Neben guten Gräsern, weniger guten Gräsern und Klee, wachsen auch andere Pflanzen auf dem Grünland. Das ist gut für die Artenvielfalt. Wenn sie allerdings den Futterwert und die Schmackhaftigkeit des Futters verschlechtern, werden sie meist als Unkraut bezeichnet. Es gibt auch Unkräuter, die giftig sind und Gesundheitsprobleme in der Tierhaltung verursachen.
Durch eine angepasste Grünlandpflege kann verhindert werden, dass ein Pflanzenbestand zu einseitig und Unkraut zu einem ernsthaften Problem wird. Mit dem Frühling kommt nun der ideale Zeitpunkt, degenerierte Bestände von alten Kunst- und Naturwiesen zu sanieren, um den Bestand nachhaltig zu verbessern und erhalten.
Ertragserwartung
Nur ein an den Standort angepasster Pflanzenbestand, bringt die höchsten Erträge. Er setzt sich aus zirka 70 % guten Futtergräsern, 25 % Klee und Futterleguminosen sowie 5 % guten Kräutern zusammen. Der Bestand soll dicht, aber nicht verfilzt sein, sodass man bei der Bestandeskontrolle im Frühling um jede Pflanze noch wenig offenen Boden sehen kann. Je mehr Lücken oder Filz den Boden bedecken, desto kleiner wird der Ertrag. Die Ertragsminderung an dt TS verringert sich um bis zu 20 %, wenn 25 % der Bodenoberfläche mit Lücken, Kräutern oder Filzgras (gemeines Rispengras, Ausläufer Straussgras) bedeckt ist. Je nach Betriebsstruktur könnte diese Ertragsminderung noch verkraftet werden, doch schlechte Bestände bringen auch tiefere Gehaltswerte bei der Futteranalyse. Soll möglichst viel Milch und Fleischleistung aus dem betriebseigenen Grundfutter gewonnen werden, so kann dies mit einem lückigen, blühenden oder verfilzten Wiesenbestand nicht erreicht werden. Die Grundfutterleistung ist am interessantesten, wenn das Grundfutter den erwünschten Anforderungen an Zusammensetzung, Struktur und Gehalt entspricht.
Der Standort ist die Grundlage
Je länger eine Wiese genutzt werden soll, desto genauer müssen die Einzelarten der Mischung dem Standort angepasst werden. Nur angepasste Futterpflanzen bringen die besten Erträge. So bringen Rohrschwingel und Knaulgras in Trockenlagen oder Wiesenfuchsschwanz in feuchten, schattigen Standorten bessere Erträge als Raigras. Erkennt das der Bewirtschafter und wählt angepasste Mischungen, so wird er von jedem Standort mit nachhaltiger Ertragssicherheit belohnt.
Die Ursachen erkennen
Je grösser Betriebe werden, desto rationeller werden sie bewirtschaftet. Dabei können pflanzenbauliche Anforderungen der standortgerechten Artengesellschaften weniger berücksichtigt werden. Die Bestände werden oftmals unter- oder übernutzt, die Wiesen «leiden» leise vor sich hin. Kommt noch ein zusätzlicher Stress wie Trockenheit, Nässe, Fröste, Schneeschimmel, Mäuse, Wildschweine, Engerlinge, Tiefschnitt, Vorwinterweide, Düngungsfehler oder zu schwere Maschinen dazu, kippt der Bestand sehr schnell. Die Folge davon ist: Der Anteil guter Futtergräser nimmt ab und wird durch minderwertige Lückenfüller schleichend ersetzt. Das geschieht nicht von heute auf morgen. Je schneller der Betriebsleiter dies bemerkt und handelt, desto kleiner wird sein Ertragsverlust ausfallen. Darum sollten alle Wiesen regelmässig auf Lücken, Lückenfüller und Anteil schlechter Futterpflanzen kontrolliert werden. Jeder Pflanzenbestand hat seine Geschichte. Es setzt sich immer diejenige Art durch, welcher die beste Wachstumsbedingung vorfindet.
Die Sanierung
Je nach Ausgangsbestand sind unterschiedliche Massnahmen notwendig. Braucht es eine Übersaat oder kann mit einer gezielten Bewirtschaftung ein ebenso grosser Effekt erzielt werden? Klar ist, dass jeder Ausgangsbestand ein anderes Vorgehen zur Wiesenpflege und Saatvorbereitung verlangt. Unabhängig davon, ob übersät oder natürlich versamt worden ist, braucht ein Sämling zum wachsen Bodenkontakt, Wärme, Licht und Wasser. Bei einer Übersaat steht das frischgesäte Saatkorn in der Konkurrenz zum bestehenden Bestand. Darum muss alles unternommen werden, damit sich das Saatkorn zu einer Futterpflanze entwickeln kann. Das Saatbett muss so vorbereitet sein, dass der Samen auf den offenen Boden abgelegt und anschliessend flach eingearbeitet werden kann. So entwickelt sich der Sämling am schnellsten.
Moos und Filz entfernen
Oft muss vor der Saat Filz und Moos herausgestriegelt, bei grossem Filzdruck oftmals sogar abgeführt werden, damit ein offener Boden entsteht. Es kann immer wieder beobachtet werden, dass bereits ein Striegeleinsatz positive Signale auf den Pflanzenbestand zeigt. Dabei kann Luft in den Boden gebracht werden. Saaten in einen Filzbestand ohne Eliminierung des Filzes bringen keinen Erfolg; dies auch dann nicht, wenn das Saatgut mit einer Direkt-saat- oder Schlitzsaatmaschine in einer idealen Saattiefe abgelegt wird. Der bestehende Filz ist immer schneller als die neugesäte, junge Pflanze. Übersaaten nur mit einer Säwalze auf den harten Boden sind wenig erfolgversprechend. Die Walze drückt das Saatkorn zwar an den Boden, doch Sämlinge, die auf den Blättern des bestehenden Bestandes gesät wurden, können nicht anwachsen. Je höher die Verfilzung im Ausgangsbestand, desto schwieriger ist eine Übersaat. Krautreiche und lückige Bestände (Mäusehaufen) hingegen können gut übersät werden, sind doch solche Wiesen sehr dünn, sodass die Saatablage in den offenen Boden sehr gut möglich ist.
Nutzung nach der Saat
So wichtig wie die exakte Saat ist auch die Bewirtschaftung nach der Saat. Frisch übersäte Wiesen müssen zeitiger genutzt werden. Spätestens wenn der Altbestand die frischen Sämlinge zu überwachsen droht, muss geschnitten werden. Wartet man zu lange, kommt zu wenig Licht auf die noch kleinen Sämlinge und sie gehen ein. Dasselbe gilt auch noch beim zweiten Schnitt nach der Übersaat. Aus diesem Grund ist eine Dürrfutterbereitung nach einer Übersaat nicht ideal, Schlechtwetterperioden verhindern oft einen rechtzeitigen Schnitt und das Futter lagert sehr schnell. Auch sollte eine frisch übersäte Wiese nur schonend und möglichst wenig befahren werden. Frühe leichte kurze Weidegänge, Eingrasen oder eine Silagebereitung sind ideal.
Wann Übersäen?
Ideale Saatzeitpunkte sind im frühen Frühling und im Spätsommer/Herbst. Beide Zeitpunkte haben ihre Vorund Nachteile. Während man im Frühjahr viele offene Lücken mit einem weichen Boden vorfindet, sind diese im Herbst besiedelt mit Filz oder mit einer harten Kruste versehen. Die gezielte Saatablage ist bei Frühjahresübersaaten einfacher. Der erste Aufwuchs im Frühjahr ist jedoch sehr schnell wachsend, so schnell, dass die Gefahr besteht, die Neusaat zu überwachsen. Auch leiden die jungen Sämlinge viel schneller unter Trockenheit und Sommerhitze, wachsen sie doch in die langen Sommertage hinein. Umgekehrt ist es im Herbst. Saaten ab Mitte August bis Ende September haben sehr gute klimatische Auflaufbedingungen, die länger werdenden Nächte mit viel Tau fördern die Keimung und das Auflaufen. Auch der bestehende Altbestand wächst nicht mehr stark in die Höhe und beschattet somit die Neusaat kaum mehr.
Womit Nachsäen?
UFA-Samen bietet eine Vielzahl von Übersaatmischungen an, auch für Biobetriebe (Feldsamenkatalog 2018, Seite 14 und 15 oder www.ufasamen.ch). Es lohnt sich, bei Übersaaten eine Übersaatmischung zu wählen (Hauptmischungen siehe Tabelle).
Diese Mischungstypen sind analog der normalen Futterbaumischungen aufgebaut, jedoch sind die Deckfruchtarten und diejenigen, die unter grosser Konkurrenz nicht auflaufen können in den Mischungen nicht enthalten. Dadurch wird mit der kleineren Saatmenge von 200 g/a der gleiche Effekt erzielt, wie wenn eine normale Mischung mit einer Saatmenge von rund 350 – 400 g/a gesät wird. Es gibt aber Ausnahmen. Wenn der Anteil guter Futtergräser, nach der Filzentfernung unter 25 % liegt, dann empfiehlt es sich, eine normale Futterbaumischung zu säen.
Hohe Erträge, gute Qualität
Ein dem Standort angepasster Pflanzenbestand bringt die höchsten Erträge. Darum muss die Bewirtschaftung dem gewünschten Pflanzenbestand angepasst werden. Müssen Übersaaten gemacht werden, gilt zu beachten, dass ein Sämling für seine Jugendentwicklung Bodenkontakt, Wasser, Licht und Wärme benötigt.
Die zu übersäenden Wiesen müssen so vorbreitet werden, dass diese Voraussetzungen vorhanden sind. Nur dann können eine Übersaat und damit die Bestandesregeneration gelingen. Ziel muss im intensiven Futterbau sein: Wiederkäuer-gerechtes Grundfutter mit möglichst hohen Erträgen und Qualitäten.