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Betriebsführung

Arbeitszeit und Rentabilität bei PSM-Verzicht

Seit rund eineinhalb Jahren gilt das neue Programm der Produktionssystembeiträge im Ackerbau. Es besteht aus bisherigen Ressourceneffizienzbeiträgen sowie weiterentwickelten und neuen Massnahmen. Wie sich diese auf die Arbeitszeit und letztendlich auf den Geldbeutel auswirken, haben Forschende von Agroscope anhand von drei Ackerkulturen untersucht.

Mit der Kombination aus Hacken und Bandspritzen kann die Herbizidmenge reduziert werden. 

Mit der Kombination aus Hacken und Bandspritzen kann die Herbizidmenge reduziert werden. 

(Bild: Schmotzer Hacktechnik)

Publiziert am

Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Agroscope

Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Agroscope

Für die Teilnahme an den neuen Massnahmen werden im Ackerbau je nach Programm und Kultur Produktionssystembeiträge (PSB) zwischen 250 und 800 Franken je ha entrichtet. Doch wann lohnt es sich, den Pestizideinsatz zu reduzieren oder gar ganz darauf zu verzichten? Die Antwort darauf soll eine Modellkalkulation für die Programme «Verzicht auf Herbizide» und «Verzicht auf Pflanzenschutzmittel» (PSM) liefern, die jeweils für Winterweizen, Zuckerrüben und Kartoffeln durchgeführt wurde. Auch die Kombination dieser Programme wurde untersucht. Als Vergleich dient der Anbau gemäss ÖLN-Richtlinien (siehe Tabelle).

Berechnungsgrundlage

Der Zeitbedarf für Feld- und Betriebsführungsarbeiten ist eine wichtige Position in der Kostenrechnung. Um diesen zu berechnen, wurden für jedes der vier Anbausysteme typische Anbauszenarien aufgrund von Expertenschätzungen festgelegt. Sie beinhalten die Anzahl Überfahrten, die Mechanisierung von Grundbodenbearbeitung, Saatbettbereitung, Saat, Düngung, Pflanzenschutz, Unkrautbekämpfung sowie Ernte und Transport und die geschätzten Erträge.

Nicht in der Tabelle enthaltene Verfahrensschritte sind bei allen Anbauverfahren innerhalb einer Kultur gleich. Auch die Arbeitszeit für Betriebsführungsarbeiten, die direkt oder indirekt mit der Pflanzenschutzstrategie zusammenhängen, sind in die Untersuchung eingeflossen.

Produktionssystembeiträge (PSB)

Im Ackerbau sollen die PSB eine naturnahe und umweltfreundliche Produktion fördern. Die beiden Programme «Verzicht auf Pflanzenschutzmittel» und «Verzicht auf Herbizide» sind zwei von insgesamt fünf Beitragsvarianten. Auch eine Kombination dieser beiden Programme ist möglich. Hierbei handelt es sich nicht um einen Totalverzicht chemischer Mittel. Es gibt kulturbezogene Ausnahmen, weshalb in diesem Beitrag auch von Reduktion der Herbizide und Pflanzenschutzmittel gesprochen wird.

Weitere Informationen zu den beitragsberechtigten Kulturen: www.agripedia.ch

Zeit einsparen bei Zuckerrüben und Kartoffeln

Die Modellrechnungen haben gezeigt, dass der herbizidreduzierte Anbau von Kartoffeln und Zuckerrüben (ohne Smart-Rüben) die Feldarbeitszeit aufgrund der geringeren Erntemenge im Vergleich zum ÖLN-Anbau um 5 bzw. 1h/ha senken würde. Für den Pflanzenschutz an sich würden rund 1,5 Stunden mehr bei Zuckerrüben und eine halbe Stunde weniger bei Kartoffeln benötigt. Bei herbizidfreiem Winterweizenanbau erhöhte sich dagegen der Arbeitszeitbedarf um 6,5 h/ha. In der Beispielrechnung ist dies auf den Einsatz von Pflug statt Grubber und händisches Entfernen von Wurzelunkräutern zurückzuführen.

Baut ein Betrieb PSM-reduziert an, würde sich bei allen drei Kulturen die Arbeitszeit für Pflanzenschutz, Ernte und Transport verringern. Bei Winterweizen wären es 1h im Vergleich zu ÖLN, bei Zuckerrüben 3 h und bei Kartoffeln sogar 6,5 h, wobei 1,5 h davon durch den reduzierten Pflanzenschutz resultiert. Die Kombination der Massnahmen ergab bei Zuckerrüben und Kartoffeln den tiefsten Feldarbeitszeitbedarf mit 5 bzw. 7h/ha weniger als beim ÖLN-Anbau. Bei Winterweizen führte der Einsatz des Pflugs statt eines Grubbers zu einem um 0,5 h/ha erhöhten Feldarbeitszeitbedarf.

Bei den Betriebsführungsarbeiten ergaben die Modellrechnungen kaum Unterschiede zum ÖLN-Anbau. Der Mehraufwand für die Informationsbeschaffung, das Ausfüllen der Formulare und die Zusammenstellung der Unterlagen hält sich mit dem Minderaufwand für Beratung und Einkauf von PSM sowie in geringerem Ausmass auch für Arbeitsplanung, Bestandskontrollen und Datenerfassung weitgehend die Waage.

Auswirkungen auf Kosten und Leistungen

Klar ist, dass zu erwartende geringere Erträge nicht nur einen Effekt auf die Arbeitszeit, sondern auch auf die Wirtschaftlichkeit haben. Kostenseitig sind durch die Einsparung von Pflanzenschutz- und Düngemitteln geringere Direktkosten zu erwarten. Der Verzicht auf PSM und Herbizide reduziert mehrheitlich auch die Maschinenkosten infolge wegfallender Behandlungen, punktuell nehmen die Maschinenkosten jedoch zu, wie beim herbizidfreien Winterweizenanbau, bei dem zwei Überfahrten mit dem Hackstriegel angenommen wurden.

Höhere Preise und Beiträge können Ertragseinbussen und höhere Kosten ausgleichen.

Bedeutender sind die leistungsseitigen Effekte: Erstens wird der Ertrag beim Verzicht auf PSM und Herbizide geringer ausfallen. Ein erhöhtes Produktionsrisiko lässt zudem stärker schwankende Erträge erwarten. Zweitens ist der am Markt erzielbare Preis wesentlich. Hier gibt es unterschiedlich hohe Prämien des Marktes bzw. Labelprämien zum Verzicht auf gewisse PSM / Herbizide oder den Gesamtverzicht. Drittens sind auch die Direktzahlungen der verschiedenen Programme wichtig, um geringere Erträge und höhere Arbeitserledigungskosten auszugleichen.

Potenzial bei Weizen und Zuckerrüben

Höhere Preise durch Prämien für PSM-Verzicht und die Produktionssystembeiträge können unter bestimmten Voraussetzungen Ertragseinbussen und teils höhere Produktionskosten ausgleichen (siehe Tabelle).

Interessant ist, dass sich die beiden Programme unterschiedlich auf die Wirtschaftlichkeit der Kulturen auswirken. Bei Kartoffeln resultiert der Herbizidverzicht in einer leicht höheren Wirtschaftlichkeit, während diese bei Zuckerrüben geringer ist. Der PSM-Verzicht führt zu Ertragsreduktionen, die bei Kartoffeln durch höhere Preise nicht ausgeglichen werden können. Hingegen verbessern höhere Marktleistungen bei Winterweizen und Zuckerrüben die Wirtschaftlichkeit gegenüber dem ÖLN-Anbau. Für Landwirtinnen und Landwirte ist entscheidend, dass sich das standortabhängige Ertragsrisiko nicht wesentlich erhöht und der Verzicht durch entsprechende Marktpreise abgegolten wird. 

Redaktionelle Mitarbeit

Manika Rödiger, Andreas Roesch, Michael Mielewczik, Martin Schlatter und Nadja El Benni aus dem Forschungsbereich Nachhaltigkeitsbewertung und Agrarmanagement von Agroscope.

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