Häufig wird vom modernen Landwirt der Spagat zwischen Stall- und Feldarbeiten sowie den anfallenden Betriebsführungs-Aufgaben verlangt. Diese kommen dabei oft zu kurz, weil sie mühsam und auch ungewohnt sind. Vielen Landwirten fällt es leichter, zu melken oder zu pflügen als Formulare auszufüllen, zu planen oder Betriebszweigkontrollen durchzuführen. Daher ist es für den unternehmerischen Erfolg notwendig, ein sogenanntes Selbstmanagement zu betreiben. Anhand einer konkreten Arbeitsplanung ist festzulegen, mit welchen Aufgaben man sich wann befasst, um die Arbeit auf dem Betrieb, die sozialen Komponenten (z.B. Freunde, Vereine…) und die Familie in ein Gleichgewicht zu bringen.
Kennzahlen einbeziehen
Erst unter Einbezug von Kennzahlen zum Management ist eine Aussage über den Gesamtarbeitszeitbedarf für ein Produktionsverfahren oder den Gesamtbetrieb möglich. Ausgehend davon können die wichtigen Produktivitätskennzahlen Arbeitsproduktivität (z. B. kg Milch je Stunde) und Arbeitsverwertung (z. B. Fr. Arbeitseinkommen je Stunde) charakterisiert werden. Damit ist gleichzeitig auch schon ein Erkennen von Zeitfressern und weiteren Schwachstellen verbunden.
Arbeit planen, Zeit einteilen
Der erste Schritt bei der Arbeitsplanung ist eine konkrete Zielsetzung. Anschliessend muss über den Weg dorthin entschieden werden. Die Ziele sollten schriftlich festgehalten werden. Planung kostet zwar Zeit und wird von vielen Bauern heute noch als aber, die Ziele zu konkretisieren, damit Zeit sinnvoll zu verwenden und so Zeitvergeudung angesehen. Sie hilft schliesslich die Arbeitszufriedenheit zu steigern. Ausserdem kann man mit schriftlicher Planung den Kopf für wesentlichere Dinge (z. B. Unternehmensentscheidungen) freihalten.
Zehn Planungsregeln
Die Arbeits- und Zeitplanung muss aber auch realistisch sein. Besonders junge und hochmotivierte Landwirte nehmen sich oft zu viel vor und sind nachher enttäuscht, wenn sie ihre eigenen Ziele nicht erreichen. Schliesslich sollten die Zeitpläne unbedingt mit der Familie abgestimmt werden. Eine genaue Planung hilft, die Arbeit auf dem Landwirtschaftsbetrieb zu vereinfachen. Hierfür wurden bei Agroscope in Tänikon zehn Planungsregeln und Hilfsmittel entwickelt, um die verfügbare Zeit besser einzuteilen, Arbeitsfallen zu erkennen und gleichzeitig zu eliminieren.
Die Planungsregeln dienen als Hilfsmittel zur Arbeits- und Zeitplanung und können unabhängig voneinander eingesetzt werden. Ein weiterer Vorteil der vorgestellten Zeitplanungsmethoden liegt darin, dass sie kostenfrei sind. Sie müssen lediglich angewendet werden. Mit täglich ca. 6 Minuten lässt sich durchschnittlich eine Stunde an Arbeitszeit einsparen. Deshalb ist diese Form der Planung für den wirtschaftlichen Erfolg jedes Einzelbetriebes von grosser Bedeutung.
Zeitplanung ist Optimierung
Ausgehend von der Zeitplanung und der damit verbundenen Selbstkontrolle lassen sich Optimierungsstrategien ableiten. Jedes interessierende Arbeitsverfahren wird hinterfragt und im ständigen Vergleich mit Soll-Vorgaben bzw. arbeitswirtschaftlichen Kennzahlen verbessert. Diese Kennzahlen werden periodisch und im Rahmen von Forschungsvorhaben von Agroscope in Tänikon erstellt und publiziert. Der Erfolg kann in jeder Planungsphase über Checklisten überprüft werden. Das Optimierungspotenzial eines beliebigen Arbeitsverfahrens kann damit voll ausgeschöpft und die Arbeitszufriedenheit gesteigert werden.
Schlussfolgerungen
Gute Arbeitsorganisation und gezieltes Selbstmanagement müssen in Kombination mit arbeitserleichternden Hilfsmitteln vor dem modernen Landwirtschaftsbetrieb nicht Halt machen. Der Anteil der Betriebsführungsarbeiten am Gesamtarbeitszeitbedarf für jeden Landwirtschaftsbetrieb hat eine steigende Tendenz. Dies bedeutet, dass der moderne Landwirt immer mehr Zeit im Büro und immer weniger auf dem Feld oder im Stall verbringen wird. Dies kann eine Stressursache darstellen. Eine gute Arbeitsorganisation trägt aber auch dort dazu bei, dass die Familie und die sozialen Kontakte nicht zu kurz kommen.