In der Schweizer Legehennenhaltung werden standardmässig Jahresumtriebe durchgeführt (siehe Kasten). Es gibt aber auch Betriebe, die ihre Legehennen in einem verlängerten Umtrieb ohne Legepause bis zu eineinhalb Jahre halten. Um die Tiere noch länger bei guter Legeleistung zu halten, besteht die Möglichkeit, nach rund einem Jahr eine Legepause, die sogenannte Mauser, einzulegen. Die Mauser ist ein natürlicher Regenerationsprozess der Vögel, welcher mit einem Federwechsel einhergeht. In der Natur wird die Mauser im Herbst / Winter aufgrund kürzerer Tage, tieferer Temperaturen und geringerem Nahrungsangebot hormonell ausgelöst. In der Legehennenhaltung wird die Mauser künstlich über eine Licht- und Futterreduktion herbeigeführt. Die Hühner erneuern ihr Federkleid, der Legetrakt wird regeneriert, Fett wird abgebaut und der Kalziumspeicher in den Röhrenknochen wird aufgefüllt. Für die Hennen bedeutet die Mauser zwar kurzzeitig einen grösseren Stress, die Legepause und Regeneration lässt die Hennen aber gestärkt in die nächste Legephase gehen.
Der grosse Vorteil von längeren Umtrieben ist, dass es weniger Aufzuchtherden braucht. Dadurch sinken die Tierkosten pro Ei. Hingegen können weniger Konsumeier pro Tierplatz produziert werden als bei einem Jahresumtrieb. Beim Mauser-Umtrieb muss beachtet werden, dass es während etwa sechs Wochen nur sehr wenig Eier gibt.
Jahresumtrieb
Hühner im Jahresumtrieb werden auf dem Legebetrieb rund ein Jahr gehalten (bis ca. 68 – 70 Alterswochen). Gründe für einen Jahresumtrieb sind unter anderem der im Alter der Tiere zunehmende Anteil Grosseier, die sinkende Legeleistung und die abnehmende Schalenqualität.
Ein weiterer Hauptgrund für Jahresumtriebe ist die erleichterte Planbarkeit. So können die Umtriebe gezielt den Nachfragespitzen (Ostern und Weihnachten) angepasst werden, womit dem stark saisonalen Markt besser Rechnung getragen wird.
Verlängerter Umtrieb
Nicole Gujer führt zusammen mit ihrer Mutter Marlen Hintermann und mit Jürg Hintermann den Geflügelhof Felmis in Bauma im Zürcher Oberland. Seit 1997 bewirtschaften sie den Betrieb, von dem die bekannten «Stöckli-Eier» herkommen. Ihre rund 6000 Legehennen werden alle selber aufgezogen und bereits seit den Anfängen im verlängerten Umtrieb bis 88 Alterswochen gehalten. In den 25 Jahren konnten viele Erfahrungen gesammelt werden. «Eine gute Betreuung der Tiere ist das Wichtigste», betont Nicole Gujer. Ein Betrieb mit verlängertem Umtrieb müsse sich mehr Zeit für seine Tiere nehmen. Die Legehennen werden nämlich mit höherem Alter etwas anfälliger. Alle potenziellen Stressfaktoren sollen deshalb so gut wie möglich vermieden werden. Auf dem Geflügelhof Felmis wird folglich besonders gut geschaut. Beispielsweise werden überdurchschnittlich viele Kontrollgänge durch den Stall gemacht und auch die temperaturgesteuerte Lüftung wird mehrmals am Tag zusätzlich von Hand nachjustiert. Eine weitere wichtige Vorbeugemassnahme ist eine gute Hygiene. Da die Tiere rund 20 Wochen länger Eier legen als im Jahresumtrieb, wäre bei gesundheitlichen Problemen der Schaden verhältnismässig grösser. Dieses erhöhte Risiko ist für Nicole Gujer auch der grösste Nachteil des verlängerten Umtriebs. Die sehr enge und fürsorgliche Tierbetreuung hat sich bisher aber ausbezahlt. Die Tiere sind stets bei sehr guter Gesundheit und halten sich nicht zuletzt auch deshalb bis zum Ende des verlängerten Umtriebs auf einer hohen Legeleistung.
Nicole Gujer«Unsere Hennen bei dieser Legeleistung und ihrer guten Gesundheit bereits nach einem Jahr zu ersetzen, wäre schade. Mit dem verlängerten Umtrieb können die Hennen länger bei uns bleiben.»
Bei der Fütterung wird auf dem Betrieb Gujer / Hintermann während des gesamten Umtriebs das gleiche Erstlegephasen-Futter eingesetzt. Gründe dafür seien, dass etwas grössere Eier erwünscht sind und dass die Tiere somit nicht durch einen Futterwechsel gestresst werden. Um dem höheren Kalziumbedarf im Alter gerecht zu werden, wird zur Unterstützung der Schalenqualität ab rund 50 Alterswochen der Kalkgehalt im Futter erhöht und später im Umtrieb zusätzlich noch Muschelkalk zudosiert. Die Eischale kann damit bei guter Qualität gehalten werden. Von den gegen Schluss vermehrt anfallenden grossen und sehr grossen Eiern können viele direktvermarktet werden.
Mauser-Umtrieb
Zusammen mit seinem Vater Thomas bewirtschaftet Tobias Fischer den Geflügelbetrieb Egg in Malters. Bereits 1969 wurde der Legehennenstall gebaut, in welchem Fischers heute 11 000 Legehennen halten. Seit sie mit ihrem Familienunternehmen Fischer Eier GmbH 2012 ein neues Eiprodukte-Werk in Malters in Betrieb genommen haben, wird auf dem Geflügelhof Egg mit jeder Herde eine Mauser durchgeführt. Mit dem Mauser-Umtrieb werden ihre Legehennen zwischen 115 und 125 Wochen alt. Bis 68 Alterswochen werden jeweils Konsumeier produziert, danach werden die Eier im Aufschlagwerk zu Flüssigei-Produkten verarbeitet.
Tobias Fischer«Die Legehybriden haben das genetische Potenzial, mehr als ein Jahr auf hohem Niveau Eier zu legen. Da wir die Eier nach der Mauser sinnvoll verwerten können, wäre es schade, dieses Potenzial nicht zu nutzen.»
Die Mauser wird jeweils um die 72. bis 75. Alterswoche angesetzt. Um die Mauser auszulösen, dürfen die Tiere während 21 Tagen nicht auf die Weide. Der Stall wird in dieser Zeit etwas abgedunkelt und die Lichtdauer wird relativ rasch auf neun Stunden pro Tag, etwa eine Wintertageslänge, zurückgefahren. Zudem wird kein Legefutter mehr verabreicht, sondern für gut eine Woche auf rund 35 g Weizenkleie und 5 g Kalkgrit pro Tier und Tag um gestellt. Mit diesen Massnahmen stellen alle Hennen die Legetätigkeit innerhalb von zehn bis zwölf Tagen ein.
Aufgrund der Verknappung der Futterquelle muss zuvor die Einstreu im Stall bis zur mindestens benötigten Menge reduziert werden. Sonst könnten die Hühner damit beginnen, die Einstreu zu fressen. «Für die Hennen ist dies eine stressige Zeit, weshalb derweilen besonders gut zu den Tieren geschaut werden muss», erklärt Tobias Fischer. Auf die neun Lichtstunden verteilt, kommen folglich drei bis vier Stalldurchgänge und zwei manuelle Futtergaben von Kleie und Kalk. Während der Lichtphase der Mauser-Auslösung sei man daher mehr oder weniger an den Hühnerstall gebunden, ergänzt Tobias Fischer. Wichtig ist, dass die Herde auf null Prozent Legeleistung herunterkommt, bevor die Lichtdauer wieder stufenweise verlängert und normales Legefutter gegeben wird. Mit dem Legefutter erhalten die Tiere wieder viele Nährstoffe, wodurch das neue Federkleid zu stossen beginnt und die alten Federn ausfallen. In dieser Zeit regeneriert sich das Huhn und beginnt schliesslich wieder mit dem Eierlegen. Rund sechs bis acht Wochen nach Mauser-Auslösung ist die Herde wieder auf der Legeleistung von vorher. Für Betriebe wie Fischers, wo die Eier nach der Mauser in den Aufschlag gehen, oder auch für Betriebe mit viel Direktvermarktung, wo Eigrösse oder Schalenfestigkeit eine geringere Rolle spielen, kann ein Mauser-Umtrieb wirtschaftlich interessant sein. Für Betriebe, die hauptsächlich Konsumeier für den Detailhandel produzieren, ist der Jahresumtrieb oder ein verlängerter Umtrieb besser geeignet.