Vor ungefähr 30 Jahren kam Bewegung in den Markt für Siliermittel. Waren bis dahin nur chemische Produkte bekannt, die als Rettungsanker für schlechte Silierbedingungen gedacht waren, traten nun die biologischen Produkte in den Vordergrund.
Wie bei der Herstellung von Käse, Joghurt, Wein und Bier werden biologische Siliermittel als «Starterkulturen» zur Steuerung der Fermentation dem Siliergut bei der Ernte beigemischt.
Verbesserung des Futterwertes
Silagemikrobiologen und Tierernährer sammelten über Jahre Erkenntnisse mit bestimmten Michsäurebakterienstämmen. Homofermentative Milchsäurebakterien machten den Anfang der biologischen Siliermittel. Als leistungsfähigste Art ist hier zuerst der Lactobacillus plantarum (zum Beispiel MTD/1) zu nennen. Begleitet wurde die Entwicklung international von Wissenschaftlern in verschiedenen Forschungseinrichtungen. Positive Effekte hinsichtlich der Verlusteinsparung, Verbesserung der Verdaulichkeit, der Futteraufnahme, der Milch- und Mastleistung wurden beschrieben.
Verbesserung der Stablität
In der Praxis war auch Bedarf nach einem Produkt vorhanden, das die aerobe Stabilität von Silagen verbessert. Die Silagen sollen kalt und frei von Schimmelpilzen zur Futtervorlage kommen. Da Hefen die Initialzündung zur aeroben Instabiltät (Erwärmung, Schimmelpilzwachstum) von Silagen hervorrufen, müssen diese unterdrückt werden. Die heterofermentative Milchsäurebakterienart Lactobacillus buchneri (zum Beispiel PJB/1) produziert auch Essigsäure, bzw. ist in der Lage, Milchsäure in Essigsäure umzuwandeln. Diese hemmt natürlicherweise das Wachstum der schädlichen Hefen. Die Silagen bleiben deutlich länger kalt und stabil. Der Energiewert und die hohe Futteraufnahme bleiben erhalten.
Kombiprodukte, zum Beispiel Mischungen aus Lactobacillus plantarum (wie MTD/1) und Kaliumsorbat, verbessern ebenfalls die aerobe Stabilität.
Zusatzeffekte
Entsprechende Produkte für den breiten Einsatz sind derzeit noch nicht auf dem Markt, aber man darf hoffen, dass auf der nächsten internationalen Silagekonferenz, die 2018 in Deutschland in Bonn stattfindet, dazu wissenschaftliche Daten, möglichst aus Europa, präsentiert werden.
Markt und Warentests
Inzwischen ist der Markt für Siliermittel schwer zu überschauen. Die Anzahl der Produkte ist sehr gross geworden. Listen, zum Beispiel von Produkten mit DLG Gütezeichen, die auch in der Schweiz von der Beratung mit eingesetzt werden, sind inzwischen sehr umfangreich und kompliziert.
Eine «Runderneuerung», um die Warentests transparenter zu machen, ist überfällig. Landwirte und Berater sollten wissen, wie die Verleihungen zu einem Gütezeichen zustande gekommen sind. Das heisst, bei den jeweiligen Effekten sollten die Anzahl der Versuche pro Kategorie genannt werden sowie die Angabe der Institute oder Veröffentlichungen erfolgen, von welchen die Ergebnisse stammen.
Ein Beispiel: Nur wenn mindestens fünf positive Milchviehversuche einsehbar sind, kann der Landwirt oder Berater sicher sein, dass beispielsweise die Kategorie DLG 4c (Verbesserung des Milcherzeugungswertes) gerechtfertigt ist. Für die Anwender sollten auch Informationen zur Lebensdauer der Produkte zur Verfügung gestellt werden. Und zwar sowohl in der jeweiligen Verpackung als auch aufgelöst in Wasser im Tank eines Dosiergerätes. Letzteres in Verbindung mit der Bestätigung zur Eignung zur Niedrigvolumendosierung. Dabei müssen nämlich die Bakterien in einer hohen Konzentration im Tank des Dosiergerätes überleben.
Dosierung
Die Niedrigvolumendosierung von Siliermitteln hat durch die gesteigerten Ernteleistungen von selbstfahrenden Feldhäckslern an Bedeutung gewonnen. Ernteleistungen von 200 Tonnen Siliergut pro Stunde wurden real gemessen an einem Claas Jaguar. Bei dieser Leistung ist es unvorstellbar, den Feldhäcksler dabei einmal pro Stunde zu betanken, zum Beispiel bei Aufwandmengen eines Siliermittels von zwei Liter pro Tonne Siliergut oder mehr. Realistisch ist hier nur eine Dosierung von 20 ml bis 50 ml auf die Tonne Siliergut. Das Dosiergerät braucht dann nur einmal am Tag befüllt werden (siehe Bilder).
Höhere Mengen sind nur möglich und sogar notwendig beim Einsatz von Ladewagen oder Pressen zur Silageernte. Zwei Liter pro Tonne Siliergut sind hier mindestens angebracht, um eine ausreichende Durchmischung mit dem Siliergut zu erlangen.
Ausblick
Der Einsatz der Produkte ist regional sehr unterschiedlich. Jedoch zeigt sich, dass alle Betriebe, die sich voll auf Milchproduktion konzentriert haben, die Vorteile des Einsatzes von Siliermitteln nutzen. Ohne eine gesteuerte Fermentation kann man nicht sicher sein, gute Silagequalitäten über das Jahr zu verfüttern.
Ein hoher Gesundheitsstatus der Herde mit der geforderten Langlebigkeit der Kühe, gerade bei hohen Milchleistungen, ist der Schlüssel zum Erfolg. Das wird erreicht durch eine hohe Rauhfutterleistung mit Qualitätssilagen, deren hoher Hygienestatus Voraussetzung für den ökonomischen Erfolg in der Milchproduktion ist.