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Nutztiere

Ein Vorteil für alle

Eine hohe Tränkerqualität mit gesunden und frohwüchsigen Kälbern ist nicht nur ein Bedürfnis des Mastbetriebs, sondern zahlt sich schlussendlich auch für den Geburtsbetrieb aus. Den Grundstein für die Qualität legt der Geburtsbetrieb mit der Rassenwahl bei der Besamung und der Aufzucht der Tränker. Im Gespräch erzählt Josef Schmid, der jedes Jahr rund 200 Tränker einstallt, was ihm bei den Tränkern wichtig ist.

Publiziert am

Toro-Spezialist im UFA-Beratungsdienst

Bereichsleiter Marketing, UFA AG

Jedes Jahr verlassen in der Schweiz rund 350 000 Kälber aus der Milchwirtschaft ihren Geburtsbetrieb und gehen auf einen Mastbetrieb in die Kälber- oder Grossviehmast. Sie bilden somit die Basis für eine ganze Branche, weshalb ihre Versorgung von Geburt an sehr wichtig ist.

Vor der Geburt

Der Milchwirtschaftsbetrieb ist wohl der entscheidendste Player, wenn es um die Tränkerqualität geht. Den ersten Schritt in die richtige Richtung gilt es bei der Besamung zu machen. Dank gesextem Sperma hat jeder Betrieb im konventionellen Bereich die Möglichkeit, Kühe mit hohem Zuchtpotenzial so zu besamen, dass daraus zu 90 Prozent ein Kalb für die Nachzucht geboren wird. Dies ermöglicht wiederum, die restlichen Kühe mit geeigneten Mastrassenstieren wie Limousin oder Angus zu belegen. Mehrere Genetikanbieter haben Mischsperma mit zwei oder drei Mastrassenstieren im Angebot (z. B. Silian oder Lian). Auch bei den Zweinutzungsrassen wie Original Braunvieh und Simmental ist gesextes Sperma verfügbar. Je langlebiger die Kühe, desto tiefer ist die Remontierungsrate und desto mehr Kühe können mit Mastrassen besamt werden. Der Preisunterschied zwischen einem AA- (sehr fleischbetont) und A-Tränker (wenig fleischbetont) beträgt oftmals fünf Franken pro Kilogramm Lebendgewicht (LG). Bei einem LG von 80 kg macht das einen Unterschied von rund 400 Franken.

Damit ein gesundes Kalb zur Welt kommt, ist die Fütterung in der Galtphase ein weiterer entscheidender Punkt. Eine bedarfsgerechte Galtphasenfütterung mit angepasster Mi-neralstoff- und Vitaminversorgung unterstützt die Kuh, verbessert die Kolostrumqualität und die Entwicklung des ungeborenen Kalbes. Deshalb ist es wichtig, dass bei gesundheitlichen Problemen im Kälberstall auch die Versorgung der Galtkühe unter die Lupe genommen wird.

Gilt für alle

Eine ausreichende Kolostrumversorgung ist für jedes neugeborene Kalb der entscheidende Faktor für gute Gesundheit auf dem Geburts- und später auf dem Mastbetrieb. Dabei kann die 3-Q-Regel angewendet werden. «Quickly»: so schnell wie möglich. Es bedeutet, dass dem Kalb in den ersten zwei Lebensstunden, oder spätestens nach vier Stunden, Kolostrum verabreicht werden muss.

«Quantity»: . Steht für eine ausreichende Menge an Kolostrum. Rund vier Liter sind hierbei das Mass. Je nach wissenschaftlicher Quelle nehmen zwischen 40 und 60 Prozent der Kälber nicht genügend Kolostrum auf, wenn sie unbeaufsichtigt bei der Mutter bleiben.

Die Kolostrumversorgung ist für jedes neugeborene Kalb entscheidend.

«Quality»: steht für die Qualität des Kolostrums. Diese kann beispielsweise einfach mit einem Refraktometer gemessen werden. Liegt der Messwert (BRIX) bei über 22 Prozent, kann von guter Kolostralmilch gesprochen werden. Solche Milch sollte, wenn vorhanden, immer auch als Reserve eingefroren werden. Zu «Quality» zählen auch die Hygiene beim Melken und die Sauberkeit der Tränkeutensilien. Keimbelastetes Kolostrum zu verabreichen, muss vermieden werden.

Tränken, aber richtig

Nicht nur die Aufzuchtkälber, sondern auch die Tränker für den Verkauf sollen metabolisch programmiert werden. Kälber für die Fleischproduktion profitieren dank intensivem Tränkeregime ebenfalls lebenslang von grösserer Widerstandskraft und höheren Tageszunahmen. Intensiv tränken bedeutet mindestens acht Liter Milch pro Tag. Dies bringt sowohl dem Ge-burts- wie auch dem Mastbetrieb Vorteile. Die Kälber nehmen besser zu und können den Geburtsbetrieb früher verlassen. Kälber, die es gewohnt sind, hohe Milchmengen zu trinken, haben auf dem Mastbetrieb einen einfacheren Start. Die Kälber auf dem Geburtsbetrieb sollten mit dem Nuggi getränkt werden. Wichtig ist, dass der Nuggi genügend Widerstand bietet, denn auf dem Mastbetrieb kommen die Kälber meist mit einem neuen Nuggi in Kontakt, bei dem sie richtig saugen müssen.

Am besten ist das Tränken mit dem Tränkeautomaten. Dank des technologischen Fortschritts können mit einem Tränkeautomaten sowohl die Aufzuchtkälber wie auch die Tränker für die Mast in derselben Gruppe gehalten, aber unterschiedlich getränkt werden. Zudem sind es Kälber am Automaten gewohnt, dass sie nur eine begrenzte Milchmenge auf einmal aufnehmen können. Dies ist bei zweimal täglich getränkten Kälbern oft eine Herausforderung, wenn sie auf dem Mastbetrieb auf einen Automaten treffen.

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Die Masttiere auf dem Betrieb Schmid in Ramsen, welche als Tränker eingestallt wurden. 

(Bild: Christian Blaser)

Mastbetrieb

Alter und Gewicht

Wann ein Tränker in den Handel gelangt, beschliesst der Geburtsbetrieb. Für den Mäster entscheidend ist nicht nur das Verkaufsgewicht, sondern auch das Alter der Tränker. Ein Kalb mit 80 kg LG und einem Alter von 30 Tagen wird gleich gehandelt wie ein 80 kg schweres Kalb im Alter von 55 Tagen. Die zu erwartenden Mastleistungen dieser beiden Kälber sind jedoch sehr unterschiedlich. Bei gleichem Geburtsgewicht von 45 kg hatte das erste einen Tageszuwachs von 1,16 kg im Vergleich zu 0,63 kg beim zweiten. So kann der Mäster bereits beim Einstallen abschätzen, welches Kalb auf dem Geburtsbetrieb gut versorgt war. Die Voraussetzung ist, dass der Geburtsbetrieb das Geburtsdatum richtig erfasst und das Geburtsgewicht gut einschätzen kann.

«Mein Wunsch ist, dass Geburtsbetriebe ihre Kälber impfen.»

Josef Schmid, Ramsen

Was Mäster möchten

Josef Schmid aus Ramsen stallt jährlich rund 200 Tränker à je zwölf Tiere ein. Zum Einstallmanagement gehört sowohl eine Behandlung gegen Ektoparasiten sowie die Impfung gegen Kälbergrippe. Hier äussert Schmid bereits einen ersten Wunsch an die Geburtsbetriebe; dass diese ihre Kälber impfen. Die Impfung auf dem Geburtsbetrieb, am besten in der zweiten Lebenswoche, ist eine effektive Massnahme, um Lungenentzündungen in den ersten Wochen auf dem Mastbetrieb vorzubeugen.

Auf die Frage, wie ein idealer Tränker seiner Meinung nach aussehen könnte, antwortet Schmid: «Der Tränker sollte mit mindestens 75 kg bei uns auf den Betrieb kommen.» Weiter sollen die Tränker einen Mastrassenvater (100 %) haben. «Tränker aus dem Mischsperma Silian haben sich bewährt, da alle drei enthaltenen Stiere gute Masteigenschaften mitbringen», so Schmid. Er mag auch Tränker, die nach Möglichkeit nicht mit angesäuerter Milch, aber dafür mit dem Nuggi getränkt wurden. Der Handel ist Vertrauenssache. Deshalb muss sich Schmid auf die vorhandenen Daten wie Gewicht, Rasse und Alter verlassen können. Für ihn ist es aus Sicht des Kalbes nachteilig, ein krankes Tier abzuweisen und es wieder auf den Transport zu schicken. «Diese sollten gar nicht erst beim Geburtsbetrieb aufgeladen werden.» Schmid sieht die Verantwortung beim Geburtsbetrieb und beim Händler. «Für den Preis, den ich für einen Tränker bezahle, muss die Qualität stimmen.» Auch beim Transport sieht er Optimierungsmöglichkeiten. So sind beispielsweise kurze Transportzeiten wichtig, damit die Kälber gesund auf dem Mastbetrieb ankommen. «Der Chauffeur sollte sich bewusst sein, was er geladen hat.» Wenn Tränker bei Regenwetter transportiert werden, sollte darauf geachtet werden, dass sie während des Transports nicht nass werden.

«Eigentlich weiss ja jeder Betriebsleiter, wie man Kälber tränkt. Eine wichtige Grundregel ist sicherlich eine ausreichende Kolostrumversorgung nach der Geburt. Grundsätzlich gilt, nur Kälber zu verkaufen, die man selber auch gerne kaufen würde», so Schmid zum Abschluss. 

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