Quer gelesen
– Die Ernährung beeinflusst das Bodenleben. Organische Substanz oder eine dauerhafte Begrünung fördern eine lebendige Bodengemeinschaft.
– Humus ist in Bodenaggregaten gespeichert, bei intensiver Bodenbearbeitung werden diese zerstört.
– Fehlt die Nahrung für das Bodenleben, wird der Humusvorrat angezapft.
Neuste Studien zeigen: Rund zwei Drittel der weltweit bekannten Tierarten leben im Boden. Und nicht nur das, in einer Handvoll fruchtbarer Erde gibt es mehr Lebewesen als Menschen auf dem Planeten. Pilze machen dabei mit 90 Prozent einen grossen Teil aus. Neben den einfach sichtbaren Arten wie Regenwürmer, Asseln oder Tausendfüssler gibt es zahlreiche Kleinstlebewesen, die mit blossem Auge kaum erkennbar sind. Dazu gehören Bakterien, Viren und andere Einzeller. Egal ob sichtbar oder nicht, ohne Bodenlebewesen geht nichts. Sie alle haben wichtige Aufgaben für die Produktion von Nahrungsmitteln, auch wenn dies nicht gleich ersichtlich ist. Und sie wollen gefüttert werden, was in einem Boden, von dem ständig Erntegüter abgeführt werden, kaum möglich ist. Mit dem Abführen der Ernte wird organische Substanz abgeführt, die als Nahrung für das Bodenleben und dem Humusaufbau dient.
Egal ob sichtbar oder nicht, ohne Bodenlebewesen geht nichts.
Es gibt verschiedene Massnahmen, um das Bodenleben – und somit die Bodenfruchtbarkeit – zu begünstigen. Dabei liegt das Augenmerk auf dem Erhalt der organischen Substanz im Boden. Diese fördert Prozesse, die eine hohe biologische Aktivität benötigen: Neben der Strukturierung des Bodens wandeln die Mikroorganismen im Boden die Nährstoffe aus organischen Verbindungen in eine für die Pflanzen aufnehmbare Form um. Dieser Prozess wird Mineralisierung genannt. Es wird nicht die ganze organische Substanz in pflanzenverfügbare Nährstoffe umgewandelt, sondern ein Teil wird zu wertvollem Humus, der als Speicher für Nährstoffe dient.
Organische Substanz einarbeiten
Damit die Bodenlebewesen eine Nahrungsgrundlage haben und Stoffe umwandeln können, muss zuerst organische Substanz in den Boden gebracht werden. Dies kann durch das Einarbeiten von Mist, Kompost oder Ernterückständen geschehen. Es ist wichtig, dass die organische Substanz oberflächlich in den Boden eingearbeitet wird, damit die Mikroorganismen mit ihr in Kontakt kommen. Dies steigert die Umsatz rate, wodurch die Nährstoffe den Pflanzen schneller zur Verfügung stehen. Eine weitere Möglichkeit zur Aktivierung des Bodenlebens bieten Zwischenbegrünungen. Auch diese bringen organische Substanz in den Boden, sei es mit der Wurzelbiomasse oder wenn die Pflanzen ihrerseits in den Boden eingearbeitet werden. Auf keinen Fall sollte die organische Substanz untergepflügt werden, da es in den tieferen Bodenschichten weniger Sauerstoff für den Abbau durch die Mikroorganismen gibt. Eine Begrünung bietet noch einen weiteren Vorteil: Durch die Wurzelausscheidungen der Pflanzen werden die Mikroorganismen mit Photosyntheseprodukten (Zucker) gefüttert und angeregt. Ausserdem schützt ein durchwurzelter Boden besser vor Erosion und Verdichtung.
Flache und nicht wendende Bodenbearbeitung
Für den Aufbau eines lebendigen Bodens mit einem stabilen Krümelgefüge ist eine schonende Bodenbearbeitung wichtig. Das heisst konkret: möglichst flach und nicht wendend. Dadurch bleibt die Bodenstruktur erhalten, und die darin lebenden Geschöpfe werden kaum behelligt. Vor allem der Regenwurm, einer der wichtigsten Arbeiter im Boden, mag es gerne ungestört.
Auf keinen Fall sollte die organische Substanz untergepflügt werden.
Eine intensive Bodenbearbeitung bricht die von den Bodenlebewesen gebildeten Aggregate auf. In diesen befindet sich geschützt der Humus, der dann schnell durch die Mikroorganismen zu Nährstoffen umgewandelt wird. Ein Indiz hierfür ist ein Mineralisationsschub nach der Bodenbearbeitung. Als Folge kann es zum Abbau des Humusvorrates kommen. Nicht nur der mechanische Eingriff in die Bodenstruktur sollte möglichst minimiert werden, sondern auch der Einsatz bei nicht geeigneten Witterungsverhältnissen. Der Boden muss gut abgetrocknet sein, damit das Befahren mit den schweren Maschinen keine Schadverdichtungen zur Folge hat. Treten Verdichtungen auf, fehlt danach oft der nötige Sauerstoff für die Bodenlebewesen. Dadurch ist die biologische Aktivität verringert und eine natürliche Regeneration erschwert.
Bodenlebewesen und Pflanzen ernähren
Ein ausgewogenes Nährstoffangebot im Boden fördert sowohl das Bodenleben als auch das Wachstum der Kulturpflanzen. Hofdünger bringen, im Gegensatz zu Mineraldüngern, organische Substanz mit in den Boden. Das stillt den Hunger der Bodenlebewesen. Ist jedoch der Entzug von Nährstoffen durch Ernteabfuhr, Erosion oder Auswaschung grösser als die Nährstoffzufuhr durch Hofdünger, macht der Einsatz von Mineraldünger trotzdem Sinn. So kann gewährleistet werden, dass der Humusvorrat im Boden nicht abgebaut wird. Eine flexible Kombination aus mineralischem und organischem Dünger, angepasst an Standort und Betriebsausrichtung, ist für eine nachhaltige Produktion optimal. Der Einsatz einer Kalkdüngung nützt aus zweierlei Gründen. Einerseits mögen die meisten Bodenlebewesen ein schwach saures bis neutrales Milieu. Sinkt der pH aufgrund einseitiger Düngung, der Auswaschung von Kalzium-Ionen oder durch die natürliche Versauerung aufgrund der Bodenatmung, bewirkt die Kalkdüngung eine pH-Erhöhung und fördert dadurch die biologische Aktivität. Andererseits bildet das Kalzium-Ion eine Brücke zwischen den negativ geladenen Tonteilchen und dem Humus. Dadurch entstehen die sogenannten Ton-Hu-mus-Komplexe. Diese sind sehr stabil, machen den Boden krümelig und schützen den Humus vor Abbau durch Mikroorganismen.
«Fruchtbar ist es nur, wenns lebt»
Im April 2022 publizierte die UFA-Revue den ersten Teil dieses Artikels; nachfolgend sind die Themen des ersten Teils. Der Artikel kann kostenfrei auf der Website der UFA-Revue nachgelesen werden.
– Eine gute Bodenstruktur ist eine Voraussetzung für hohe Erträge.
– Die Bodenstruktur ergibt sich durch die räumliche Anordnung der festen mineralischen und organischen Bodenbestandteile und ihren Zusammenhalt (Verknüpfung zu Aggregaten).
– Strukturstarke Böden zeichnen sich durch einen optimalen Wasser- und Lufthaushalt, eine starke Durchwurzelung und gute Tragfähigkeit aus.
– Die Bodenstruktur beeinflusst die Mineralisation und die Nährstoffverfügbarkeit.
Spatenprobe
Die Spatenprobe erlaubt eine Beurteilung des Ist-Zustands des Bodens. Wie das mit einem Frontlader geht, zeigt das Fachvideo der UFA-Revue.