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Betriebsführung

Bildung als Erfolgsrezept

David Stacher hat sich für die Landwirtschaft entschieden – aus Überzeugung. Seit der Betriebsübernahme im Jahr 2022 setzt der junge Betriebsleiter auf Weiterbildung und den Dialog zwischen Generationen, um seinen Hof nachhaltig und zukunftssicher weiterzuentwickeln.

David Stacher inmitten seiner Apfelkulturen im Thurgau. Der junge Betriebsleiter setzt auf nachhaltige Bewirtschaftung und verbindet Bewährtes mit innov...

David Stacher inmitten seiner Apfelkulturen im Thurgau. Der junge Betriebsleiter setzt auf nachhaltige Bewirtschaftung und verbindet Bewährtes mit innovativen Ansätzen, um seinen Betrieb zukunftssicher zu gestalten.

(Bild: Renate Hodel)

Publiziert am

Redaktorin, Landwirtschaftlicher Informationsdienst LID

David Stacher hat sich bewusst für die Landwirtschaft entschieden und führt seit Januar 2022 mit viel Engagement seinen eigenen Betrieb im Thurgau. Der Obstbauer bewirtschaftet 10,5 Hektaren und ist Teil einer Betriebszweiggemeinschaft mit seinem Nachbarn. Gemeinsam umfasst der Obstbau 21 ha.

Die Betriebszweiggemeinschaft beschäftigt einen fest angestellten Mitarbeiter mit einem Pensum von 60 Prozent. Während der Hauptsaison werden sie von rund fünf Saisonmitarbeitern unterstützt. «In der arbeitsintensiven Erntezeit packen zudem noch bis zu 12 Pensionierte und Familienmitglieder mit an», erklärt David Stacher. Neben dem Hauptfokus auf Äpfel, Birnen und Kirschen mästet der 32-Jährige ausserdem für Bell 4000 Poulets pro Umtrieb.

Betriebsübernahme unter neuen Vorzeichen

Früh stand für David Stacher fest, dass er den elterlichen Betrieb übernehmen würde. Nach seiner Lehre zum Obstfachmann und dem Studium zum Umweltingenieur sammelte er Erfahrungen in der Forschung bei Agroscope. Als 2015 die Gründung der Betriebszweiggemeinschaft anstand, sprach ihn sein Vater auf die Betriebsnachfolge an. «Hätte ich abgelehnt, wäre die Investition vermutlich nicht erfolgt», erinnert sich der junge Betriebsleiter. «Der Weg war für mich vorgespurt, aber ich habe ihn aus freien Stücken gewählt und dabei nie einen Druck von meinen Eltern verspürt», ergänzt David Stacher.

Von Kritik darf man sich nicht verunsichern lassen.

Die Betriebsübernahme verlief zunächst reibungslos: David Stachers Vater hatte die Übergabe sorgfältig vorbereitet. Eine Beratung durch das kantonale landwirtschaftliche Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg half der Familie, soziale und familiäre Aspekte zu klären. Doch im März 2022, wenige Monate nach der Übernahme, verstarb sein Vater plötzlich. «Das war ein enormer Einschnitt», sagt der junge Betriebsleiter: «Seine Unterstützung fehlte plötzlich – sowohl als Ratgeber als auch als Vertrauensperson.»

In dieser schwierigen Zeit half ihm unter anderem die Zusammenarbeit in der Betriebszweiggemeinschaft. «Es war eine Erleichterung, nicht jede Entscheidung allein treffen zu müssen», erinnert sich David Stacher. Gleichzeitig zwang ihn die Situation, schneller in die Rolle des Betriebsleiters hineinzuwachsen.

Zwischen Ausbildung und Vision

Im Oktober 2022 fing er mit der Betriebsleiterschule an und schloss sie 2024 erfolgreich ab. Nun steht die Meisterprüfung an. Die Ausbildung empfindet er trotz der Doppelbelastung als Bereicherung: Er habe seinen Betrieb auf eine ganz neue Weise kennengelernt und setze sich mit vielen Fragen auseinander, wie der Betrieb in zehn Jahren aussehen soll oder welche Ideen er weiterverfolgen soll. «Das zwingt mich, den Hof aus einer langfristigen Perspektive zu betrachten», erklärt David Stacher.

«Der Betrieb soll ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig sein», meint er. Seine Visionen nehmen allmählich Form an. «Im Rahmen meiner Meisterprüfung erstelle ich einen Businessplan, um herauszufinden, wie der Betrieb in Zukunft aufgestellt sein soll», erläutert David Stacher. Mehrere Standbeine sind für den Betriebsleiter essenziell: «Die Diversifizierung bleibt wichtig, aber sie muss immer auch rentabel und zukunftssicher sein», erklärt er.

David Stacher, Betriebsleiter, 9315 Neukirch (TG)

 

 

«Die Betriebsleiter-schule lehrt mich, meinen Betrieb aus einer neuen Perspektive zu sehen und mir Fragen zu stellen, die ich mir davor nie stellte.»

Betriebsübernahme 2022 | Obstbau in Betriebszweiggemeinschaft | Pouletmast | 10,5 ha LN (21 ha Obstbau mit BZG) | Obstfachmann, Umweltingenieur, Betriebsleiterschule (Meisterprüfung 2025) | Vollerwerb | 1 Mitarbeiter (60 %), Saisonarbeitskräfte, Familienarbeitskräfte, Helferinnen und Helfer zu Erntespitzen

Erfahrungen schätzen, Neues wagen

Den eigenen Betrieb zu führen, sei eine anspruchsvolle, aber auch erfüllende Aufgabe, meint David Stacher. Jungen Menschen, die eine Betriebsübernahme planen, rät er, sich auf harte Arbeit einzustellen und den eigenen Weg zu gehen. Die Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden, Helfern und Helferinnen war und ist für ihn sehr wichtig. «Gerade langjährige Angestellte üben manchmal Kritik, wenn man neue Wege geht – gleichzeitig ist ihre Erfahrung unglaublich wertvoll», sagt David Stacher. Es braucht eine Balance zwischen Innovation und Bewährtem: «Von Kritik darf man sich nicht verunsichern lassen, muss aber offen mit ihr umgehen», ergänzt er. David Stacher verkörpert die neue Generation der Schweizer Landwirtschaft: pragmatisch, lösungsorientiert und zukunftsgewandt. 

Betriebsleitende im Fokus

2025 legt der LID mit seiner Serie den Fokus auf junge engagierte Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter, die ihren Betrieb weiterentwickeln und sich neuen Herausforderungen stellen. 

Unterstützung und Hilfsmittel zur Öffentlichkeitsarbeit auf www.lid.ch/baeuerinnen-und-bauern

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