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Betriebsführung

Berufsweg der vielen Möglichkeiten

Dank dem dualen Bildungssystem bleiben junge Berufseinsteigerinnen und -einsteiger heute bis weit über das zwanzigste Lebensjahr beweglich. Um sich in der dynamischen Arbeitswelt der Landwirtschaft zu behaupten, bietet ein HF-Abschluss als Agrotechnikerin oder Agrokaufmann die besten Chancen in der Agrarbranche.

Schule und Berufsalltag füllen die junge Landwirtin derzeit voll aus. An ihrem Arbeitsplatz kümmert sich Sabrina Dürr hauptsächlich um die Administratio...

Schule und Berufsalltag füllen die junge Landwirtin derzeit voll aus. An ihrem Arbeitsplatz kümmert sich Sabrina Dürr hauptsächlich um die Administration des ganzen Betriebs. Daneben hilft sie dort, wo es sie baucht. 

(Bild: zvg)

Publiziert am

Redaktor UFA-Revue

Schweizweit erlangen jedes Jahr nahezu 30 000 junge Frauen und Männer zusätzlich zu ihrem EFZ-Abschluss ein Diplom in der höheren Berufsbildung. Knapp ein Drittel davon betreffen Abschlüsse an einer höheren Fachschule (HF). In der Landwirtschaft haben EFZ-Absolventinnen und Absolventen im Bereich HF die Wahl zwischen zwei spezifischen Weiterbildungen, die inhaltlich nahe beieinanderliegen. Während der Stundenplan bei Agrokaufleuten kaufmännisch-agrarwirtschaftliche Schwerpunkte setzt, erweitern Agrotechnikerinnen und -techniker ihre Fachkompetenz vermehrt im betriebswirtschaftlichen Bereich sowie im Projektmanagement. Den Meisterabschluss bekommen Absolventinnen und Absolventen beider Lehrgänge sozusagen gratis mit auf den Weg. Für viele junge Landwirtinnen und Landwirte ist dies ein zusätzlicher Grund, weshalb sie sich für eine Weiterbildung an der höheren Fachschule entscheiden.

Perspektive dank höherer Berufsbildung

Marcel Ackermann hat sein Agrotechniker-Diplom im Sommer 2020 entgegennehmen dürfen. Sein Werdegang ist beispielhaft dafür, wie offen das Bildungssystem heutzutage ist. Der Bauernsohn absolvierte zunächst eine vierjährige Lehre als Polymechaniker. Landwirt wurde er erst auf dem zweiten Bildungsweg. «Mit 15 überwogen für mich in der Landwirtschaft die Nachteile», erinnert sich der mittlerweile 29-Jährige. Durch die Brille des Agrotechnikers sieht seine landwirtschaftliche Perspektive jedoch anders aus: Sein Einkommen erwirtschaftet Ackermann zur einen Hälfte auf dem elterlichen Betrieb, den er später übernehmen wird, und zur anderen Hälfte als Berater bei der Agro Treuhand Thurgau AG. Hier kümmert er sich nun teilzeitlich um die Buchabschlüsse seiner Berufskollegen und berät diese in Geldangelegenheiten.

Ambitionen für den eigenen Betrieb

Die Arbeit auf dem eigenen Betrieb mit einer Tätigkeit ausserhalb zu kombinieren, bietet heute vielen Landwirtinnen und Landwirten eine sichere Perspektive. Dass sie eine höhere Berufsausbildung absolvieren, liegt aber auch an den hohen unternehmerischen Anforderungen, denen sich Betriebsleitende stellen müssen.

«Nach meiner Erstausbildung als Landwirtin war für mich klar, dass ich nicht stehen bleiben möchte.»

Sabrina Dürr, Agrotechnikerin

So beschreibt auch die werdende Agrotechnikerin Sabrina Dürr ihre Motivation, sich nach ihrem EFZ-Abschluss weiterzubilden: «Nach meiner Erstausbildung als Landwirtin war für mich klar, dass ich nicht stehen bleiben möchte. Ich will genau wissen, was dahintersteckt», begründet die 24-jährige Bündnerin ihren Entscheid, nach der Lehre weiterzumachen. Nach ihrem EFZ-Abschluss entschied sie sich für die berufsbegleitende HF-Weiterbildung zur Agrotechnikerin, die sie diesen Sommer abschliessen wird. Daneben arbeitet Dürr auf einem 20-ha-Bio-Betrieb mit Mutterkuhherde, Pouletmast und Gemüsebau. «Ich kümmere mich hauptsächlich um die Administration des ganzen Betriebs und helfe sonst dort, wo es mich braucht», beschreibt sie ihren vollgepackten landwirtschaftlichen Arbeitsalltag.

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Da er seine Doppelfunktion als Berater und Landwirt auch nach der Betriebsübergabe weiterführen möchte, drängen sich für Marcel Ackermann auch arbeitstechnische Anpassungen auf. Als Erstes will er auf ein Vollweidesystem umstellen. 

(Bild: zvg)

Ergänzung zum eigenen Betrieb

Das Wissen, das sie sich während ihrer Ausbildung aneignet, will die junge Bündnerin später auf dem eigenen Familienbetrieb einfliessen lassen. Nach ihrem Abschluss plant Dürr, bei ihrem Lebenspartner einzusteigen, der den elterlichen Betrieb letztes Jahr übernommen hat. Auch wenn die strenge Arbeit im Berggebiet bis auf eine Höhenlage von 1800 m ü. M. ihrem Naturell entspreche, sei sie froh, dass sie mit dem HF-Abschluss beruflich beweglich bleibe, sagt Dürr: «Je nach betrieblicher und familiärer Situation kann ich mir gut vorstellen, parallel einer treuhänderischen Tätigkeit ausserhalb des Betriebs nachzugehen.»

Wissenstransfer in beide Richtungen

Dürrs Chancen, später zweigleisig zu fahren, sind gut, wie das Beispiel Marcel Ackermann zeigt. Seine Teilzeitstelle im Büro wurde ihm bereits während eines Praktikums angeboten.

«In der Lehre wurde an der Oberfläche gekratzt.»

Marcel Ackermann, Agrotechniker

Nach seinem HF-Abschluss führte er diese Tätigkeit nahtlos weiter. «Für mich ist das heute der perfekte Ausgleich zur Arbeit auf dem Hof. Was ich hier lerne, kann ich auf dem eigenen Betrieb voll umsetzen», sagt der Thurgauer. Andererseits profitiere sein Arbeitgeber von seinem Wissen als praktizierender Landwirt und angehender Betriebsleiter. Ackermann wurde bereits während der landwirtschaftlichen Grundausbildung klar, dass ihm der Fähigkeitsausweis alleine nicht genügen wird, um seine Pläne umzusetzen: «In der Lehre wurde an der Oberfläche gekratzt», sagt er rückblickend. Seine unternehmerische Kompetenz kommt Ackermann auch beim Umsetzen seiner eigenen Pläne zugute. Um den jetzigen 30-ha-Milchwirtschafts- und Ackerbaubetrieb mit 100 Hochstammbäumen ökologisch und wirtschaftlich weiterzuentwickeln, kann er dank seiner Weiterbildung auf sein vertieftes agronomisches und betriebswirtschaftliches Wissen zurückgreifen. 

Weiterbildung mit Perspektive

Die HF-Weiterbildungen Agrotechnikerin/Agrotechniker und Agrokaufmann/Agrokauffrau stehen allen landwirtschaftlichen Berufsgruppen mit einer abgeschlossenen EFZ-Grundausbildung offen, die mindestens ein Jahr Berufserfahrung vorweisen können. Mit einem Arbeitspensum von 50 Prozent können sie auch während dreier Jahre berufsbegleitend absolviert werden. Der Unterricht ist modular aufgebaut. Die Vollzeitausbildung dauert zwei Jahre. Der Abschluss beider Fachrichtungen ist eidgenössisch anerkannt und ebnet den Weg zu einem späteren Übertritt an Fachhochschulen oder Hochschulen. Bei Erlangen des Diploms können die Absolventinnen und Absolventen maximal die Hälfte der Modulkosten direkt beim Bund zurückfordern.

Einstiegschance für angehende Führungskräfte

Agrokaufleute, Agrotechnikerinnen und -techniker sind auch bei der fenaco gern gesehene Arbeitskräfte. Ein Einstieg ist dank dem Führungs-trainee-Programm auch ohne langjährige Berufserfahrung möglich. Junge Talente mit einem höheren landwirtschaftlichen Abschluss erhalten dadurch die Chance, das Unternehmen von Grund auf kennenzulernen. Dabei absolvieren sie ein zweijähriges Ausbildungsprogramm in den verschiedenen Unternehmensbereichen und bekommen so die Möglichkeit, sich als zukünftige Führungskraft zu qualifizieren.

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