Im Felddüngerbereich wird in der Schweiz seit 2018 kein eigener Dünger mehr produziert. Deshalb ist die Schweiz bei diesem Hilfsstoff heute zu hundert Prozent vom Ausland abhängig. Düngemittel sind voluminöse Schüttgüter. Um diese zu bewegen, braucht es von der Düngerfabrik bis zum Hof eine schlagkräftige Logistik und Infrastruktur.
Stickstoffdünger am wichtigsten
In der Schweiz ist die Tierhaltung sehr bedeutend. Deshalb kommen 75 Prozent der Nährstoffe aus dem Stall. Nur 25 Prozent der Nährstoffe müssen als Mineraldünger importiert werden. Hauptdüngemittel in der Schweiz sind Stickstoffdünger wie Ammonsalpeter. Der Grossteil der Düngerlieferanten hat seine Standorte am Wasser, da das Schiff ein leistungsfähiger und ökologischer Verkehrsträger ist. Ammonsalpeter wird beispielsweise vom Düngerhandelsunternehmen Landor bei Düngerwerken in Holland eingekauft, welche direkten Rheinzugang haben.
Beschaffung mit Schiff, Bahn und LKW
Ein Rheinschiff benötigt für die rund 800 km eine Woche, bis es bei Landor im Auhafen (BL) anlegen kann. Die Ware wird dort mit den eigenen Krananlagen in die Loselager gefördert. So faszinierend der Wasserweg ist, hat er doch auch eine Kehrseite: Bei langen Trockenperioden droht Niederwasser. Die Schiffe können dann wegen des Tiefgangs nur noch zur Hälfte oder gar zu einem Drittel beladen werden. Oder die Schifffahrt muss ganz eingestellt werden. Als Alternative wurde hier bereits früh in die Bahninfrastruktur investiert. Düngemittel werden deshalb auch mit Blockzügen beschafft. Damit kann die Abhängigkeit vom Niederwasser reduziert werden. Der LKW kommt vor allem in der Beschaffung von grenznahen Produkten wie beispielsweise Dolomitenkalk zum Einsatz.
Ausbau Auhafen zahlt sich aus
Der Dreh- und Angelpunkt der Logistik bei Landor ist der eigene Umschlagsbetrieb Auhafen. In den Lose- und Fertigwarenlagern können bis zu 30 000 Tonnen Dünger gelagert werden. Leistungsfähige Förder- und Abfüllanlagen, Fertigwarenlager sowie Verladerampen helfen mit, die hiesige Landwirtschaft sicher mit Dünger zu versorgen. Dazu wurden in den letzten fünf Jahren 20 Millionen Franken in die Modernisierung und Erweiterung des Auhafens investiert. Somit konnte man sowohl in der Corona-Krise als auch jetzt, während des Ukrainekriegs, bei den Hauptprodukten immer lieferfähig bleiben.
Neben der gesicherten Versorgung hilft das Lager im Aufhafen aber auch bei der kostengünstigen Beschaffung von Düngemitteln. Dank den eigenen Lagern war es 2021 möglich, noch genug Ware zu vernünftigen Preisen zu beschaffen. Der enorme Preisanstieg im zweiten Halbjahr konnte dann zugunsten der Landwirtinnen und Landwirte wesentlich abgefedert werden. Teilweise lagen die Preise dann deutlich unter dem Niveau in Deutschland, da dort die Beschaffung später erfolgte.
Früh kaufen schafft Liefersicherheit
Die letzten Kilometer seiner Reise legt der Dünger in der Schweiz im Lastwagen zurück. Entweder wird die Ware direkt auf den Hof geliefert oder in ein nächstgelegenes Agrarcenter der LANDI gebracht. Entsprechend hat das regionale Düngerlager der Agrarcenter eine wichtige Funktion vor Ort. Dank diesen kann auch gut auf örtliche Besonderheiten beim Sortiment eingegangen werden.
Bei den momentan hohen Preisen stellt sich die Frage, ob man den Stickstoffdünger wieder früh beziehen sollte. In der aktuellen Lage ist leider keine Aussage zu künftigen Preisen oder Verfügbarkeiten möglich. Auf jeden Fall bleibt die Unsicherheit gross. Es wird wohl lange dauern, bis sich die Agrarmärkte wieder entspannen. Entsprechend empfiehlt es sich, auch dieses Jahr den Dünger für nächstes Jahr früh einzulagern. Es gilt: Der Handel ist erst im Trockenen, wenn der Dünger in der eigenen Scheune steht.