form von Triglyceriden, was zu einer Verfettung der Leber und einer verringerten Leistungsfähigkeit führt. Sobald die Speicherkapazität der Leber überschritten ist, werden Ketonkörper gebildet, was schlussendlich zu einer Ketose führt.
Leber sorgt für Entgiftung und Nährstoffbereitstellung
Die Leber spielt nicht nur im Energie-, sondern auch im Proteinstoffwechsel eine wichtige Rolle. Eine weitere Funktion ist der Harnstoffzyklus, der sowohl der Entgiftung als auch der Nährstoffbereitstellung dient.
Bei einem Mangel an fermentierbarer Energie oder einem Überschuss an Protein entsteht im Pansen Ammoniak, das im Stoffwechsel toxisch wirkt. Die Leber wandelt dieses Ammoniak in Harnstoff um, der entweder via Speichel in den Pansen zurückgeführt wird, um als Proteinquelle zu dienen, oder über Urin und Milch ausgeschieden wird.
Lebergesundheit bei Milchkühen fördern
Die Bedeutung der Leber im Stoffwechsel der Kuh sollte vermehrt in den Fokus rücken. Mit gezielten Massnahmen in der Fütterung kann die Leber gesund erhalten werden, damit sie ihr Leistungspotenzial zur Nährstoffversorgung und Entgiftung vollständig ausschöpfen kann. Wird die Leber mit vermeidbaren Aufgaben überlastet, leidet die Gesundheit der Kuh. Beispielsweise wird die Immunreaktion geschwächt. Dies ist unter anderem bei einem viralen Infekt der Fall, weil die Leber die erste Sperrfunktion gegenüber Viren aussendet und die weissen Blutkörperchen reguliert. Darum ist eine ausgewogene Fütterung von grosser Bedeutung.
Pflanzliche Zusatzstoffe unterstützen die Lebergesundheit
Die Lebergesundheit kann durch pflanzliche Zusatzstoffe gezielt gefördert werden.
Erfahrungen aus Schweizer Milchviehbetrieben zeigen, dass die Lebergesundheit durch pflanzliche Zusatzstoffe gezielt gefördert werden kann. Diese helfen, belastende Stoffe in der Leber zu reduzieren oder deren Entstehung zu verringern. Die chemischen Verbindungen ausgesuchter Pflanzen fördern verschiedene Prozesse in der Leber. Die Gallensekretion wird angeregt, was die Fettverdauung im Darm unterstützt und so verhindert, dass zu viel Fett in der Leber gespeichert wird. Die Leber wird von belastenden Triglyceriden (Fett) befreit und die Bildung von Harnstoff wird erhöht. Antioxidativ wirkende Phenole schützen die Leber vor freien Radikalen, was ihre Belastung weiter reduziert.
