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Pflanzenbau

Ergebnisse der Kartoffelversuche 2019 in Seedorf

Während der vergangenen Kartoffelsaison wurden in Lobsigen/Seedorf aktuelle Anbaufragen in einem praxisnahen Versuch untersucht. Dazu gehörten auch die drei Themen Krautvernichtung ohne den Wirkstoff Diquat, Optimierung der Bewässerung mit Bodensonden und der Anbau von Fritessorten mit unterschiedlichen Pflanzabständen.

Die Versuchsfläche der Kartoffelplattform erstreckte sich über
fünf Hektaren.

Die Versuchsfläche der Kartoffelplattform erstreckte sich über fünf Hektaren.

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Gemüsebauberater, fenaco Pflanzenschutz

Das Versuchsfeld der Kartoffelplattform stand auf dem Betrieb der BG Löhr. Neben den oben erwähnten Themen wurden auch Gründüngungs- und Herbizidstrategien getestet. Weiter stand ein Feldversuch zum Beetanbau von festkochenden Speisekartoffeln. Die wichtigsten Resultate werden im Folgenden zusammengefasst.

Krautvernichtung

Ein wichtiges Ziel der LANDI Versuchsplattform war es, Lösungen zur Krautvernichtung ohne den Wirkstoff Diquat (Produkt Reglone) zu finden. Ab wann man in der Schweiz auf diesen Wirkstoff verzichten muss, hat das Bundesamt für Landwirtschaft noch nicht entschieden (Stand BLW 18. November 2019). In Deutschland ist das Produkt bereits ab 2020 verboten. Die Versuchsanlage beinhaltete die folgenden drei Varianten:

  • Variante A: Krautschlegeln, anschliessend chemischeKrautvernichtung 
  • Variante B: nur chemische Krautvernichtung 
  • Variante C: chemische Vorlage, anschliessend Krautschlegeln undnochmals chemisch behandelt

Es wurden mehrere Wiederholungen mit der Sorte Agria angelegt und die Wirksamkeit bonitiert. Das Versuchsziel war, Lösungsansätze ohne Reglone aufzuzeigen und Erfahrungen für die Praxis zu sammeln. Im nur chemischen Verfahren wurden die Produkte Reglone als Standard, Spotlight Plus, Firebird und Natrel eingesetzt.

Wirkungssicherheit nimmt ab

Bei der Variante A zeigte schon alleine der Krautschlegel eine gute Wirkung von über 40 Prozent. Nach vier Tagen wurden dann Spotlight Plus und Firebird appliziert, was zu einer 95 Prozent Wirkung führte. Natrel lag rund zehn Prozent tiefer.

Bei der Variante B wird es schwierig, an die Wirkungssicherheit von Reglone heranzukommen. Auch bei zweimaliger Behandlung konnte nicht die gleiche Wirkung wie mit Reglone erzielt werden. Am besten wirken die Produkte Spotlight 1 l/ha und Firebird 1 l/ha oder beide Produkte in Kombination mit 16 l/ha Natrel. In der Variante C wurde mit 16 l/ha Natrel behandelt, nach vier Tagen das Kraut geschlegelt und nach weiteren zwei Tagen die Produkte Spotlight 1 l/ha, Firebird 1 l/ha und Natrel 16 l/ha nachgelegt. Dabei konnte am Ende kein Unterschied festgestellt werden. Mit dieser Variante wurde versucht, die Kartoffel möglichst schonend und mit wenig Stress abzutöten. In allen drei Varianten wurde keine Gefässbündelverfärbung und Nabelendverbräunung nachgewiesen. Das Kraut war zum Zeitpunkt der Behandlung am Abreifen. Für eine optimale Wirkung bei Spotlight Plus, Firebird und Natrel braucht es eine hohe Lichtintensität und die Behandlung sollte vorzugsweise am Morgen ausgeführt werden. Je besser die Benetzung, desto besser die Wirkung.

Ohne Diquat kommt der Krautschlegel in grüne Bestände vermehrt zum Einsatz. Die Wirkungssicherheit nimmt ab, ist weniger flexibel und witterungsabhängiger. Zudem wird die Krautvernichtung teurer.

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Die Bestände der drei Verfahren Tröpfchenbewässerung, Sprinkler und unbewässert (v. l.) am 22. Juli 2019: In der unbewässerten Teilparzelle ist die Krautmasse sichtlich beeinträchtigt.

(Stefan Vogel)

Bewässerung

Der Sommer 2019 war durch unterdurchschnittliche Niederschläge und zwei Hitzewellen gekennzeichnet. Bei solchen Bedingungen – die laut Klimaszenarien in Zukunft öfter auftreten werden – gewinnt die Bewässerung von Kartoffeln an Bedeutung. Im Rahmen der Versuchsplattform wurde die Sorte Lady Claire in den Verfahren Tröpfchenbewässerung mit Fertigation, Sprinkler sowie unbewässert angebaut. Bodensonden des Bewässerungsnetzes der HAFL (www.bewaesserungsnetz. ch) zeichneten den Bodenwasserverlauf auf und ermöglichten gezielte Wassergaben. Bei der Tröpfchenbewässerung wurden insgesamt 109 mm bewässert (15 Gaben), im Verfahren Sprinkler 80 mm (zwei Gaben). Die höhere Wassermenge bei der Tröpfchenbewässerung ist auf die wöchentliche Düngereinspeisung über die Tropfschläuche (Fertigation) zurückzuführen. Zwei Drittel der Nährstoffe wurden hier über die Tropfschläuche gedüngt. In den bewässerten Verfahren bewegte sich die Bodenfeuchte während der ganzen Vegetation in einem optimalen Bereich. Ohne Bewässerung war das leicht verfügbare Wasser Anfang Juli aufgebraucht und die Krautmasse bereits stark beeinträchtigt.

Ertragsverluste

Von den Verfahren wurden jeweils die gesamten Teilflächen geerntet und kalibriert. Mit Bewässerung waren die Erträge und die Knollengrössenverteilung besser als im unbewässerten Verfahren (siehe Grafik). Ohne Bewässerung wurden lediglich 110 dt / ha marktfähige Kartoffeln geerntet. Der Bruttoertrag lag bei der Tröpfchenbewässerung mit 475 dt / ha leicht höher als beim Sprinkler (466 dt / ha), der Anteil marktfähiger Kartoffeln war mit 258 dt / ha bei der Tröpfchenbewässerung aber tiefer als beim Sprinkler (301 dt / ha). Die enttäuschenden Erträge könnten eine Folge der beiden Hitzewellen Ende Juni und Ende Juli mit Temperaturen über 30 °C sein. Dadurch erreichten viele der zahlreich angelegten Knollen pro Pflanze nicht das geforderte Kaliber. Der höhere Anteil zu kleiner Knollen im Verfahren Tröpfchenbewässerung könnte durch die im Vergleich zum Sprinkler höhere Knollenzahl pro Pflanze erklärt werden (25, respektive 23 Knollen).

Das Verfahren Sprinkler schnitt mit dem höchsten Nettoerlös (Bruttoerlös minus Kosten Bewässerung) wirtschaftlich am besten ab. Die Kosten der Tröpfchenbewässerung betrugen rund 2000 Franken pro Hektar mehr als beim Sprinklerverfahren.

Bei der Interpretation der Ertragseinbussen ohne Bewässerung muss berücksichtigt werden, dass die Sorte Lady Claire sehr empfindlich auf Hitze und Trockenheit reagiert. Diese Ergebnisse dürfen deshalb nicht verallgemeinert werden. Sie zeigen jedoch auf, dass Sorten wie Lady Claire bei veränderten Klimabedingungen einen schweren Stand haben werden.

Sortenversuch

Auf der Versuchsplattform wurden Sorten getestet, die mit einer sehr hellen Farbe des Knollenfleisches eine Ergänzung zu Innovator sein könnten. Alverstone Russet präsentierte den besten und frühsten Auflauf. Die Pflanzen hatten viele Augen und die Knollenbildung war hoch. Mit 15 Knollen bei einem Pflanzabstand von 28 cm und 19,6 Knollen bei einem Pflanzabstand von 38 cm war die Knollenbildung massiv höher als bei Standard Fritessorten. Der bevorzugte Pflanzabstand beträgt 38 cm oder mehr. Mit 15 Prozent Stärke und einem sehr guten Backtest war auch die innere Qualität ansprechend. Der grösste Nachteil dieser Sorte: Die zu wenig lange Knollenformen ist für eine Fritessorte nicht optimal. Weiter ist die Sorte etwas empfindlich auf Buckel- und Flachschorf. Die Sorte steht aktuell in den Vorversuchen von Swisspatat und könnte bis in vier Jahren auf die Sortenliste kommen.

Leonata hatte im Gegensatz zu Alverstone Russet einen sehr langsamen und unregelmässigen Auflauf. Andererseits war die Vegetation am dichtesten mit grossem Kraut und starken Stauden. Die Blüte erfolgte spät in der zweiten Hitzephase Ende Juli. Mit 12,9 Knollen bei 28 cm Pflanzabstand und 13,3 Knollen bei 38 cm ist die Knollenbildung höher als bei Standard Fritessorten. Der bevorzugte Pflanzabstand beträgt 28 bis 30 cm. Mit zirka 15,5 Prozent Stärke und einem guten Backtest war auch die innere Qualität in Ordnung. Ein Vorteil dieser Sorte ist die längliche Knollenform und ihre sehr gute Resistenz gegenüber Buckelschorf in einem schwierigen Boden. Die Sorte steht nächstes Jahr in den Hauptversuchen von Swisspatat und könnte in zwei Jahren auf die Sortenliste kommen.

Kelly präsentierte sich im Durchschnitt der beiden zuvor beschriebenen Sorten bezüglich Auflaufverhalten. Andererseits ist es eine späte bis sehr späte Sorte, die mehr Zeit benötigt, um die gewünschten Kaliber zu erreichen. Die Stauden haben über die ganze Vegetation einen extrem kräftigen und widerstandsfähigen Eindruck gemacht. Mit 14,6 Knollen bei 28 cm Pflanzabstand und 15,4 Knollen bei 38 cm ist die Knollenbildung höher als bei Standard Fritessorten. Der bevorzugte Pflanzabstand beträgt 28 bis 32 cm. Mit rund 16,5 Prozent Stärke und einem guten Backtest war auch die innere Qualität sehr ansprechend. Auffallend war die extreme Anfälligkeit gegen Buckelschorf. Dieser Umstand und auch die Spätreife haben fenaco Landesprodukte dazu bewogen die Sorte vorerst nicht weiterzuverfolgen. Alle drei Sorten zeichneten sich durch ein hohes bis sehr hohes Ertragspotenzial aus.

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