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Nutztiere

Jungsauen den Start erleichtern

Die gute Jungsau wird nicht erst ab 100 kg geformt. Nebst den Fütterungs- und Haltungsbedingungen hat auch das Management auf dem Betrieb einen grossen Einfluss, ob die Tiere ihr genetisches Leistungspotenzial abrufen können.

Jungsauen

Jungsauen können in der Konditionierungsphase auch ad libitum gefüttert werden. Dies hilft beim Aufbau der Fettreserven.

(Bild: Suisag)

Publiziert am

Aktualisiert am

Schweinepraxis Schaller & Figi GmbH; Ehem. Mitarbeiter Strickhof

Bei den Zuchtsauen gibt es einen hohen Zusammenhang zwischen der Leistung im ersten Umtrieb und der Lebensleistung. Der Spruch «einmal gut, immer gut» bewahrheitet sich auf vielen Betrieben. Da der erste Wurf rund 15 bis 20 Prozent der gesamten Würfe ausmacht, ist ein grosser Jungsauenwurf für die Gesamtwirtschaftlichkeit eines Schweinezuchtbetriebes wichtig. Jeder Schweineproduzent sollte deshalb sein Augenmerk auf diese Nachwuchskräfte legen.

Auswertungen zeigen, dass Sauen mit weniger als 20 aufgezogenen Ferkeln aus den ersten zwei Würfen bedeutend schneller den Betrieb wieder verlassen und in ihrem Leben beinahe 30 Ferkel weniger aufziehen. Nebst dem tieferen Erlös durch die geringere Ferkelzahl, steigen die Kosten aufgrund der erhöhten Remontierungsrate.

Ein höherer Anteil an Jungsauen im Bestand erhöht zudem das Produktionsrisiko. Jede sechste Sau verlässt den Betrieb bereits nach einem Wurf wieder. Dies ist bedenklich, wenn man weiss, dass eine Jungsau ihre Aufzuchtkosten erst mit dem dritten Wurf decken kann. Daraus ergibt sich für die Praxis die Konsequenz, dass alles zu unternehmen ist, um den Sauen einen optimalen Start ins produktive Leben zu ermöglichen.

Früh das Fundament begünstigen

Die Basis für den Zuchterfolg stellt das gute Fundament dar. Der Mineralstoffversorgung der Jungsauen ist höchste Priorität zu schenken. Es funktioniert nicht, die Schweine mit einem Mastfutter aufzuziehen und erst ab der Feldprüfung mit einem Konditionsfutter mit erhöhtem Mineralstoffgehalt in Zuchtsauen zu verwandeln. Schon in der Mast werden die Weichen gestellt, ob die Sau später einmal ein langes Leben haben kann.

Es führt kein Weg daran vorbei, schon ab 40 kg Lebendgewicht ein Futter mit guter Ausstattung zu verabreichen. Dies bedeutet, dass Betriebe ihre zukünftigen Zuchttiere nicht mit der Mast mitlaufen lassen sollten, sondern schon ab der Vormast eine separate Futterlinie fahren müssen.

Mahlfeinheit beachten

Ein feiner gemahlenes Futter verfügt zwar über eine bessere Verdaulichkeit, dafür steigt aber das Risiko für Magengeschwüre. Da man von den Jungsauen ein langes, produktives Leben erwartet, sollten diese mit etwas gröberem Futter aufgezogen werden, um die Magengesundheit zu verbessern. In dänischen Untersuchungen weisen bis zu 80 Prozent der Jungsauen leichte bis schwere Magengeschwüre auf. Durch die Ergänzung des Futters mit geschroteter Gerste konnte die Magengesundheit massiv verbessert werden.

Scharfe Selektion nötig

Die Selektion an der Feldprüfung mit 100 kg muss durch einen Zuchttechniker erfolgen, der dank seiner Erfahrung ein gutes Augenmass hat, welche Tiere zuchttauglich sind und welche ausselektioniert werden müssen. Bei der Selektion stehen das Fundament und das Gesäuge im Fokus. Leichte Fehlstellungen können sich bei steigendem Gewicht weiter verschlimmern. Dabei ist die Erfahrung eines Zuchttechnikers Gold wert. Falls auf einem Betrieb Probleme bezüglich des Fundaments auftauchen, muss dies unbedingt dem Aufzuchtbetrieb zurückgemeldet werden, damit diese Erfahrungen einfliessen können.

In den USA wird neben Fundament und Gesäuge auch die Form der Zucht berücksichtigt. Untersuchungen haben gezeigt, dass sehr kleine Vulvas häufig mit kleineren Gebärmüttern in Verbindung stehen. Eine kleinere Gebärmutter bedeutet wiederum weniger Platz für die Ferkel.

Behutsame Eingliederung

Idealerweise werden die Jungsauen kurz nach der Feldprüfung, also mit einem Alter von 150 bis 170 Tagen zugekauft. Damit haben die Tiere auf dem Zuchtbetrieb genügend Zeit, die Quarantäne und anschliessende Eingliederungsphase durchzumachen. In den ersten drei Wochen sollen die zugekauften Jungsauen keinen direkten Kontakt zur bestehenden Herde haben. In dieser Phase ist es besonders wichtig, dass sich der Betriebsleiter täglich mit den Jungsauen abgibt, damit diese zutraulich werden. Aus einer holländischen Studie kam hervor, dass diejenigen Betriebe, die sich intensiv um eine gute Tier-Mensch-Beziehung bemühten, das Stresslevel senken konnten. Zudem wurden tiefere Umrauschquoten sowie grössere Würfe bei ihren Sauen erzielt. Nach drei Wochen Isolation geht es in die mindestens dreiwöchige Angewöhnungsphase. Dabei werden betriebseigene (gesunde) Tiere zu den Jungsauen dazugestallt. Eine gute Lösung ist, Muttersauen, welche geschlachtet werden sollen, noch drei Wochen auf dem Betrieb zu behalten.

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Leichte Fehlstellungen können sich mit zunehmendem Gewicht verschlimmern.

(Bild: Lukas Schulthess)

Eine Muttersau welche kurz vor der Schlachtung ist, wäre eine gute Lösung. Grundsätzlich können die Jungsauen in der sechswöchigen Quarantänephase ad libitum gefüttert werden. Zunahmen von 700 g in dieser Zeit sind erwünscht, wobei vor allem Fett aufgebaut werden soll. Dies kann am einfachsten mit einem spezifischen Konditionsfutter erreicht werden. Als Faustregel kann man sich merken: Das Konditionsfutter soll einen Rohproteingehalt vom Galtsauenfutter und einen Energieund Mineralstoffgehalt von einem Säugendfutter aufweisen. Für Betriebe, die nicht ein separates Futter einsetzen wollen, könnte das Galtsauenfutter mit der Ergänzung durch einen Mineralstoff und etwas Energiekonzentrat eine Lösung sein. Die Belegung kann vorgenommen werden, wenn die Jungsauen 140 kg Lebendgewicht und genügend Fettreserven (BCS von 3,5) erreicht haben und bereits in der dritten Rausche sind. Das Alter spielt dabei eine untergeordnete Rolle. 

Tipp

Die wichtigsten Punkte bei der Aufzucht und Eingliederung der Jungsauen:

  • Der Einsatz eines Mastfutters in der Jungsauenaufzucht kann einen negativen Effekt auf die Gesundheit und Produktivität haben. Die Aufzucht muss auf optimales Wachstum ausgelegt sein, was bedeutet, dass sie ungefähr 650 g Lebendtageszunahmen aufweisen sollen. 
  • Jungsauen sollen behutsam an die Stallflora gewöhnt werden. Dies mit einer dreiwöchigen Isolationsphase gefolgt von der Angewöhnungsphase. 
  • Keine Belegung unter 135 kg und vor der dritten Brunst. Die Brunst beobachtungen sind zu dokumentieren.
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