Die schädlichsten und zugleich häufigsten Weideparasiten bei Rindern sind die Magen-Darm-Würmer. Deren infektiöse Larven infizieren die Tiere vor allem in der zweiten Hälfte der Weideperiode. Der Befall mit Magen-Darm-Würmern bei den Nutztieren ist schon relativ weit fortgeschritten, wenn man ihn von Auge erkennt. Deshalb ist es wichtig, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und sich eine Strategie aufzustellen, die zu seinen Tieren wie auch zum Management auf dem Betrieb passt.
Lebensart der Magen-Darm-Würmer
Im Frühling beim ersten Weiden kann das Tier die überwinternden Larven aufnehmen. Eine beträchtliche Anzahl an überwinterten Larven sterben in den ersten Frühlingsmonaten ab, jedoch sind die verbleibenden verantwortlich für die kommenden Populationen. Die aufgenommenen Larven sind nach zwei bis drei Wochen im Tier geschlechtsreif und somit werden die Eier der neuen Generationen mit dem Kot ausgeschieden. Je nach Wetterbedingungen wachsen die ausgeschiedenen Eier innerhalb von sieben bis zwölf Tagen wieder zu Larven heran, die darauf warten, vom weidenden Tier beim Fressen aufgenommen zu werden.
Jungtiere besonders gefährdet
Beim Rindvieh können die Magen-Darm-Würmer für Jungtiere in der ersten Weideperiode ein beträchtliches Problem werden. Die Larven, die durchs Weidegras aufgenommen werden, nisten sich in den Schleimhäuten des Darms ein und hemmen somit eine Nährstoffaufnahme. In den meisten Fällen magern die Tiere ab und haben ein struppiges Fell. Im Gegensatz zu Schafen oder Ziegen kann das Rindvieh eine eigene Immunabwehr gegen die Parasiten entwickeln. Jungtiere in der ersten Weidesaison, müssen sich diese Abwehr aber zuerst aufbauen, wofür sie rund zwei Drittel einer Weidesaison benötigen.
Vorbeugende Massnahmen
Weidemanagement
Das Weidemanagement ist eine der wichtigsten Massnahmen zur Vorbeugung von Magen-Darm-Würmern. Standweiden in nassen Gebieten können zu einem regelrechten Hotspot werden. Durch die Feuchtigkeit können sich die Larven gut entwickeln und bei ständigem Beweiden wird die Fläche immer wieder mit neue Eiern angereichert. In diesem Fall kann es sinnvoll sein, eine Schnittnutzung einzubauen oder die Fläche nur noch mit Tieren zu beweiden, die in der zweiten oder dritten Weidesaison sind. Wenn es das Wetter zulässt, macht es allenfalls Sinn, die tägliche Weide erst zu starten, wenn das Gras trocken ist. Denn die Larven ziehen sich am Morgen in den Boden zurück und werden so später nicht gefressen.
Pflanzliche Zusatzstoffe
Eine weitere Vorbeugemassnahme kann der Einsatz von pflanzlichen Zusatzstoffen sein. Die meisten pflanzlichen Zusatzstoffe beruhen auf der Wirkung der enthaltenen Tannine und anderen Polyphenolen, welche eine antiparasitäre Wirkung aufweisen. Dabei binden sich diese an die Proteinstruktur der Hautoberfläche von Parasiten und vermindern die Reproduktion. Dies führt dazu, dass das Wirtstier weniger Parasiteneier ausscheidet und der Parasitendruck reduziert wird. Jedoch funktioniert diese Art der Vorbeugung nur, wenn sie zusammen mit einem optimalen Weidemanagement einhergeht.
Immunität aufbauen
Jeder Rindviehbetrieb hat Magen-Darm-Würmer. Wichtig ist aber, dass der Druck möglichst tief gehalten werden kann. Eine besondere Aufmerksamkeit ist den Jungtieren in der ersten Weidesaison zu widmen. Sie müssen die Immunität aufbauen können, ohne dass sie selbst Schaden nehmen. Das gemeinsame Weiden von Tieren verschiedener Altersklassen kann den Befall der Jungtiere durch den unterschiedlichen TS-Verzehr verringern, ähnlich wie bei der Mutterkuhhaltung.
Und die Kleinwiederkäuer?
Vermehrt Resistenzen
Was beim Rind zum Thema wird, ist bei den Kleinwiederkäuern schon längst ein Problem. Die Bildung von Resistenzen der Parasiten gegenüber chemisch-synthetischen Behandlungsmittel ist bei Kleinwiederkäuern schon weit verbreitet. Die Resistenzbildung von Magen-Darm-Würmern wurde in diversen Studien auf genetischer Basis untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass die Resistenz ein rezessiver Erbgang ist. Wenn sich zwei Würmer paaren und beide das rezessive Gen besitzen, sind somit 25 Prozent der Nachkommen resistent. Die Gründe für Resistenzbildungen sind unterschiedlich. Einerseits werden die Kleinwiederkäuer oft mit demselben Wirkstoff behandelt. Wird nämlich mit einem anderen Produkt behandelt, heisst dies nicht, dass der enthaltene Wirkstoff ein anderer ist. Darum soll bei der Wahl des Mittels der Wirkstoff beachtet werden. Hinzu kommt, dass oft die ganze Herde entwurmt wird. Tiere, die keine Befallssymptome aufweisen, müssen nicht zwingend entwurmt werden, da diese offensichtlich mit den Parasiten umgehen können. Es sollten nur die Tiere entwurmt werden, die aufgrund der Kotproben und der äusseren Erscheinung unter dem Parasitenbefall leiden.
Die Kotproben sollten systematisch nach Alterskategorie entnommen werden. Je nach Befund des Labors kann danach die jeweilige Alterskategorie behandelt werden.
Kotuntersuchung für den Bio-Betrieb
Kotuntersuchungen für Kleinwiederkäuer werden ausschliesslich über das Parasitenüberwachungsprogramm des BGK untersucht. Expertinnen und Experten des BGK übernehmen die Interpretation der Resultate und geben individuelle Behandlungsempfehlungen ab. BGK: 062 956 68 58; bgk.sspr@caprovis.ch
Für Kotuntersuchungen von Rindern, Schweinen, Hühnern und Pferden kann man sich direkt an das FiBL wenden (062 865 72 72; teamparasitologie@fibl.org ). Dort werden auch Anfragen über die aktuellen Angebote und Preise beantwortet.
Geringere natürliche Immunität
Bei den Kleinwiederkäuern nimmt das Weidemanagement einen noch grösseren Stellenwert ein als beim Rindvieh. Die zu treffenden Massnahmen sind allerdings dieselben.
Der Einsatz von phytogenen Zusatzstoffen wurde vor allem bei Schafen und Ziegen untersucht. Die Resultate aus diesen Untersuchungen zeigen dasselbe Bild wie beim Rindvieh. Auch hier konnte die Ausscheidung von Parasiteneiern reduziert werden. Allgemein kann jedoch festgehalten werden, dass Ziegen eine geringere natürliche Immunität gegenüber Parasiten aufweisen als Schafe.