Vormagenstörungen bei Milchvieh oder Aufzucht- und Mastvieh sind relativ häufig vorkommende Verdauungsstörungen. Für den Rindviehhalter gilt es als erste Massnahme abzuschätzen, welcher Art und wie schlimm die Verdauungsstörung ist. Zuerst wird der Appetitmangel auffallen, danach folgt bei laktierenden Kühen ein Milchleistungsabfall. Im Weiteren wird eine Veränderung des Kotes in Menge, Beschaffenheit, Farbe und Konsistenz zu beobachten sein. Die Körperhaltung, allenfalls Schmerzäusserungen und ganz wichtig die Körpertemperatur gilt es zu beurteilen. Pansenfunktionsstörungen akuter Art sind traumatische Entzündungen des Vormagens durch einsteckende Fremdkörper (traumatische Retikuloperitonitis) oder akute Pansenazidose durch (versehentliche) Aufnahme grosser Kraftfuttermengen. Vorübergehende Schlundverstopfungen oder Aufnahme verdorbener Silage können in seltenen Fällen ebenfalls eine akute Pansenazidose verursachen.
Akute Pansenstörungen
Zur Differenzierung der zwei akuten Pansenfunktionsstörungen gibt es folgende Kriterien: Der Milchleistungsabfall ist sowohl bei traumatischer Retikuloperitonitis als auch bei akuter Pansenazidose hochgradig. Bei beiden Störungen handelt es sich meist um eine Einzeltiererkrankung. Eine Fremdkörperentzündung verursacht häufig Fieber, während bei einer Pansenazidose eher leichte Untertemperatur auftritt. Der Kot hat bei Fremdkörper eine grobverdaute Struktur und eine eher trockene Konsistenz. Bei akuter Pansenazidose hat der Kot eine wässerige Konsistenz, ebenfalls eine grobverdaute Struktur, eine helle Farbe und ist stinkend. Die Körperhaltung der erkrankten Rinder zeigt sich bei Fremdkörper durch aufgezogenen Rücken und weniger Liegen als Folge des lokalisierten Bauchschmerzes.
Behandlung
Beide Erkrankungen erfordern eine tierärztliche Behandlung. Eine Untersuchung mit einem Metalldetektor und eine Blutuntersuchung auf Entzündungsindikatoren können Aufschluss geben. Weiter kann der Pansensaft der Tiere im Stall analysiert werden. Die Fremdkörperlokalisation erfolgt in einer Gross tierklinik mittels Röntgen. Die Behandlung bei Fremdkörper-Retikuloperitonitis besteht meist in der Verabreichung eines Magneten (hat bei nicht ferromagnetischen Aludosenfetzen keine Wirkung) und Antibiotika wegen der Stichinfektion. In wenigen Fällen wird eine Fremdkörperoperation durchgeführt. Die akute Pansenazidose erfordert meist eine Infusionsbehandlung und ergänzend ein Pansendrenching.
Chronische Pansenstörungen
Eine chronisch abszedierende Fremdkörperentzündung des Pansens wird meist erst durch schwankende und verminderte Milchleistung und Abmagerung der betroffenen Tiere offensichtlich. Diese kann durch einen kleinen, spitzen Gegenstand entstehen, der kurzfristig nicht erkannt wird und längerfristig einen Abszess bildet. Die chronische Pansenazidose ist meist ein Bestandesproblem und wird häufig lange nicht wahrgenommen. Zur Diagnose dieses Problems werden die Leistungsdaten, die Milchgehaltsanalysen und die erweiterte Krankheitsanfälligkeit der Tiere beurteilt.