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Nutztiere

Von der Milchkuh zur Mastkuh

Schlachtkühe sind bereits seit mehreren Jahren sehr gefragt am Markt. Nicht jeder Milchwirtschaftsbetrieb hat die passenden Grundfutter, um die eigenen Milchkühe auf eine gute Taxierung zu bringen. Diese Lücke füllen Kuhmäster, welche besonders leerfleischige Kühe kaufen und ausmästen. Einer von ihnen ist Rudolf Weber, welcher seit zwei Jahren in diesem Metier tätig ist.

Publiziert am

Bereichsleiter Marketing, UFA AG

Handel, Anicom AG

Die interessanten Preise für Schlachtkühe und die gute Nachfrage animierten bereits manchen Betrieb, in die Ausmast von Kühen einzusteigen. Bis 2020 war die Anzahl geschlachteter Kühe stets rückläufig. 2021 wurden mit 153 000 Kühen 3000 Tiere mehr geschlachtet als im Vorjahr. Kühe sind ein wichtiges Standbein der Schweizer Fleischbranche. Es werden 1,5-mal mehr Kühe als Muni und Rinder sowie 3-mal mehr Kühe als Ochsen geschlachtet. Das heisst, Schlachtkühe machen rund 40 Prozent des gesamten Schlachtgewichts der Grossviehmast aus. Sie sind somit eine wichtige Ressource und mit der Ausmast kann diese effizient genutzt werden.

Gute Preislage

Der grösste Teil der Schlachtkühe wird nicht zur Ausmast weiterverkauft, sondern auf den Milchviehbetrieben selbst gemästet. In den vergangenen Jahren hat jedoch die Anzahl geschlachteter Kühe von spezialisierten Ausmastbetrieben zugenommen. Dieser Anstieg wurde durch verschiedene Faktoren veranlasst. Einerseits sind viele Betriebe aus der Milchproduk tion ausgestiegen und haben sich aufgrund der vorhandenen Stalleinrichtungen für die Kuhmast entschieden. Andererseits hat die gute Preislage Betriebe dazu bewogen, in die professionelle Kuhmast einzusteigen. Der Preis liegt heute bei fast zehn Franken pro Kilogramm Schlachtgewicht. Vor zehn Jahren hat man lediglich fünf Franken erhalten. Aufgrund der steigenden Anzahl an Kuhmästern nimmt auch die Nachfrage für Ausmastkühe zu. Insbesondere grossrahmige Kühe sowie Kühe mit einem guten Fundament sind auf dem Markt gefragt. Diese bieten optimale Voraussetzungen für schnelle Zunahmen und eine gute Tiergesundheit. Ausserdem sollten die Ausmastkühe zum Zeitpunkt des Verkaufs nicht mehr als 20 kg Milch pro Tag produzieren. So haben die Ausmastbetriebe keine Schwierigkeiten, die Kühe trockenzustellen.

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Die Kühe bleiben durchschnittlich drei Monate auf dem Betrieb Weber.

(Bild: Jonas Salzmann)

Der richtige Zeitpunkt

Der Preis für Ausmastkühe schwankt saisonal. Im Herbst nach der Alpung ist das Angebot am grössten, wodurch die Preise sinken. Dies ist der beste Zeitpunkt für Mäster, um Kühe einzukaufen. Auch gegen Ende der Winterfütterung sind die Preise interessant. Im Frühling ist die Nachfrage nach Ausmastkühen aufgrund der bevorstehenden Alpsaison gross, wodurch die Preise steigen. Zu diesem Zeitpunkt sind auch die Preise für Schlachtkühe am höchsten, da das Angebot aufgrund der Alpung tief ist. Im Frühling und Sommer lohnt es sich somit, Schlachtkühe zu verkaufen. Wie lange die Tiere schlussendlich gemästet werden, hängt von der Fütterungsintensität ab. Um den optimalen Schlachtzeitpunkt zu bestimmen, spielt insbesondere die Fettabdeckung eine bedeutende Rolle. Mit einer Fettabdeckung von 3 oder 4 sind die Tiere schlachtreif. Kühe mit einer Fettabdeckung von 1 oder 2 sollten noch gemästet werden.

«Das Grundfutter und ein maximaler Verzehr sind das A und O, um erfolgreich und wirtschaftlich Kühe zu mästen.»

Rudolf Weber, Landwirt

Nebst der Fettabdeckung kann auch die Fleischigkeit durch die Ausmast verbessert werden. Welche Fleischigkeit die Kühe zum Schlachtzeitpunkt aufweisen, hängt von deren Taxierung zum Zeitpunkt des Einstallens ab, welche um eine bis zwei Klassen verbessert werden kann. Somit ist es durchaus möglich, eine eingestallte X-Kuh als T-Kuh zu verkaufen. Oft werden die Kühe zu früh geschlachtet. Je nach Taxierung der Kühe kann durch die Ausmast eine erhebliche Steigerung des Schlachterlöses erreicht werden.

Hoher Verzehr für erfolgreiche Mast

Rudolf Weber aus Frauchwil (BE) mästet seit zwei Jahren Kühe. Wie früher bei den Milchkühen legt er auch bei den Mastkühen viel Wert auf eine optimale Fütterung, bestes Stallklima und viel Tierwohl. Die Kühe stehen im Anbindestall auf einer dicken Strohmatratze. Sechs Stallventilatoren sorgen für ein optimales Klima. Ausschlaggebend für den Einstieg in die Kuhmast waren die vorhandenen Stallungen, die er so nach der Aufgabe der Milchproduktion nahtlos weiterbenutzte. Ausser dem Abbau der Melkmaschine hat Weber am Stall nichts geändert. So ist auch der Mischwagen weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Fütterung. «Mastkühe zu halten, ist eigentlich wie Milchkühe halten, einfach ohne das Melken und Abkalben», meint Weber. Beim Betrachten der Mischration weiss man sofort, was Weber damit meint. Sie ist perfekt gemischt und hat eine optimale Länge. Die Ration besteht aus 50 Prozent Maissilage und 50 Prozent Grassilage. Hinzu kommen ein Kilogramm Dürrfutter, ein Kilogramm Eiweisskonzentrat (UFA 1586) und 700 Gramm Leistungsfutter (UFA 142). Besonders der Grundfutterqualität schreibt Weber eine grosse Bedeutung zu. «Das Grundfutter und ein maximaler Verzehr sind, wie bei den Milchkühen, das A und O, um erfolgreich und wirtschaftlich Kühe zu mästen», ist sich Weber sicher. Die Mischration wird täglich und immer zur selben Zeit hergestellt und abgeladen. Und die Leistungen seiner Mastkühe geben ihm recht. Er kauft zu 95 Prozent Kühe mit der Taxierung 3X bis X ein und verkauft sie nach rund drei Monaten als –T oder T mit einer Fetttaxierung von 3 oder 4.

Unser Tipp

Worauf sollte man beim Ausmästen von Kühen achten? 

  • Grossrahmige Kühe mit gutem Fundament eignen sich am besten. 
  • Optimalerweise sollten die Kühe beim Verkauf in die Mast nicht mehr als 20 kg Milch pro Tag produzieren. 
  • Der beste Zeitpunkt, um Kühe zu kaufen, ist im Herbst. 
  • Gutes Grundfutter vorlegen und maximalen Verzehr sicherstellen. 
  • Gesunde Klauen sind sehr wichtig.

Fixer Ablauf beim Einstallen

Das Einstallen erfolgt bei Weber mit System. Alle drei bis vier Wochen werden fünf Kühe zur Schlachtung verkauft und neue Kühe kommen auf den Betrieb. Diese werden zuerst in einem kleineren Laufstall im Altgebäude eingestallt. Dort werden sie mit Ökoheu und Krippenresten sowie etwas Grassilage gefüttert. So gehen die Kühe schnell galt. Weber nimmt die Kühe erst danach in den Anbindestall, denn er mag es nicht, wenn Milch auf das Läger tropft. Im Sommer hält er nebst den 30 Kühen im Stall noch rund 15 Kühe auf der Weide, die er im Laufhof mit einer Futterraufe zufüttert. «Diejenigen, welche zu Beginn auf der Weide gehalten werden, bleiben auch etwas länger bei mir, denn nur mit der Weide kann man keine Kühe mästen», fasst Weber zusammen. «Zudem wird jede Kuh bei der Ankunft entwurmt, weil verwurmte Kühe nicht schwer werden.»

Viel Flankentiefe und gute Beine

Weber bezieht den grössten Teil seiner Kühe über einen Händler. Dieser sehe genau, welche Kühe das Potenzial haben, um Fleisch anzusetzen. Weber hat tiefe Red-Holstein- und Holstein-Kühe am liebsten. «Es müssen Kühe sein, die viel Grundfutter aufnehmen, nur diese können an Gewicht zulegen.» Ab und zu gebe es eine Kuh, bei der man merkt, dass sie nicht schwerer wird. Dann müsse man halt die Reissleine ziehen und die Kuh bereits nach einem Monat zur Schlachtung verkaufen. Dass den Milchrassen das Fleisch weggezüchtet wurde, kann Weber nicht bestätigen, und seine Taxierungen zeigen, dass auch Holstein-Kühe bei optimaler Haltung und Fütterung Fleisch ansetzen können. Nebst dem Format sind gesunde Klauen und Beine ein weiterer wichtiger Faktor, um wirtschaftlich Kühe zu mästen. Deshalb hat Weber nun in einen Klauenstand investiert. Auch hier gilt aus seiner Sicht: «Wie bei den Milchkühen: Sind die Kühe lahm, fressen sie nicht und erbringen keine Leistung.» Mit viel Ehrgeiz, Tierwohl und optimaler Fütterung kann Rudolf Weber erfolgreich Kühe mästen. 

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