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Betriebsführung

Alternative Geldquellen sichern die Existenz

Bei der Betriebsübernahme oder bei der Umstellung auf Bio fallen in der Regel grosse Investitionen an. Droht das Projekt an der Finanzierung zu scheitern, sollte man sich nach alternativen Geldquellen umsehen. Davon gibt es mehr, als man denkt.

Um nach der Betriebsübergabe ihren Hof an steiler Lage oberhalb Hergiswil rentabel zu halten, war für Familie Felber eine Umstellung auf Mutterkuhhaltun...

Um nach der Betriebsübergabe ihren Hof an steiler Lage oberhalb Hergiswil rentabel zu halten, war für Familie Felber eine Umstellung auf Mutterkuhhaltung sinnvoll. Dank der Unterstützung der Schweizer Berghilfe konnten sie das alte Wohnhaus in einen Laufstall umbauen.

(Bild: Schweizer Berghilfe)

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Die Produktivität der Schweizer Landwirtschaft hat sich seit 1985 fast verdoppelt. In der gleichen Zeit sank das Arbeitsvolumen um rund die Hälfte. Dies zeigen die Zahlen der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung 2022 des Bundesamtes für Statistik (BFS). Dass Landwirtinnen und Landwirte heute doppelt so rationell arbeiten als früher, verdanken sie Maschinen, der Digitalisierung und zweckmässigen Bauten. Gemäss einem Bericht von Agrarforschung Schweiz werden heute beispielsweise fast drei Viertel der gesamten Rindvieherde in Laufställen gehalten, während sich 1990 nur jede zehnte Kuh frei im Stall bewegte.

Fremdes Kapital immer wichtiger

Gerade beim Generationenwechsel oder bei der Umstellung beispielsweise auf Bio kommen auf die Betriebe häufig Investitionen zu, welche sie aus eigenen Mitteln kaum mehr finanzieren können. Dieser Trend zeigt sich auch in den Buchhaltungsergebnissen der landwirtschaftlichen Betriebe, welche von Agroscope jährlich ausgewertet werden. Innerhalb der letzten 20 Jahre stieg der durchschnittliche Fremdfinanzierungsgrad der Schweizer Landwirtschaftsbetriebe von 41 auf 50 Prozent.

Wenn die üblichen Kredite ausgeschöpft sind, gibt es weitere Möglichkeiten.

Neben den eigenen Mitteln bleiben Hypotheken, Investitionskredite und private Darlehen die wichtigsten Geldquellen zur Finanzierung betrieblicher Investitionen. Wenn die üblichen Kredite ausgeschöpft sind, gibt es eine Reihe weiterer Möglichkeiten. Je nach Betriebsstandort, Produktionsformen und Art des Projektes oder Betriebs können dabei auch gezielt Gelder ausgelöst werden, die nicht zurückbezahlt oder nicht verzinst werden müssen. Handelt es sich dabei nicht ausdrücklich um eine Restfinanzierung, können solche «günstigen» Mittel aber auch einen entscheidenden Einfluss darauf haben, ob eine Investition für den Landwirtschaftsbetrieb langfristig tragbar bleibt.

Stiftung, Bürgschaft und der Bund

Eine dieser Alternativen sind beispielsweise Stiftungen. Sie richten zinslose Darlehen oder À-fonds-perdu-Beiträge an Landwirtschaftsbetriebe aus. In der Regel unterstützen Stiftungen gemäss ihrem Stiftungszweck ausschliesslich Betriebe in gewissen Regionen oder mit spezifischen Produktionsrichtungen. Wichtig ist es, Stiftungen gezielt auszuwählen und nur vollständige Dossiers einzureichen.

Eine andere Art der Unterstützung bieten Bürgschaftsgenossenschaften. Sie gewähren keine Kredite, sondern stellen ihre Zahlungsfähigkeit einem Geldgeber als Sicherheit zur Verfügung. Gegen diese Sicherheit erhält die Betriebsleiterin oder der Betriebsleiter einen Kredit. Die Bürgschaftsgenossenschaft verpflichtet sich gegenüber dem Geldgeber, einen allfälligen Verlust zu übernehmen. Bürgschaften können dort von Bedeutung sein, wo die Belastungsgrenze überschritten werden muss und die Finanzierung deshalb nicht durch Investitionskredite sichergestellt werden kann.

Aber auch der Bund finanziert im Rahmen der Agrargesetzgebung mit. Dabei handelt es sich mehrheitlich um Projekte zur regionalen Entwicklung oder wenn es um Qualität und Nachhaltigkeit oder Vorabklärungen von Innovationen geht. In diesen Bereich fallen beispielsweise regionale oder überregionale Wasserversorgungsprojekte für die Alpwirtschaft.

Crowdfunding für besondere Fälle

Crowdfunding ist eine Form der Finanzierung, bei der eine Vielzahl von Kapitalgebern eine Person beziehungsweise ein Projekt finanziell unterstützen. Im klassischen Crowdfunding erhalten die Unterstützenden oftmals ein nicht finanzielles Dankeschön wie beispielsweise Produkte vom Hof. Die Projekte werden auf speziellen Plattformen im Internet über eine gewisse Zeit präsentiert und über das eigene soziale Netzwerk beworben.

Wenn innert der vorgegebenen Frist der gewünschte Betrag erreicht wird, fliesst das Geld.

Wenn innert der vorgegebenen Frist der gewünschte Betrag erreicht wird, fliesst das Geld an die Initianten, und die Idee kann umgesetzt werden. Im vergangenen Jahr sind in der Schweiz über 40 Landwirtschaftsprojekte lanciert worden mit einem durchschnittlichen Volumen von rund 20 000 Franken. Erfahrungsgemäss liegen die Spenden im Bereich von 150 bis 200 Franken pro Geldgeber. Crowdfunding-Projekte in der Landwirtschaft finden sich beispielsweise für die Errichtung von Verkaufsräumen, Stallneuund -umbauten für Kleinwiederkäuer oder für Investitionen im Gemüsebau.

Neben den klassischen Finanzierungsmöglichkeiten gibt es viele weitere Geldquellen, die je nach Region und Projekt angezapft werden können. Ihre Bedeutung liegt vor allem bei Restfinanzierungen oder bei Finanzhilfen, die nicht zurückbezahlt werden müssen. Eine telefonische Anfrage kann sich immer lohnen. 

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