Im Jahr 2018 kommen nur sehr wenige echte neue Pflanzenschutzmittel auf den Schweizer Markt. Der Wirkstoff Penoxulam aus der Gruppe der ALS-Hemmer im Produkt Citadel von der Firma Stähler und der Wirkstoff Spinetoram im Produkt Zorro von der Firma Omya als Insektizid sind die einzigen wirklich neuen Produkte im Markt. Alle weiteren Produkte sind erstmalige Wirkstoffkombinationen oder Produkte, die unter neuen Namen von weiteren Firmen in der Schweiz angeboten werden.
Die vermehrt auftretenden Wirkungsverluste oder Resistenzen auf Wirkstoffe bei Unkräutern, Krankheiten und Schädlingen müssen weiterhin mit bestehenden Lösungen angegangen werden. Dabei sind die Pflanzenschutzmittel nur ein Teil der Lösung. Es braucht gleichzeitig eine geschickte Planung aller weiteren Einflussfaktoren auf die Wirkung wie optimale Applikationstechnik, optimaler Behandlungszeitpunkt, Abwechslung von Wirkstoffgruppen und geschickt gewählte Fruchtfolgen.
Im Bereich biologischer Landbau bleiben die Kupfer-, Schwefel- und Kalkprodukte die wirksamsten Möglichkeiten zur Bekämpfung der Krankheiten. Auch hier laufen intensivste Anstrengungen in der Forschung, um ebenwürdige Alternativen zu entwickeln, insbesondere um den Einsatz des Kupfers mittelfristig reduzieren zu können.
Auflagen umsetzen
Die bestehenden und neuen Auflagen für die Anwendung und den Umgang mit Pflanzenschutzmitteln beeinflussen zunehmend die Auswahl der Pflanzenschutzmittel auf dem Betrieb. Neue Einschränkungen bei Wirkstoffen wie zum Beispiel S-Metolachlor, Nicosulfuron und Terbuthylazine im Mais, hauptsächlich ausgelöst durch Rückstände in Oberflächengewässern, verlangen eine bewusste Wirkstoffauswahl pro Parzelle über drei Jahre. Wenn die Praxis es schafft, diese Auflagen gut umzusetzen, dass die Messwerte in Gewässern zurückgehen, werden uns diese Wirkstoffe auch weiterhin zur Verfügung stehen. Dies ist sehr wichtig, um auch in Zukunft wirksame Herbizide und Alternativen im Mais zur Verfügung zu haben.
Standard gegen Fuchsschwanz
Die zunehmende Resistenz des Ackerfuchsschwanzes auf beinahe alle zur Verfügung stehenden Wirkstoffgruppen ist in einigen wichtigen Ackerbauregionen der Schweiz bereits eine sehr grosse Herausforderung. Diese Problematik ist auch in anderen europäischen Ländern wie Deutschland und England mit hohem Getreideanteil zu einer der grössten Schwierigkeiten im Ackerbau geworden. Mit Atlantis Flex (Propoxycarbazone + Mesosulfuron) bringt die Firma Bayer in der Schweiz ein Produkt auf den Markt, das für den Frühlingseinsatz, optimal im Stadium DC 21–29, in Weizen, Triticale und Roggen eingesetzt werden kann. Atlantis Flex bringt mit der Aufwandmenge von 0,2 kg/ha in Mischung mit dem ebenfalls neu bewilligten Produkt Husar Plus 0,2 l/ha (Iodosulfuron + Mesosulfuron) die höchsten Wirkungsgrade auf mehrfach resistenten Ackerfuchsschwanz. Der Einsatz von Herbiziden ist in der Fruchtfolge unbedingt so zu planen, dass die Wirkstoffgruppen gezielt abgewechselt werden und auch alte Wirkstoffe wieder in die Strategie miteinbezogen werden. Nur so können zusätzliche Herbizidmassnahmen und damit auch Kosten gespart werden.
Wirkungsverluste
Sind es Wirkungsverluste der Fungizide oder veränderte klimatische Bedingungen, die Krankheiten in unseren Ackerkulturen in den vergangenen Jahren aggressiver auftreten lassen? Insbesondere gegenüber Cercospora in Zuckerrüben sind Wirkungsverluste der Fungizide aller Wirkstoffgruppen nachweisbar. Nur bei optimalem Anwendungszeitpunkt der besten Produkte, Abwechslung der zur Verfügung stehenden Wirkstoffe und optimalster Applikationstechnik lassen sich noch befriedigende Wirkungsgrade erzielen. Lesen Sie mehr zu diesem Thema in der Mai-Ausgabe der UFA-Revue.
Pflanzenschutz im Wandel
Mit Hochdruck wird von Wissenschaft und Industrie versucht, Alternativprodukte zu den synthetischen Pflanzenschutzmitteln zu entwickeln und marktfähig zu machen, welche zu weniger Emissionen in der Umwelt führen und Rückstände in Lebensmitteln minimieren. Dieses Ziel wird jedoch nicht von heute auf morgen zu erreichen sein. Auch die Züchtung von weniger anfälligen Sorten und die Ausschöpfung der biotechnischen Möglichkeiten (zum Beispiel Nützlinge, Verwirrungstechnik) werden dazu einen Beitrag leisten können. Die Gesamtheit dieser Entwicklungen wird den Pflanzenschutz in Zukunft prägen und die gesellschaftliche Akzeptanz des Pflanzenschutzes, der zur Sicherung der Lebensmittelproduktion notwendig ist, hoffentlich wieder verbessern.
Umfassende Beratung
Die sehr grosse Produkteauswahl bei Pflanzenschutzmitteln in der Schweiz täuscht. Tatsächlich verschwinden laufend wichtige Wirkstoffe aus dem Markt und es kommen kaum noch neue Wirkstoffe dazu. Wirkstoffe aus neuen Wirkstoffgruppen sind auch in absehbarer Zeit nicht zu erwarten. Zunehmend beschäftigen den Anwender Wirkungsverluste oder Resistenzen bei Unkräutern, Krankheiten und Schädlingen gegenüber wichtigen Pflanzenschutzmitteln. Weitere Einschränkungen beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und vermehrt auch Auflagen der abnehmenden Lebensmittelbranche (zum Beispiel Anzahl Rückstände, Einschränkungen bei Glyphosaten) erleichtern die Situation nicht. Der Praktiker benötigt mehr denn je ein fundiertes Fachwissen. Die richtigen Pflanzenschutzmassnahmen zu planen und dabei alle bewilligungstechnischen Bestimmungen und agrarpolitischen Verordnungen einzuhalten wird immer anspruchsvoller. Die fenaco-LANDI Gruppe stellt aus diesem Grund seit vielen Jahren als Dienstleistung eine kompetente und praxisorientierte Beratungsgruppe über die ganze Schweiz zur Verfügung.