Kälberpneumonien sind eine weit verbreitete Krankheit, welche sicherlich jeder Rindviehalter in unterschiedlicher Intensität kennt. Kälberverluste im Alter vom zweiten bis sechsten Lebensmonat sind hauptsächlich durch Atemwegserkrankungen verursacht. Kälber werden aus arbeitstechnischen Gründen meist in grossen Gruppen (mehr als 10 Tiere) gehalten. Die Gruppen bestehen entweder aus Tieren mit unterschiedlichem Alter oder werden mit zugekauften Tieren komplettiert. Bei arbeitsteiliger Rindviehhaltung kommen auf dem Abkalbebetrieb häufig Muttertiere mit unterschiedlichem Immunstatus zur Geburt, was sich auf die kolostral erworbene passive Immunität der Kälber auswirkt.
Es gibt mehrere Faktoren, die die Lungenerkrankung beim Kalb begünstigen. Bei einer Entzündung der Bronchien fallen der Gasaustausch und damit die Sauerstoffversorgung des Blutes radikal ab. Der Organismus muss unverhältnismässig hohe Atemarbeit leisten, um den zur Stoffwechselerhaltung und Genesung notwendigen Sauerstoff ins Blut zu bringen. Dies ist im Winter eine Herausforderung. Offene Ställe sind kalt, haben aber durch die bessere Durchlüftung einen höheren Sauerstoffanteil in der Umgebungsluft. Geschlossene Ställe, die wegen der höheren Stalltemperatur weniger Energieverlust für das kranke Tier bedeuten, haben meist höhere Schadgaskonzentrationen und tiefere Sauerstoffgehalte in der den Kälbern zur Verfügung stehenden Atemluft.
Die Infektion eines Tieres erfolgt bei den Kälberpneumonien praktisch ausschliesslich über die eingeatmete kontaminierte Luft oder über Schleimhautkontakte der Kälber. Dies bedeutet, dass die Verbreitungsgefahr durch ein krankes Tier mit der Gruppengrösse entsprechend zunimmt.
Mit diesen Kenntnissen kann nun auf die Frage des Rindviehhalters eingegangen werden, wie trotz der als optimal eingestuften Massnahmen Kälberpneumonien im Winter vermieden werden können.
Als erste Massnahme gilt es, die Kälber im Trink- und Aktivitätsverhalten und allenfalls mit einer Temperaturkontrolle genau zu beobachten.
Sobald sich deutliche Lungenentzündungssymptome wie Husten oder flache, schnelle und angestrengte Atmung verdeutlichen, gehört das Kalb aus folgenden Gründen in den Krankenstall:
- Das kranke Tier hat seine Ruhe, kann folglich seine beschränkt zur Verfügung stehende Energie für die Regeneration einsetzen.
- Das Kalb kann besser überwacht werden. Da solche Tiere oft tierärztlich behandelt werden müssen, gestaltet sich die Behandlung im Krankenstall wesentlich einfacher.
- Im Krankenstall ist es häufig einfacher, optimale klimatische Bedingungen zu schaffen.
- Sehr wesentlich ist zudem, dass ein frühzeitig separiertes krankes Tier nicht zum «Superspreader» wird.
Optimal ist ein Krankenstall, der keine offene Luftverbindung zu den übrigen Kälbern hat, bei kalten Temperaturen heizbar ist, eine gute Luftumwälzung ohne Zugluft gewährleistet und eine trockene, eingestreute Liegefläche ohne Tretmistunterlage hat.
Die Kälber können je nach Symptomatik nach zwei bis sechs Tagen den Krankenstall wieder verlassen und in die Gruppe zurückkehren.
Damit lautet die Antwort für den Kälberhalter: Bauen Sie einen zweckmässigen Kälberkrankenstall.
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