Immer mehr landwirtschaftliche Betriebe in der Schweiz nutzen digitale Technologien. Schon 2018 gaben gemäss einer Agroscope-Umfrage beispielsweise 68 Prozent der Milchkuhbetriebe und 34 Prozent der Ackerbaubetriebe an, elektronische Messsysteme und Sensoren zu nutzen. Digitale Technologien haben das Potenzial, Ressourcen einzusparen, die Arbeit oder das Datenmanagement zu erleichtern.
Da digitale Technologien aber ein sehr junges und schnell wachsendes Feld sind, ist es von grossem Interesse, herauszufinden, wie Betriebsleitende sich die entsprechenden Kenntnisse aneignen. Dieses Wissen liefert wertvolle Ansatzpunkte, um digitale Kompetenzen besser zu vermitteln und schliesslich den Betriebsalltag zu vereinfachen.
Onlinebefragung liefert Antworten
Agroscope hat für die Untersuchung des Stellenwerts von digitalen Technologien in der landwirtschaftlichen Ausbildung in der ersten Jahreshälfte 2021 eine Onlineumfrage unter Lehrpersonen sowie Schülerinnen und Schülern des Betriebsleiterkurses durchgeführt.
Knapp 30 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler des Betriebsleiterkurses gaben an, digitale Technologien schon in der Grundausbildung behandelt zu haben.
Insgesamt haben 109 Lernende und 41 Lehrpersonen von mehr als 18 landwirtschaftlichen Bildungszentren aus der deutsch- und französischsprachigen Schweiz an der Befragung teilgenommen.
Videos als wichtiges Lehrmittel
Knapp 30 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler des Betriebsleiterkurses gaben an, digitale Technologien schon in der Grundausbildung behandelt zu haben. Im Betriebsleiterkurs waren es 45 Prozent der Befragten, bei denen das Thema Teil des Unterrichts war. Insgesamt blieben damit 43 Prozent, welche angegeben haben, digitale Technologien im Unterricht nicht behandelt zu haben. Unter den wichtigsten, im Unterricht behandelten Lerninhalten wurden GPS, Roboter, Tierüberwachung und der elektronische Feldkalender genannt (Abbildung 1).
Nur gerade 23 Prozent der 64 Schülerinnen und Schüler, welche angegeben haben, dass digitale Technologien Teil des Unterrichts waren, gaben wiederum an, dass für den Unterricht Lehrbücher verwendet wurden. Das deutet darauf hin, dass es noch sehr wenige, passende Lehrmittel gibt, welche dieses Thema behandeln.
Interessant ist hingegen, dass gemäss 63 Prozent der Schülerinnen und Schüler Videos – beispielsweise via YouTube – im Unterricht verwendet wurden.
Interessant ist hingegen, dass gemäss 63 Prozent der Schülerinnen und Schüler Videos – beispielsweise via YouTube – im Unterricht verwendet wurden. Aufgrund der schnellen Entwicklung der digitalen Technologien scheint es wenig überraschend, dass solche flexiblen und zeitgemässen Formate eine wichtige Rolle in der Bildung spielen. Bei den Lehrpersonen zeichnet sich bezüglich der wichtigsten Lerninhalte ein sehr ähnliches Bild. Hier werden zudem auch Umgang und Management von Daten, Apps, Farm-Management-Systeme und Social Media als wichtige Lerninhalte genannt (Abbildung 2). Da es sich bei den wichtigsten Lerninhalten um Freitextantworten handelte, fallen die Antwortkategorien sehr unterschiedlich aus.
Der Wunsch nach Praxisrelevanz
Bei der Frage, was zusätzlich gelehrt werden sollte, um die Schülerinnen und Schüler besser auf ihre künftige Tätigkeit als Betriebsleitende vorzubereiten, sind sich die Lehrpersonen und die Lernenden einig. Als besonders wichtig werden praktische Übungen und Praxisrelevanz beurteilt. Es ist ein zentrales Bedürfnis, dass sich die Lerninhalte an konkreten Anwendungsbeispielen orientieren und direkt im Alltag umgesetzt oder angewendet werden können. Da digitale Technologien oft auch grundlegende Computerkenntnisse voraussetzen, stellt sich hier auch die Frage, an welcher Stelle der individuellen Bildungslaufbahn diese Kompetenzen erworben werden sollen. Spätestens im Betriebsleiterkurs werden diese Kenntnisse benötigt und oft auch vorausgesetzt, um dem Unterricht folgen zu können. Ein weiteres Bedürfnis ist eine generelle Übersicht über die verfügbaren Technologien, die den Betriebsleitenden hilft, sich bei der Wahl der Anwendungen zu orientieren.
Aktueller und künftiger Digitalisierungsgrad
Insgesamt 86 der 109 befragten Schülerinnen und Schüler gaben an, schon einen Betrieb zu haben, den sie künftig führen werden. Diese 86 Betriebe sind gemäss Angaben der künftigen Betriebsleitenden mittelmässig stark digitalisiert (Abbildung 3).
Interessant ist aber, dass 66 Prozent der Betriebsleitenden angeben, künftig vermehrt digitale Technologien nutzen zu wollen (Abbildung 4).Die Gründe dafür sind vielfältig: Zeiteinsparung, Arbeitserleichterung, Effizienzsteigerung und weniger administrativer Aufwand wurden genannt. Daher ist es umso wichtiger, dass die künftigen Betriebsleitenden im Rahmen des Unterrichts die entsprechenden Kenntnisse und Kompetenzen erwerben, um ihre Betriebe für die Zukunft der digitalen Technologien rüsten zu können.