Mais ist in der Futterration aufgrund seiner Eigenschaften ein sehr beliebter Energielieferant. Die Futterpflanze ist nicht nur ein günstiges Grundfutter mit hoher Flächenproduktivität, sondern auch vielseitig verwendbar und zudem sehr schmackhaft. In der Milchviehfütterung zählt Mais dank seiner hohen Energiedichte zu den wichtigsten Stärkelieferanten, da bei begrenztem Futteraufnahmevermögen besonders die leistungsgerechte Energieversorgung schwierig abzusichern und mit Kraftfutter allein nicht mehr zu kompensieren ist. In der Grossviehmast ist Maissilage das wichtigste Grundfuttermittel. Damit schöne Schlachtkörper und gute Ausmastgrade erreicht werden können, wird ein Rationsanteil (TS) von mind. 70 Prozent empfohlen. Mit steigendem Anteil an Maissilage sinkt jedoch die Strukturwirkung, welche für die wiederkäuergerechte Fütterung unerlässlich ist. Die neue Aufbereitungstechnik soll dieser negativen Korrelation Abhilfe schaffen und dabei die Tierleistung noch steigern. Das Potenzial von Shredlage in der Schweiz war das Thema der diesjährigen Maistagung im Sämereienzentrum Niderfeld, wobei Chancen und Gefahren im Einsatz von verschiedenen Seiten her beleuchtet wurden.
Der Fünfer und das Weggli
Im Jahre 2008 entwickeln die Amerikaner Ross Dale und Roger Olsen den ersten Prototyp einer neuartigen Walzen-Technologie, welche auch bei einer Häcksellänge von 26 – 30 mm für eine intensive Aufbereitung des Ernteguts sorgt. Die speziellen Crackerwalzen sollen die Maiskörner nahezu pulverisieren, zudem wird die Restpflanze intensiv aufgefasert, wobei das Stängelmaterial auch in Längsrichtung bearbeitet und die Rinde durch die spezielle Walzenstruktur abgeschält wird. Die Entwickler, beides Futterberater, setzten sich zum Ziel den Strukturwert von Maissilage zu erhöhen, ein akutes Problem von US-Farmern, welche mehrheitlich Rationen mit Maisanteilen von bis zu 80 Prozent verfüttern. 2015 erwarb die Firma Claas das Patent für die Produktion und den Vertrieb von MCC Shredlage Prozessoren. Entwickler und Vertreiber versprechen eine erhöhte Stärkeverfügbarkeit und daraus resultierende bessere Leistungen, eine bessere Faserverdaulichkeit und eine grössere Strukturwirksamkeit der Maissilage was folglich zu einer besseren Tiergesundheit beiträgt.
Auf der Suche nach dem Haken
Der optimale Trockensubstanz-Gehalt von Shredlage bei der Ernte liegt laut den Erfindern bei 30 – 35 Prozent TS. Diese Feuchte ist erforderlich, um eine vollständige Auffaserung des Häckselgutes zu erzielen und beim Einlagern die gewünschte Verdichtung zu erreichen. TS-Gehalte unter 30 Prozent können im Häcksler zu einem «Vermusungseffekt» führen und sollten vermieden werden. Um auch mit höheren TS-Gehalten eine optimale Verarbeitung des Ernteguts zu gewährleisten, muss die Häcksellänge entsprechend reduziert werden. Zudem muss das Material mit steigendem TS-Gehalt besonders sorgsam verdichtet werden. Häufig wird die Konservierung von Shredlage als echter Knackpunkt beschrieben, da es im Vergleich zu herkömmlicher Maissilage aufgrund der gröberen Struktur schwieriger ist, eine genügende Verdichtung zu erreichen. Markus Fries (Gebietsverkaufsleiter, Serco Landtechnik) dementierte dies und betonte: «Wenn die Silierregeln beachtet und eingehalten werden, entstehen keine Probleme». Laut Fries zeigen bisherige Erfahrungen aus der Schweizer Praxis jedoch Herausforderungen mit der Fräsenentnahme (oben und unten) bei Hochsilos. Je länger und trockener das Erntegut ist, desto mehr Mühe hat die Fräse bei der Entnahme, wobei dies auf die schwache Motorenleistung zurückzuführen sei. Zudem hat sich gezeigt, dass Shredlage beim Einsilieren rund sieben bis acht Prozent mehr Platzvolumen in Anspruch nimmt, jedoch auch stärker zusammenfällt, so Fries. Die Aufbereitungstechnik erfordert eine spezielle Einrichtung seitens des Lohnunternehmers, wobei mit einem erhöhten Kraftstoffverbrauch und einer grösseren Abnutzung der Walzen gerechnet werden muss, erklärt Fries weiter. Für den Landwirt bedeuten dies Mehrkosten von Fr. 70 – 80 Fr. / ha.
Über Sinn und Unsinn
Interessant wird das Shredlage-Verfahren vor allem dann, wenn Rationen hinsichtlich Struktur nicht mehr wiederkäuergerecht sind oder wenn energiearme Strukturkomponenten durch energetisch höherwertige Maissilage ersetzt werden können. Ignaz Hutter (Ressortleiter Rindvieh UFA, BD Wil) erklärte, dass ein Unsinn aus fütterungstechnischer Sicht ausgeschlossen werden könne und es lediglich eine Frage des Kosten- und Nutzenverhältnisses sei. Hutter verwies auf die Erfahrungen aus der Praxis und zeigte auf, dass bisher keine negativen Effekte festgestellt werden konnten, entweder waren es keine oder positive Effekte.
Bezüglich der Sortenwahl erklärte Friedbert Horstmann (Technischer Experte Mais, Syngenta Agro AG), dass je härter die Körner und je schlechter die Verdaulichkeit der Restpflanze der Sorte sei, desto vorteilhafter sei die spezielle Aufbereitungstechnik. So würden sich die Mehrkosten vor allem für Hartmais und Sorten mit einer durchschnittlichen Verdaulichkeit der Restpflanze lohnen. Horstmann betonte, dass die innere Struktur und Qualität des Maises durch die Häckseltechnik zwar nicht beeinflusst werden könne, für Bakterien werde jedoch eine optimale Grundlage geschaffen, um das Material zu zersetzen.
Bisher keine Konstante erkennbar
In den USA sowie in Deutschland konnten in verschiedenen Praxisversuchen bereits erste Erkenntnisse gewonnen werden, wobei sich diese mehr oder weniger unterscheiden. Während die Mehrheit der Versuche in den USA einen Anstieg der Milchleistung und einen Effekt auf die Milchinhaltsstoffe verzeichnete, konnten in Deutschland keine signifikanten Veränderungen festgestellt werden. Ergebnisse einer Studie in Deutschland zeigten eine höhere Futteraufnahme und eine bessere Körperkondition der Kühe nach dem Abkalben. Diese Effekte konnten wiederum in den USA bei keinem Praxisversuch nachgewiesen werden. Die betriebsindividuellen Resultate lassen Fragen die Schweiz offen. Im Gegensatz zur Schweiz wird in den USA grösstenteils in Bezug auf die Übertragbarkeit auf kein Gras gefüttert, folglich ist Stroh der wichtigste Strukturlieferant. Zudem betrug der Maisanteil (TS) bei allen Versuchsrationen 50 Prozent oder mehr, was in der Schweizer Milchviehfütterung wiederum eine Ausnahme ist.
Fazit
Shredlage hat das Potenzial, eine Futterration hinsichtlich Energieverwertung, Verdaulichkeit und Strukturwirkung positiv zu beeinflussen. Da der Effekt von Shredlage mit dem Maisanteil in der Ration steigt, ist der Einsatz besonders bei maisbetonter Rationsgestaltung, in Mastviehrationen oder bei Hochleistungskühen empfehlenswert. Die Konservierungseigenschaften müssen weiter erforscht werden. Auf Betrieben mit bestehenden Verdichtungsproblemen und geringem Vorschub ist mit Shredlage Vorsicht geboten. Die bisherigen Untersuchungen in der Praxis zeigten sehr betriebsindividuelle Ergebnisse und so gilt es abzuwarten, in welchem Umfang sich die positiven Effekte in wissenschaftlichen Praxisversuchen in der Schweiz bestätigen lassen.