Verschiedene Stressfaktoren, die bis an die Belastungsgrenze führen, sind die Ursachen eines Burnouts. Wird gelegentlicher Stress zu Dauerstress und fehlt die nötige Erholung, kann dies in einer Erschöpfungsdepression enden. Die Ursachen von Stress sind vielfältig und die Folgen äussern sich je nach Persönlichkeit und sozialem und wirtschaftlichem Umfeld anders.
Persönliche Faktoren
Die Persönlichkeit eines Menschen spielt in Bezug auf das Risiko, ein Burnout zu erleiden, eine wichtige Rolle. Burnout-Betroffene haben die Arbeit und sonstige Verpflichtungen über längere Zeit vor die eigenen Bedürfnisse gestellt. Auf Kosten von Freizeit und Erholung wurden die Arbeitstage immer länger und der Feierabend undefinierbar, weil sich die Gedanken nie ganz von der Arbeit lösen konnten. Der eigene Körper wurde durch die hohe Leistungsbereitschaft und das Bestreben, die Arbeit perfekt zu erledigen, überfordert. «Nein» zu sagen, fällt solchen Menschen schwer. Sie sind immer erreichbar und helfen, wo Hilfe gebraucht wird.
Soziales Umfeld
Neben persönlichen Faktoren kann auch das soziale Umfeld Ursache für ein Burnout sein. Fehlende Anerkennung und Wertschätzung für die geleistete Arbeit können sehr belastend sein und auf längere Sicht die Freude an der Arbeit gänzlich trüben. Ausserdem sind fehlende Gesprächsmöglichkeiten innerhalb der Familie ein weiterer Burnout-Risikofaktor. Der offene Umgang mit Problemen ermöglicht, sie zu lösen bevor sie zur Belastung werden.
Erwartungshaltungen im Familienbetrieb belasten potenzielle Hofnachfolger. Sie können durch verankerte Traditionen in ein Schema gezwängt werden, welches nicht mit den eigenen Lebensvorstellungen übereinstimmt. Es ist beispielsweise nicht ideal, wenn ein Hofnachfolger auf Wunsch seiner Eltern mit der Milchproduktion weiterfährt, obwohl er noch nie gerne gemolken hat. Ein Bruch mit Traditionen kann unter diesen Umständen eine Prävention eines Burnouts sein und ist für die Lebensqualität entscheidend.
Wirtschaftlicher Druck
Das anspruchsvolle wirtschaftliche Umfeld mit steigenden Anforderungen und sinkenden Produzentenpreisen gehört zur dritten möglichen Ursachengruppe eines Burnouts. Die Zunahme von Vorschriften und deren strengen Kontrolle führt zu einer permanenten Belastung. Die Administration eines Betriebs wird ständig anspruchsvoller und unüberschaubarer. Einkommenseinbussen werden mit einer Steigerung der Arbeitszeit kompensiert, doch Nebenerwerbstätigkeiten führen zu einer Mehrfachbelastung, fehlender Erholung und so oft zu Dauerstress. Finanzielle Probleme aufgrund mangelnder Liquidität oder Verschuldung können Landwirten den Boden unter den Füs sen wegziehen. Die zunehmende Liberalisierung der Agrarmärkte bereitet vielen Bauernfamilien Sorgen. Ungewisse Zukunftsaussichten verunsichern, machen Entscheidungen zur Betriebsstrategie schwieriger und verstärken den permanenten Druck.
Ressourcen der Beratungsdienste
Landwirtschaftliche Beratungsdienste nehmen als offizielle Ansprechpartner für die landwirtschaftliche Bevölkerung eine wichtige Aufgabe wahr. In einer Semesterarbeit an der HAFL wurde untersucht, welche Hilfe von landwirtschaftlichen Beratungsdiensten zum Thema Burnout erwartet werden kann. Das Resultat lässt sich in zwei Worten zusammenfassen: Prävention und Vermittlung.
Prävention
Die Prävention ist sehr wichtig, denn einem Burnout vorzubeugen ist besser als eines zu therapieren. Mit Gastreferaten von Burnout- Betroffenen, Psychologen, Psychia tern oder anderen Fachpersonen kann für das Thema sensibilisiert werden. In einem landwirtschaftlichen Familienbetrieb fliessen Arbeit und Freizeit oft ineinander über. Häufig wird viel Herzblut in die Arbeit gesteckt und der Erholung zu wenig Bedeutung geschenkt. Gute Referate an unterschiedlichen Zusammenkünften von Menschen aus landwirtschaftlichen Kreisen können zum Nachdenken und Handeln anregen.
Da kantonale Beratungsdienste oftmals mit der beruflichen Ausbildung zusammengeschlossen sind, sollte die Prävention auch in der Berufsbildung einen festen Platz erhalten. Junge Berufsleute gehören zwar noch nicht zur Risikogruppe, eine Sensibilisierung für das Thema ist aber wichtig für die Prävention. Erklärende Artikel in gut gelesenen Zeitschriften und Zeitungen, sind ebenfalls zielführend. Burnout ist heute zwar ein geläufiger Begriff, doch trotzdem wissen viele nicht, was damit wirklich gemeint ist. Falschmeinungen, das Abwerten als Modeerscheinung oder das Reduzieren auf «ja de hed duredreiht» können für Betroffene sehr belastend sein. Durch Prävention und Aufklärung wird vermutlich die Akzeptanz eines Burnouts in der Gesellschaft erhöht.
Unterstützung vermitteln
Neben Prävention ist kompetente Vermittlung von Unterstützung in jeglicher Form eine weitere sehr wichtige Aufgabe der landwirtschaftlichen Beratung. Personen, die ein Burnout erleiden, brauchen dringend Hilfe. Der «Bauernstolz» führt jedoch oft dazu, dass sich Menschen aus der Landwirtschaft erst dann Hilfe holen, wenn es ihnen schon sehr schlecht geht. Melden sich Angehörige, Bekannte oder gar Betroffene selber, muss sofort gehandelt werden.
Es wäre wichtig, dass Beratungsstellen betroffene Personen umgehend an geeignete Fachstellen (Hausärzte, Psychologen, Psychiater) weiterleiten können, indem sie ein Netzwerk aufbauen und sich mit der Thematik vertraut machen. Für betroffene Familien ist zudem die Vermittlung von Arbeitskräften eine wichtige Unterstützung, um die Belastung zu reduzieren. Oftmals ist eine längere berufliche Auszeit bei einem Burnout unumgänglich. Dafür gibt es spezialisierte Kliniken, wo betroffene Personen professionelle Hilfe erhalten. Die Suche von geeigneten Aushilfen auf dem Betrieb gestaltet sich oft als schwierig und ist für betroffene Familien ein zusätzlicher Druck.
Beratungsdienste könnten mit aktuellen Listen von Arbeitskräften Entlastung schaffen. Ist diese Soforthilfe organisiert, kann in einem nächsten Schritt der Ursache des Burnouts auf dem Betrieb nachgegangen werden. Häufig sind Umstrukturierungen oder Vereinfachungen auf dem Betrieb nötig, um die Arbeitsbelastung wirksam senken zu können. Hier ist es von grossem Nutzen, wenn landwirtschaftliche Beratungspersonen genug Fachwissen und Verständnis für diese Erschöpfung haben, um die Beratung danach auszurichten.
Vorbeugende Massnahmen
- eigenen Bedürfnissen mehr Beachtung schenken
- «Nein» sagen und nicht jederzeit erreichbar sein
- offener Umgang mit Problemen
- verankerte Traditionen aufbrechen, wenn sie nicht zum eigenen Lebensstil passen
- Stressfaktoren (Zeitfresser, verhasste Arbeiten, feindliches Umfeld, usw.) erkennen und abbauen
Fazit der Umfrage
Die Umfrage bei 18 kantonalen Beratungsdiensten in der Schweiz zeigte, dass mit dem Thema Burnout sehr unterschiedlich umgegangen wird. In einigen Kantonen befassen sich landwirtschaftliche Beratungsdienste umfassend mit dem Thema, bauen ein Vortragsangebot zur Prävention aus und wissen, wohin sie Hilfesuchende vermitteln können. Bei anderen Kantonen besteht diesbezüglich noch Handlungsbedarf.
Da das Thema Burnout in Zukunft auch in der Landwirtschaft ein präsentes Thema bleiben wird, darf die Rolle der landwirtschaftlichen Beratungsdienste nicht unterschätzt werden. Durch den direkten Kontakt und das Verständnis für die landwirtschaftliche Bevölkerung können sie einen wichtigen Beitrag zur Burnout-Prävention, aber auch zur fachgerechten Vermittlung für möglichst rasche Hilfe leisten.