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Nutztiere

Erste Geflügeltagung voller Erfolg

Um zu verhindern, dass Verhaltensstörungen bei Hochleistungs-Legehybriden aufkommen, müssen alle Mitarbeiter auf Früherkennung sensibilisiert werden. Die Hühnerexpertin Dr. Christiane Keppler erläuterte in ihrem Referat an der UFA-Geflügeltagung, worauf es ankommt.

Die deutsche Hühnerexpertin Dr. Christiane Keppler referierte zum Thema Sozialverhalten der Legehennen.

Die deutsche Hühnerexpertin Dr. Christiane Keppler referierte zum Thema Sozialverhalten der Legehennen.

(Bild: Eva Studinger)

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Aktualisiert am

Redaktorin, UFA-Revue

Die erste Geflügeltagung der UFA AG ging am 7. November erfolgreich über die Bühne. Über 200 Geflügelproduzentinnen und -produzenten sowie weitere interessierte Personen aus der Branche besuchten die Veranstaltung. Paul Steiner, Vorsitzender der Geschäftsleitung der UFA AG begrüsste die zahlreichen Besucher mit den Worten, dass die Landwirtschaft aufgrund des Strukturwandels vor vielen Herausforderungen stehe. Die UFA stehe jedoch nach wie vor für erfolgreiche Tierhaltung und unterstütze die Landwirte mit ihrer Kompetenz.
Rolf Steffen, Verkaufsleiter im Beratungsdienst Geflügel der UFA stellte die Referentin der Tagung, die deutsche Hühnerexpertin Dr. agr. Dipl. Biol. Christiane Keppler vor.
Sie führte mit dem Thema «Tiergerechte Geflügelhaltung, worauf kommt es an?», durch den Vormittag. Dr. Keppler beschäftigt sich seit rund 20 Jahren mit der Erforschung des Sozialverhaltens von Hühnern.
Die Expertin begann einleitend mit der Frage, wie man feststellen könne, wie es dem Tier gehe. Sie kam zum Schluss, dass man das Tier anschauen müsse, bevor man das Haltungssystem beurteile. «Stimmt das Management nicht, kann es den Tieren auch in einem Bio-Stall schlecht gehen», sagt Dr. Keppler.

Vergleich mit Vorfahren

Um die natürliche Verhaltensweise der Legehenne einzuschätzen, verwies Dr. Keppler auf die Herkunft des Huhnes im Ostasiatischen Raum. Der Lebensraum befindet sich im Dschungel, mehrheitlich unter Bäumen und Büschen. Rund zwei Drittel des Tages ist das Huhn mit dem Pickverhalten beschäftigt, sei dies zur Futteraufnahme oder als Beschäftigung und Sozialverhalten.
Im Verhalten der Legehybriden verglichen mit dem wilden Huhn habe sich nebst verminderter Brutaktivität sowie vermindertem Flugverhalten grundsätzlich nichts geändert. Die Leistungen, welche unsere heutigen Legehybriden erbringen, sind jedoch enorm. Bei so hohen Leistungen, ist die Fütterung ein essenzieller Punkt. Dabei sind die Zusammensetzung sowie die Struktur des Futters von wichtiger Bedeutung. Die Gefahr der heutigen Tiere mit intakten Schnäbeln ist jedoch, dass sie das Futter besser selektieren, woraufhin die Nährstoffaufnahme trotz gutem Futter unausgeglichen sein kann. Dies kann zu Problemen führen, denn ein Nährstoffmangel kann Federpicken auslösen. Die Schäden aufgrund der nicht touchierten Schnäbel werden grös ser, was wiederum Kannibalismus hervorrufen kann.

Aufzucht

Das Umstallen vom Aufzucht- auf den Legebetrieb ist für die Junghennen eine schwierige Phase. Diese Phase muss möglichst stressfrei gestalten werden. Wichtig ist, dass sich die Henne im neuen Stall zurechtfindet. Dies kann mit einem gleichen oder ähnlichen Stallsystem, bereits in der Junghennenaufzucht, erzielt werden. Durch das Einhalten der gleichen Fütterungszeit während der ersten Tage kann die Situation für die Tiere weiter erleichtert werden.
Damit das Tier zu einer leistungsfähigen Legehenne wird, ist schon die Aufzuchtphase wesentlich. Bereits ab dem ersten Tag benötigt das Küken die Möglichkeit, Quarzsteinchen zu picken, sodass sich das Verdauungssystem optimal entwickeln und ausprägen kann.
Ist beim Einstallen der Junghennen in den Legehennenstall das Gefieder nicht mehr vollständig intakt, so ist dies ein Hinweis, dass während der Aufzucht etwas nicht optimal war.

Verhaltensstörungen

Wie erwähnt, gehört das Pickverhalten nicht nur zur Futteraufnahme, sondern auch zur Beschäftigung des Huhns. Deshalb ist es leicht nachvollziehbar, dass das Huhn bei einer reizarmen Umwelt Objekte bepickt oder mit Federfressen und -picken beginnt. Federpicken ist nie agressiv motiviert, sondern ist ein fehlgeleitetes Verhalten, welches auf Grund von reizarmen Verhältnissen im Stall entsteht.
Entstehen Verletzungen, weil einzelne Tiere in der Herde andere Picken, lernen auch die anderen Hühner, dass das Picken interessant ist. Deshalb müssen einzelne Tiere mit Verhaltensstörungen, aber auch die Opfer von diesen sofort aus der Herde entfernt werden. Dazu ist natürlich, auch schon während der Aufzucht, die Tierbeobachtung sehr wichtig. Die Uniformität ist dabei ein wesentlicher Punkt, es ist darauf zu achten, dass die Tiere nicht auseinanderwachsen, denn wenn alle Tiere ein ähnliches Gewicht haben, sind sie gleich stark, wodurch es weniger Rangkämpfe gibt.
Die genaue Ursache für das vermehrte Auftreten von Zehenpicken bei den weissen Hybriden ist bis heute noch nicht gefunden. Genau wie beim Federpicken, verschärfen offene Wunden die Problematik. Daher ist besonders darauf zu achten, dass es nicht zu Zehenverletzungen aufgrund von Gegenständen und Einrichtungen kommt.

Prävention das A und O

Zur Prävention von Federpicken oder Kannibalismus nennt Dr. Keppler Faktoren wie die Befriedigung des Suchverhaltens, zum Beispiel durch Steine oder Sand. Auch Stroh oder Heu kann zur Beschäftigung in einem Heunetz angeboten werden.
Weitere schlichtende Faktoren sind eine niedrige Besatzdichte, möglichst viel Futterfläche und die besondere Beachtung von kritischen Phasen wie das Umstallen, der Legebeginn oder die Legespitze.
Ab einem gewissen Stadium der Verhaltensstörungen kann nichts mehr rückgängig gemacht werden. Ist man an diesem Punkt angelangt, kann nur noch Schadensbegrenzung gemacht werden. Gerade deshalb muss von Beginn an alles darangesetzt werden, dass es gar nie zu solchen Störungen kommt. Die Hühnerexpertin betont, dass es in der Legehennenhaltung mit den heutigen, sensiblen Hochleistungstieren keinen Platz für Fehler gibt. In der Haltung, im Management sowie in der Fütterung müssen alle Aspekte optimiert werden. Alle Mitarbeitenden im Legehennenstall, sei dies «nur» eine Ferienablösung, müssen unbedingt auf die Früherkennung geschult werden. Die Beobachtung der Tiere darf niemals vernachlässigt werden.
Nebst der Arbeit im Stall gehört auch das Erfassen der Daten zu einem guten Management. Nur durch das strikte Aufschreiben und Erfassen aller Parameter, ist es möglich, die Probleme zu erkennen, bevor es schon zu spät ist.
Mit dem Schlusswort «Ich ziehe vor jedem Betrieb den Hut, der all dies gut hinkriegt, denn es ist sehr schwierig mit solchen Hochleistungstieren, wie wir sie heute haben» beendet Frau Keppler ihr interessantes Referat.
Abschliessend bestätigt auch Rolf Steffen, dass die Legehennenhaltung nicht einfach ist und schliesst mit den Worten: «Für die Haltung des Hochleistungshuhns braucht es Profis, und das seid ihr alle, genau wie die UFA.»

Verbesserung des Wohlbefindens mit M-Tool

Dr. Christiane Keppler war an der Entwicklung des M-Tools, einer Managementhilfe zur Verbesserung des Wohlbefindens und der Gesundheit von Legehennen, beteiligt. Das Tool bietet Beurteilungskarten, Erfassungslisten und Auswertungshilfen, welches den Betrieben und den Beratern eine Hilfestellung gibt, um Veränderungen bei den Tieren schnell zu erfassen und zu protokollieren. Ziel ist es, dass Ursachen frühzeitig erkannt und Massnahmen rechtzeitig eingeleitet werden.
Die UFA-Geflügelspezialisten wurden von Dr. Keppler zur Anwendung des M-Tools ausgebildet.
www.mud-tierschutz.de 

Management

Folgende Faktoren müssen für ein gutes Management stets erfasst und besonders beachtet werden:
Wasserkonsum, Futterkonsum, Luftqualität (Schadgase, Temperatur, Temperaturschwankung, Staub), Beleuchtung (Dauer, Intensität), Legeleistung, Tierverluste, Tiergewicht (mind. einmal wöchentlich wägen)

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