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Betriebsführung

Die Geister, die ich nie rief

Die Digitalisierung ist eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung, die auch vermehrt auf die Landwirte zukommt. Eine Befragung von Agroscope zeigt: Digitale Technologien werden in der Schweizer Landwirtschaft häufig genutzt, wenn Landwirte einen konkreten Nutzen davon haben und der Entwicklung gegenüber positiv eingestellt sind.

Bereits weit verbreitet und von Landwirten breit akzeptiert: Der Melkroboter steigert nicht nur die Effizienz im Stall, die dazugehörige Software liefer...

Bereits weit verbreitet und von Landwirten breit akzeptiert: Der Melkroboter steigert nicht nur die Effizienz im Stall, die dazugehörige Software liefert auch nützliche Daten für das Herdenmanagement. 

(Bild: Lely)

Publiziert am

Neue technische Innovationen in der Landwirtschaft verändern die landwirtschaftlichen Praktiken. In den letzten Jahren hat sich die Digitalisierung in der Landwirtschaft zu einem vielversprechenden Megatrend entwickelt. Der Beruf des Landwirts wandelt sich deshalb immer schneller und verlangt immer häufiger nach neuen Kompetenzen. Diese rasante Entwicklung führt bei vielen Betroffenen aber auch oft zu Unsicherheiten und Skepsis. Denn es sind nicht unbedingt die Landwirte selbst, die einen Bedarf nach digitalen Technologien angemeldet haben.

Eine komplexe Entwicklung

Viele Technologien wie der Melkroboter sind schon vielfach in der Praxis anzutreffen. Begriffe wie «Landwirtschaft 4,0», «Smart farming», «Precision farming», «Farm Management Systeme» und verschiedene andere, haben häufig mit Vernetzung zu tun und mit Automatisierung. Doch längst ist die Digitalisierung kein reiner Trend mehr, sondern bereits breit etabliert. Die Entwicklung von Technologien, Analyseoptionen, Wissen sowie gesellschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen unterliegen grossen Veränderungen und Einflüssen. Das führt auch dazu, dass sich die Definition der Digitalisierung in der Landwirtschaft und das Verständnis der einzelnen Akteure dafür wandeln. Diese Entwicklung liefert neue Möglichkeiten und Erleichterungen, braucht häufig jedoch auch neue Kompetenzen. Das Berufsbild des Landwirts ist in einem Wandel begriffen, der Umgang mit digitaler Technik wird für viele zwangsläufig immer mehr zum festen Bestandteil ihrer täglichen Arbeit.

Was verstehen Berufskollegen darunter

Die Ergebnisse aus einer schriftlichen Befragung und einer Gruppendiskussion, aus dem Jahr 2019 durch Agroscope, zeigen, was Schweizer Landwirte unter der Digitalisierung in der Landwirtschaft verstehen und was sie damit in Verbindung bringen. Die Wahrnehmung der Landwirte geht über die Beziehungen zwischen Landwirtschaft und Technologien oder Software hinaus und zeigte ein Verständnis für die Komplexität des Themas. Neben der Erwähnung digitaler Technologien, verwendeter Software und digitaler Aufzeichnungen wurde am häufigsten das Thema «Kontrolle, Rückverfolgbarkeit und Verknüpfung» erwähnt.

Eine positive Einstellung erleichtert den Einstieg in digitale Technologien.

Welche Technologien genutzt werden

Unbekannt war bisher, wie Landwirte ihren Einsatz digitaler Technologien in ihrem Berufsalltag wahrnehmen. Auf die Frage, ob sie digitale Technologien verwenden, sagten 69 Prozent der Befragten «ja». Auf die Frage «Planen Sie, in Zukunft neue oder zusätzliche digitale Technologien zu erwerben?» antworteten 41 Prozent der Befragten ebenfalls positiv. Dabei wurden Technologien aufgeführt, die in drei verschiedene Gruppen unterteilt werden können: digitale Technologien und Software für den allgemeinen Gebrauch, digitalisierte landwirtschaftliche Maschinen und landwirtschaftliche Software.

Die meisten der Befragten sehen in einigen Technologien einen konkreten Zweck, wobei zwischen allgemeiner und betrieblicher Technologie und deren Verwendung klar unterschieden wurde. Die Wahrnehmung der Digitalisierung durch die Landwirte ist sehr unterschiedlich. Auf der einen Seite wird schon die Nutzung eines Mobiltelefons darunter verstanden, auf der anderen Seite eher komplexere Anwendungen wie Melk- und Fütterungsroboter oder Software wie Agrotwin. Das zeigt auch, dass sich die Digitalisierung in der Landwirtschaft langsam und Schritt für Schritt in die eigene Betriebsarbeit integriert. Rund 50 Prozent der Landwirte stehen der Digitalisierung positiv gegenüber. Technikaffinität fördert hierbei eine positive Einstellung. Diese ist verbunden mit einer häufigeren Nutzung digitaler Technologien (siehe Grafik).

Einstellung zur Digitalisierung

Rund 50 Prozent haben eine positive Einstellung zur Digitalisierung. Diese bejahende Einstellung war in der Befragung verbunden mit einer häufigeren Nutzung digitaler Technologien.

Skepsis bleibt weiterhin bestehen

Die befragten Landwirte haben minimal mehr Gründe gegen, als für die Nutzung gefunden (siehe Tabelle). Neben den objektiven Gründen spielen auch Einstellung und Haltung eine Rolle. Auch hier wird sichtbar, dass es sich lohnen kann für den eigenen Betrieb die Passung einzelner Technologien zu prüfen und die Vor- und Nachteile individuell zu betrachten. Für die eher technikbegeisterten Landwirte scheint der Einstieg leichter und naheliegender. Für andere mag das Argument stimmen, dass die Digitalisierung in der Landwirtschaft gar nicht von ihnen gewünscht oder benötigt wurde.

Aufzuhalten ist diese Entwicklung nicht, sie hat sicher Risiken, kann aber auch einen grossen Nutzen bringen. Sich selbstbestimmt dem Thema Digitalisierung in der Landwirtschaft zu nähern, kann den eigenen Handlungsspielraum vergrössern. 

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