Die Osteochondrose ist eine nicht-infektiöse Erkrankung der Gliedmassen und wird umgangssprachlich als das sogenannte Beinschwächesyndrom bei wachsenden Schweinen bezeichnet. Dabei kommt es zu einer verzögerten Knochenbildung in den Wachstumszonen und den Gelenksflächen der Knochen. Dies kann zu Knochendeformierungen und Knorpelabsplitterungen in den Gelenken führen, welche sehr schmerzhaft sind. Osteochondrosen können sich bereits ab dem Ende der Ferkelaufzucht entwickeln. Sichtbare Lahmheiten werden jedoch erst später, im Alter zwischen 4 und 18 Monaten, beobachtet. Steifer Gang, gekrümmter Rücken, untergestellte Gliedmassen, beidseitige Lahmheiten, Seitwärtsschwanken der Hinterhand und hundesitzige Stellung können auf Osteochondrose hinweisen.
Ursachen
Man geht von einem multifaktoriellen Geschehen aus, bei dem neben der Genetik auch die Haltung und Fütterung eine Rolle spielen. Das Skelettwachstum kann mit dem schnellen Wachstum der Muskeln nicht mithalten, weshalb oft frühreife und schnellwachsende Tiere mit einer intensiven Fütterung betroffen sind. Genetische Fehlstellungen der Gliedmassen und ein genetisch bedingtes Missverhältnis der Grösse von Innen- und Aussenklaue kann Osteochondrose begünstigen. Ebenso können Überbelastungen im Wachstum durch Haltungsfehler wie zum Beispiel glatte Böden zu einem vermehrten Auftreten beitragen. Auch die Versorgung mit den Spurenelementen Kupfer, Mangan und Silizium sowie mit bestimmten Aminosäuren spielt eine gewisse Rolle.
Wissenschaftlich konnte bisher kein Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Osteochondrose und einer mangelnden Versorgung mit Kalzium, Phosphor und Vitamin D belegt werden. Eine Unterversorgung von diesen Stoffen führt hingegen möglicherweise zu einer Mineralstoffmangel-Osteopathie, die sich anhand der Symptome nicht von der Osteochondrose unterscheidet. Erst am toten Tier durch das Beurteilen der Knochen und Gelenksflächen, können diese beiden Krankheitsbilder differenziert werden. Bei Mineralstoffmangel wird der Knochen nicht wie gewünscht ausgebildet, was in schlimmen Fällen zu Knochenbrüchen führt.
Vorbeugende Massnahmen
Um Osteochondrosen zu vermeiden, sollen Jungsauen restriktiv aufgezogen werden. Bei der Feldprüfung im Fundament kritisch beurteilte Zuchttiere sind konsequent auszumerzen. Die Haltung auf Einstreu vermindert das Auftreten von Osteochondrosen. Bei der Eingliederung deckfähiger Jungsauen in einen neuen Betrieb sind trittfeste Böden, ein isolierter Liegebereich mit Einstreu sowie grosszügige Platzverhältnisse zu gewährleisten. Werden Jungsauen im Natursprung gedeckt, sollte ein junger, nicht allzu schwerer Eber eingesetzt werden. Kann dies nicht sichergestellt werden, ist die künstliche Besamung zu empfehlen. Um Mineralstoffman-gel-Osteopathien zu verhindern, ist bereits ab der Ferkel aufzucht auf eine ausreichende Kal zium- und Phos-phor-Versorgung zu achten und der Einsatz von Phytase ist ein Muss. Sicherheitshalber sollten bei der Jungsauenaufzucht in Bezug auf Mineralstoffe und Spurenelemente, soweit möglich, Reserven eingebaut werden.