Um dem Begriff «Bodenfruchtbarkeit» einen Rahmen zu geben, liefert die Verordnung über Belastungen des Bodens eine Definition. Hier ein kleiner Auszug: «Boden gilt als fruchtbar, wenn auch die biologisch aktive Lebensgemeinschaft, die Bodenstruktur, der Bodenaufbau und die Mächtigkeit für seinen Standort typisch sind und er eine ungestörte Abbaufähigkeit aufweist; bei dem natürliche und vom Menschen beeinflusste Pflanzen und Pflanzengesellschaften ungestört wachsen und sich entwickeln können und ihre charakteristischen Eigenschaften nicht beeinträchtigt werden.»
Bodenleben
In der Landwirtschaft ist das Bodenleben Indikator und zentrales Element für die Bodenfruchtbarkeit. Die organischen Substanzen, die den Boden nähren, verleihen ihm langfristige, strukturelle Stabilität, während der Boden wiederum das mikrobiologische Leben und die Ernährung der Pflanzen sichert, als Nährstoff- und Wasserreserve dient sowie die Aggregate stabilisiert und schützt. All diese Elemente garantieren ein langfristiges Pflanzenwachstum.
Aussaat von Raps-Untersaat
Dieses Anbauverfahren besteht darin, Winterraps in Kombination mit einer Untersaat zu säen, die sich zur Hauptsache aus Leguminosen zusammensetzt. Letztere werden im Winter dem Frost erliegen oder sich parallel zum Raps entwickeln, jedoch ohne im Frühjahr mit ihm zu konkurrieren. In der Juraregion hat sich die Mischung aus Bockshornklee, Linse und Saat-Platterbse als optimal erwiesen und erfüllt ihre Aufgabe vollumfänglich. Diese Methode, die darauf abzielt, den Einsatz von Bodenherbiziden vor Pflanzenaufgang zu vermeiden, wurde in unseren Regionen bereits getestet und wird derzeit von Rapszüchtern angewendet.
Die Vorteile für die Bodenfruchtbarkeit liegen im Verzicht auf Herbizide und folglich in einer besseren Entwicklung der biotischen Faktoren im Boden. Zudem führt die Zersetzung der im Winter abfrierenden Untersaat dem Boden organisches Material zu und der Schutz der Bodenstruktur wird durch die Zwischenbegrünung verbessert. Einige Beobachtungen zeigen auch eine verminderte Aktivität bei den Erdflöhen in der Kultur.
Zwischenbegrünungen
Es handelt sich in diesem Fall um Nebenkulturen, die nach einer Hauptfrucht angebaut werden. Diese Zwischenbegrünungen können entweder während kurzer Zeit, das heisst zwischen einer im Sommer geernteten Kultur und vor der Aussaat einer Winterkultur, oder während langer Zeit, also vor einer Sommerkultur, angepflanzt werden.
Eine solche Begrünung kann bis zu 15 verschiedene Pflanzenarten oder mehr enthalten. Diese Art Mischung hat den Vorteil, dass verschiedene ökologische ober- und unterirdische Schichten besetzt werden, und sie wird im Gegensatz zur Aussaat von monospezifischen Gründüngungspflanzen gerne empfohlen.
Die Gründüngung wirkt sich insofern günstig auf die Fruchtbarkeit aus, als sie für einen passiven Schutz der Bodenstruktur (Erosion und Verschlämmung) sorgt. Weitere positive Effekte ergeben sich aus der biologischen Aktivität dank der in den Boden rückgeführten Biomasse, die zwischen 2.5 und 5 Tonnen Trockenmasse pro Hektare variieren kann, sowie aus einer dynamischen, biologischen Strukturierung des Bodens.
Nährstoffe
In Bezug auf das Nährstoffmanagement kann die Artenwahl in der Zwischenbegrünung dem Boden Nährstoffe entziehen oder zuführen. Dies gilt je nach C/N-Verhältnis insbesondere für den Stickstoff. Will der Landwirt den Boden vor dem Anlegen beispielsweise einer Getreidekultur mit Stickstoff anreichern, so wird er leguminosenreiche Gründüngungen wählen. Diese nehmen Stickstoff aus der Luft auf und geben ihn im Frühling an die Pflanzen ab, nachdem sich das organische Material zersetzt und die Mineralisierung mit der Bodenerwärmung wieder eingesetzt hat. Dank ihrer Wurzeln sind diese Pflanzen in der Lage, die mineralischen Substanzen wiederzuverwerten und Nährstoffe an die Bodenoberfläche zu befördern. So agiert beispielsweise die Sonnenblume als Phosphorpumpe, während der Lein Silicium aus dem Boden mobilisiert. Möchte der Landwirt hingegen seinem Boden vor dem Anlegen einer Leguminose Stickstoff entziehen, wird er eine Gründüngung mit einem hohen C/N-Verhältnis wählen, zum Beispiel Mischungen mit Hafer, Lein oder Phacelia.
Der Boden als grosser Begünstigter dieser Strategien
Der Boden ist nicht nur blosses Substrat, auf dem der Landwirt unter Einsatz von Produktionsmitteln Nahrungsmittel herstellt. Es handelt sich ganz im Gegenteil um das wichtigste Kapital, über das der Landwirt verfügt. Dieser Boden ist das Ergebnis einer langwierigen und langsamen Verwitterung des Muttergesteins, die sich in gewissen Fällen über mehrere tausend Jahre hingezogen hat. Es gilt demnach, die Lebensvorgänge im Boden und dessen Rahmenbedingungen zu erhalten, damit er heute bewirtschaftet und morgen an die künftigen Generationen weitergegeben werden kann. Denn wie schon Antoine de St-Exupéry sagte: «Wir erben die Erde nicht von unseren Eltern, wir leihen sie von unseren Kindern.»
An der Demonstrationsplattform in Courtedoux trat beim Ausheben eines Grabens in einer Maisparzelle eine kieselsäurehaltige, über einen Meter tiefe Bodenschicht zutage – ein enormes Produktionspotenzial! Die Durchwurzelung des Mais zeigte jedoch, dass die Pflanze Mühe hat, sich in einer Tiefe von über 25 bis 30 cm zu ernähren. Grund dafür ist die starke Bodenverdichtung infolge der zahlreichen Maschineneinsätze.
Die Anpassung der Bodenbearbeitungsstrategie sowie die Nutzung von Zwischenbegrünungen oder Raps-Untersaaten in der Fruchtfolge können dazu beitragen, die Bodenfruchtbarkeit mittel-, wenn nicht gar langfristig zu verbessern.