Herbsttreffen EDF Schweiz
Wie es der Name bereits verrät, haben sich die Mitglieder der European Dairy Farmer Schweiz auf die Milchproduktion spezialisiert und sind ähnlich organisiert wie ein Arbeitskreis. Gemeinsam versuchen die Mitglieder die Wirtschaftlichkeit ihrer Betriebe zu verbessern und herauszufinden, in welchen Bereichen sich die Produktion noch optimieren lässt. Die Mitglieder kennen ihre individuellen betriebswirtschaftlichen Zahlen sehr genau und sehen dadurch, in welchen Bereichen der Milchproduktion noch Verbesserungspotenzial besteht.
Herbsttreffen
Jährlich besucht der EDF Schweiz am Herbsttreffen eines der Mitglieder auf seinem Betrieb. Dort wird nach individuellen Lösungen für ein aktuelles Betriebsproblem oder geplante Veränderungen gesucht (Hofübergabe, Stall-Erweiterung, Reduktion der Arbeitsspitzen, des -aufwandes, der -kosten, usw.). Der Betriebsleiter erhält dadurch nützliche Tipps und neue Blickwinkel.
Ferme le Cèdre
In diesem Jahr fand das Treffen der European Dairy Farmer Schweiz (EDF Schweiz) auf dem Betrieb «Ferme le Cèdre» von Steve und Véronique Banderet statt. Der Betrieb liegt im waadtländischen Champagne und ist aktuell auf die Standbeine Milchproduktion und Ackerbau spezialisiert. Die Milch der 24 Kühe wird in der örtlichen Käserei zu Gruyère und Spezialitäten verarbeitet. Im Jahr 2016 wurde ein neuer Milchviehstall erstellt, da der bestehende Anbindestall nicht mehr tierschutzkonform war. Der Stall wurde für 60 Kühe und Rinder ausgelegt, aktuell ist er noch nicht ausgelastet.
Weiter möchte Steve Banderet seinen Betrieb weiterentwickeln oder ein neues Standbein aufbauen.
Aus diesem Grund widmeten sich die EDF-Mitglieder nach der Betriebsvorstellung und -präsentation folgenden Fragen zur Weiterentwicklung des Betriebs:
Wie kann der neu gebaute Milchviehstall möglichst gut ausgelastet werden?
Ist eine Umstellung auf Bio eine Option für die zukünftige Betriebsausrichtung?
Zusätzliche Intensivierung mit Pouletmast?
Mehr Kühe oder andere Lösungen?
Da in der Käserei nur ein gewisses Kontingent abgeliefert werden kann, ist die Aufstockung der abgelieferten Milchmenge nur möglich, wenn ein anderer Lieferant der Käserei die Milchproduktion reduziert oder einstellt. Deshalb wurde nach Alternativen gesucht, die freien Stallplätze zu nutzen. Die Gruppendiskussionen waren sehr ergiebig und kreative Vorschläge wurden erarbeitet: Reduktion der Milchleistung (mehr Kühe mit weniger hohen Leistungen, Vollweidestrategie), Zusammenschluss mit einem anderen Betrieb (Betriebszweiggemeinschaft), einen Teil des Stalles für Pensionspferde zur Verfügung stellen, durch Kälbermast die zusätzlich anfallende Milch verwerten oder einen Teil des Stalles für Rindermast umnutzen. Mit den beiden letzten Ideen konnte sich der Betriebsleiter am ehesten identifizieren. Steve Banderet könnte sich sogar vorstellen, das Fleisch der Masttiere via Direktvermarktung zu verkaufen: «Die Nachfrage in der Region wäre auf alle Fälle vorhanden.»
Bio oder Pouletmast
Die Bio-Umstellung wäre für den Betriebsleiter grundsätzlich eine Option, jedoch sei der Markt für Bio-Gruyère nur sehr klein und preislich sei es wenig interessant, erklärte er. Im Ackerbau wäre eine Umstellung auf Bio sicherlich äusserst interessant, jedoch arbeitstechnisch nicht problemlos lösbar. Im gleichen Zug müsste der Tierbesatz erhöht werden, damit mehr Hofdünger anfallen würde, um die Flächen (92 ha) zu düngen. Da Steve Banderet jedoch nicht mehr als einen Angestellten beschäftigen möchte, war das Thema «Bio» relativ rasch vom Tisch.
Beim Bau einer Poulet-Masthalle wurde es aber konkreter. Steve Banderet hat bereits einen Vertrag mit einem Verarbeiter und eine Baueingabe wurde ebenfalls bereits gemacht. Leider wurden nach der Baupublikation sehr viele Einsprachen aus der Nachbarschaft eingereicht. In den Gruppen wurde diskutiert, wie mit diesen Einsprachen am besten umgegangen wird. Die EDF-Mitglieder rieten Steve Banderet den Kontakt zu den Personen zu suchen und ihnen zu erklären, weshalb er gerne in die Pouletmast investieren möchte und es sinnvoll sei, Schweizer Pouletfleisch zu produzieren. Durch diese Gespräche könnten die Lancierer der Einsprachen vermutlich am ehesten besänftigt werden.
Fazit
Wie sich der Betrieb von Steve Banderet in den nächsten Jahren verändern wird, ist noch nicht klar, jedoch wurden am EDF-Herbsttreffen wertvolle Tipps und Vorschläge zusammengetragen und viel diskutiert.
Im kommenden Frühling wird sich der EDF-Schweiz zur Auswertung der Betriebsergebnisse treffen. Dabei wird wiederum untereinander verglichen, diskutiert, versucht Optimierungspotenzial zu finden und dieses auch bestmöglich auszunutzen.
AutorinSandra Frei, UFA-Revue, 3360 Herzogenbuchsee
BilderSandra Frei
European Dairy Farmer Schweiz
Seit mehr als zehn Jahren engagiert sich eine Gruppe Schweizer Milchproduzenten bei den European Dairy Farmers. Begleitet werden sie von verschiedenen Fachpersonen aus Bildung, Forschung und Beratung. Die drei Säulen von EDF als Übersicht:
1. EDF Produktionskostenvergleich
• Europäische Vollkostenrechnung
2. Austausch in nationaler Gruppe
• Analyse der Kostenrechnung innerhalb des Landes • Zwei Treffen pro Jahr: – Frühjahrstreffen im April: Workshop zur Kostenanalyse – Herbsttreffen im November: Treffen auf einem Betrieb zu einem aktuellen Thema
3. EDF Congress
• Alljährlicher Kongress in einem europäischen Land. • Fachreferate und Workshops zu ökonomischen, arbeitswirtschaftlichen und produktionstechnischen Themen • Betriebsbesichtigungen von EDF-Betrieben • Soziales Netzwerk und offener Austausch mit Produzenten aus ganz Europa
Das alljährliche Highlight ist der Besuch des Kongresses, welcher jedes Jahr im Juni in einem anderen Land stattfindet. Nächstes Mal findet der Kongress vom 27. bis 29. Juni in Prag, Tschechische Republik statt.
Geschäftsführerin ist Ana Burger aus Leutwil, Präsident ist Christoph Stämpfli aus Schüpfen.
www.dairyfarmer.ch