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Pflanzenbau

Nationale Ackerbautagung 2025: Landwirtschaft im Klimawandel neu denken

Wie kann die Landwirtschaft dem Klimawandel standhalten? Auf der 12. Nationalen Ackerbautagung 2025 in Biel präsentierten Expertinnen und Experten Lösungen: klimaresiliente Züchtungen, Mischanbau und CO₂-Reduktion waren unter vielen anderen Punkten Themenschwerpunkte. Forschung und Technik stehen im Fokus, um die Landwirtschaft zukunftsfähig zu machen.

Bei der 12. Nationalen Ackerbautagung in Biel widmeten sich die Teilnehmenden den Herausforderungen die der Klimawandel mit sich bringt.

Bei der 12. Nationalen Ackerbautagung in Biel widmeten sich die Teilnehmenden den Herausforderungen die der Klimawandel mit sich bringt.

(UFA-Revue)

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Redaktorin UFA-Revue

Die 12. Nationale Ackerbautagung, die im Januar 2025 erneut in Biel stattfand, widmete sich den drängenden Herausforderungen des Klimawandels. Rund 60 Expertinnen und Experten diskutierten über innovative Ansätze, um die Schweizer Landwirtschaft klimaresilient und zukunftsfähig zu gestalten. Dazu äusserte sich Stephan Scheuner, Vorsitzender des Forums Ackerbau wie folgt: «Die Auswirkungen der Klimaveränderungen sind in unterschiedlicher Form entlang der Wertschöpfungskette spürbar. Anpassungen daran sind eine Pflicht. Und genau solche sind schon im Gange oder in Planung.»

Klimaresilienter Ackerbau: Strategien bis 2035

Christoph Carlen von Agrocope präsentierte das Projekt „Klimaresilienter Ackerbau 2035“. Lösungsansätze für einen klimaresilienten Ackerbau sind multifaktoriell. Dazu gehören trockenheitsresistente Pflanzen wie Sorghum und Quinoa sowie innovative Anbausysteme wozu Agroforst und Mischsaaten gehören. Moderne Technologien wie Genome Editing und präzisere Bewässerung, unterstützt durch Sensoren und Satellitentechnologie, sollen ebenfalls zur Anpassung beitragen. Ziel ist eine Landwirtschaft, die den extremen Wetterbedingungen gewachsen ist.

AgroImpact: Klimaneutrale Landwirtschaft als gemeinsames Ziel

Als nächster Punkt folgte die Vorstellung des 2023 gegründeten, interkantonalen Vereins AgroImpact durch dessen Direktorin Aude Jarabo. Die Organisation, Dieser interkantonale Verein bringt Vertreterinnen und Vertreter aus der Landwirtschaft, der Forschung, der Bildung, der Industrie und von Nichtregierungsorganisationen zusammen. Das gemeinsame Ziel: die CO₂-Reduktion in der Landwirtschaft zu verringern. 2024 konnte AgroImpact auf 35 Pilotbetrieben 888 Tonnen CO₂ einsparen und Prämien von 14 Millionen CHF zusichern. Schwerpunkt sind Maßnahmen wie Kohlenstoffspeicherung, Biodiversitätsmanagement und effizientere Wassernutzung. AgroImpact versteht sich als Plattform, um die Transformation der Landwirtschaft voranzutreiben.

Auf 35 Pilotbetrieben wurden 888 Tonnen CO₂ eingespart

Nestlé Schweiz: Nachhaltigkeit durch Landwirtschaft

Daniel Imhof von Nestlé Schweiz hob die zentrale Rolle der Landwirtschaft in der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens hervor. Zwei Drittel des Klimafußabdrucks stammen aus der Landwirtschaft, ein Drittel davon aus der Milchproduktion. Mit Projekten wie „KlimaStar Milch“ konnten 230 Betriebe ihre Treibhausgasemissionen innerhalb von zwei Jahren um 4,9 Prozent reduzieren. Regenerative Landwirtschaft und das Stoppen der Entwaldung sind weitere Schlüsselziele.

Milchbranche: Methanreduktion als Herausforderung

Michael Grossenbacher von der Branchenorganisation Milch sprach über die Klimaschutzmaßnahmen in der Milchproduktion, die rund 14 Prozent der landwirtschaftlichen CO₂-Emissionen in der Schweiz ausmacht. Methan, das zu 80 Prozent der Emissionen beiträgt, bleibt eine der größten Herausforderungen. Ein neues KLIR-Tool soll ab 2025 Emissionen pro Kilogramm Milch berechnen. Ziel ist es, diese in fünf Jahren um 10 Prozent und in zehn Jahren um 20 Prozent zu senken.

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Aude Jarabo (AgroImpact), Daniel Imhof (Nestlé) und Michael Grossenbacher (Branchenorganisation Milch) in der ersten Diskussionsrunde auf der Nationalen Ackerbautagung 2025.

(UFA-Revue)

Weizenzüchtung: Anpassungen an extreme Bedingungen

Dario Fossati, Weizenzüchter bei Agroscope, skizzierte Strategien, um Weizensorten zu entwickeln, die trotz Hitzestress und Trockenheit stabile Erträge liefern. Die Züchtung setzt auf genetische Vielfalt, molekulare Marker und Tests in klimatisch relevanten Regionen wie Spanien. Nachhaltige Anbaumethoden wie frühere Aussaatzeiten und wassersparende Techniken ergänzen die Massnahmen.

Zuckerrüben: Herausforderungen und Fortschritte

Madlaina Peter von der Schweizer Fachstelle Zuckerrüben gab einen Überblick über die Problematiken bei den Zuckerrüben innerhalb der letzten Jahrzehnte. In den 1960er Jahren trat die Viruserkrankheit Rhizomania, erstmals in Italien auf und führte dort zur Schließung von Zuckerfabriken. Die Krankheit verursacht Kümmerwuchs, Wurzelbartbildung und Vergilbung der Blattadern, was Ertragsverluste von bis zu 90 Prozent bewirken kann.
1983 wurde in Deutschland die erste Rhizomania-tolerante Zuckerrübensorte zugelassen. Seit 1986 forscht auch die Schweiz an resistenten Sorten. Heute verfügen alle Sorten über Basisresistenzen, die sich in der Praxis bewährt haben. Im Jahr 2017 tauchte das erste Mal Cercospora auf. Diese Pilzkrankheit wird durch heisse und feuchte Sommer begünstigt.

Seit 2020 wird der Umfang der Sortenprüfung drastisch ausgeweitet. Der Fokus liegt auf Resistenz gegen SBR (Syndrome Basses Richesses), Blattflecken und der Virösen Vergilbung. Neue Sorten werden unter natürlichen Befallsbedingungen und gezielter Inokulation getestet. Bis 2024 wurde die Anzahl der Versuche und Proben um ein 2,5-faches gesteigert. Seit 2021 wurden elf Sorten für SBR-Gebiete empfohlen, erste Einträge in den nationalen Sortenkatalog erfolgten 2023. Dennoch bleiben Resistenzen gegen neue Schädlinge wie den Rüsselkäfer und gegen die sogenannte „Gummirübe“ eine Herausforderung.

Bei den Zuckerrüben wurde die Anzahl der Versuche und Proben um ein 2,5-faches gesteigert

Kartoffelanbau unter Druck

Der Klimawandel stellt den Kartoffelanbau vor große Herausforderungen weiss auch Maverick Gouerou von Agrocope. Studien zeigen, dass steigende Temperaturen und sinkende Niederschläge zu Ertragsverlusten von bis zu 85 Prozent führen können. Agroscope untersucht in Feld- und Gewächshausversuchen trockenresistente Sorten und optimierte Bewässerungssysteme. Erste Ergebnisse legen nahe, dass eine Kombination aus angepassten Sorten und verbesserter Technik Verluste minimieren kann.

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Madlaina Peter (SFZ), Dario Fossati (Agroscope) und Maverick Gouerou (Agroscope) stellen sich den Fragen der rund 60 Teilnehmenden der Nationalen Ackerbautagung.

(UFA-Revue)

Mischanbau: Stabilere Erträge durch Diversität

Yannik Schlup und Filippo Carmenati von Agroscope stellten den Mischanbau von Linsen und Hafer als nachhaltige Alternative zur Monokultur vor. Vorteile wie weniger Unkraut, erhöhte Bodenfruchtbarkeit und stabilere Erträge machen diese Methode vielversprechend. Herausforderungen bestehen jedoch bei der Sortierung und Vermarktung der Ernte.

Effiziente Bewässerung im Fokus

Das Projekt „Irrigation VD“, vorgestellt von Andreas Keiser (BFH-HAFL) untersucht, wie Bewässerung an Bodentypen und Kulturen angepasst werden kann. Erste Ergebnisse zeigen, dass lehmige Böden kürzere Intervalle und sandige Böden längere Intervalle benötigen. Präzisere Techniken und die Integration von Wetterdaten könnten die Effizienz weiter steigern.

Fazit: Innovation und Zusammenarbeit als Schlüssel

Die Ackerbautagung Biel 2025 zeigte eindrucksvoll, wie wichtig Innovation, Forschung und Zusammenarbeit sind, um die Schweizer Landwirtschaft für den Klimawandel zu wappnen. Nur durch die Kombination aus Technologie, nachhaltigen Methoden und internationaler Zusammenarbeit kann die Landwirtschaft den Herausforderungen der Zukunft erfolgreich begegnen.

Alle Vorträge der Tagung können hier eingesehen werden
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