Schweizer Landwirtinnen und Landwirte stehen vor immer grösseren Herausforderungen. Wer sein Einkommen auch künftig mit dem eigenen Betrieb erzielen möchte, braucht Fähigkeiten, für die eine landwirtschaftliche Grundausbildung oft nicht mehr ausreicht. Landwirte sind heute Unternehmer, Kommunikatoren und Verkaufsprofis in einem und müssen mit der Entwicklung Schritt halten.
Weiterbildung als berufliche Sicherheit
Zu dieser Erkenntnis ist auch Josua Neuhaus (30) gelangt. Seit Sommer 2017 drückt er zwei- bis dreimal die Woche die Schulbank am Berufsund Weiterbildungszentrum Buchs (BZB) Rheinhof in Salez im St.Galler Rheintal oder im Arenenberg, Kanton Thurgau. Daneben arbeitet er Teilzeit auf dem Milchwirtschaftsbetrieb seines Onkels in Opfershofen (TG) bei Weinfelden, den er Anfang 2021 mit seiner Partnerin übernehmen wird: «Da unser Betrieb mitten im Dorf liegt, machen wir uns oft Gedanken über die Direktvermarktung», sagt er und weiss, dass dies nicht ohne direkte Kommunikation im Kundenkontakt und nicht ohne Marketing funktioniert. Neben dem erweiterten Fachwissen, das ihm die Betriebsführung unmittelbar erleichtern wird, standen aber noch weitere Überlegungen hinter dem Entscheid, erneut Zeit in die Weiterbildung zu stecken: «Mit dem Abschluss als Agrotechniker will ich mich auch beruflich absichern, um nötigenfalls ein zweites Standbein aufzubauen», sagt er. Eine Möglichkeit wäre für ihn, eine pädagogische Weiterbildung anzuhängen, um als Teilzeit-Lehrkraft an einer Landwirtschaftsschule sein Wissen weiterzugeben.
Ähnliche Gründe bewegten auch Roger Hämmerli (33) zu einer HF-Weiterbildung in Salez. Er arbeitet seit zwölf Jahren Vollzeit auf dem elterlichen Zuchtschwein- und Milchwirtschaftsbetrieb in Oberbüren (SG) und hat diesen vor sechs Jahren übernommen. Nach seiner Grundausbildung zum Landwirt hat er zuerst den «Meister» gemacht. «Für mich war es naheliegend, auch noch die HF-Ausbildung zum Agrotechniker anzuhängen, da ich bereits einen grossen Teil der Ausbildung im Rahmen der Betriebsleiterschule 2 abgeschlossen habe», sagt er. «Die Weiterbildung hat mich vor allem als Betriebsleiter weitergebracht». Für Hämmerli ist es aber auch wichtig, sich breit zu vernetzen, weshalb er künftig eine zusätzliche Aufgabe ausserhalb des Betriebs übernehmen will. «Es ist immer gut, auch etwas in der Hinterhand zu haben», sagt er im Hinblick auf die Herausforderungen, welche auf die Schweizer Landwirtschaft zukommen.
Gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt
Tatsächlich sind für Agrokaufleute oder Agrotechniker die beruflichen Möglichkeiten nach erfolgreichem Abschluss breit. Der Grund liegt nicht zuletzt darin, dass HF-Absolventinnen und -Absolventen Menschen sind, die ihresgleichen praxisnah begegnen. «HF-Absolventinnen und -Absolventen sind in der Regel gelernte Landwirte und verfügen über die nötige Basis in der Branche», sagt Robert Wirz, Leiter Human Resources fenaco Ostschweiz. Kombiniert mit dem betriebswirtschaftlichen oder produktionstechnischen Wissen aus ihrer Weiterbildung gäbe es in den Bereichen Agrar, Energie, Handel oder Finanzen viele Optionen. «Speziell in den Bereichen Pflanzenbau und in der Tierhaltung
sind gerne auch Teilzeitmitarbeitende gefragt, die parallel in der Landwirtschaft tätig sind», sagt Wirz weiter. «In dieser Kombination ist der erwünschte Praxisbezug immer gewährleistet». Ausgerichtet auf Absolventinnen und Absolventen einer HF sei aber auch das Führungstrainee-Programm der fenaco-LANDI Gruppe. Es bietet jungen Talenten die Chance, die Welt der fenaco und der LANDI fundiert kennen zu lernen und sich als zukünftige Führungskraft zu qualifizieren.
Berufsbegleitend oder Vollzeit
Die berufsbegleitende, dreijährige Ausbildung, macht vor allem für Landwirtinnen und Landwirte Sinn, die bereits einen Betrieb leiten oder dereinst übernehmen. Für Landwirtinnen und Landwirte ohne Aussichten auf einen eigenen Betrieb ist eine zweijährige Vollzeitausbildung oft sinnvoller. Ihnen bietet die Weiterbildung zum Agrartechniker oder Agrarkaufmann eine realistische Perspektive im Agrarsektor langfristig Fuss zu fassen.
Eliane Berner (24) gehört zu dieser Gruppe. Die Engelbergerin (OW) hat sich als Quereinsteigerin auf dem zweiten Bildungsweg am Strickhof in Lindau (ZH) zur Landwirtin ausbilden lassen. «Für mich war nach dem Abschluss klar, dass ich im landwirtschaftlichen Bereich bleiben möchte», sagt sie. Ihre Weiterbildung finanziert die amtierende Braunviehkönigin aus ihrem Ersparten und verschiedenen Nebenjobs. «Wohin es mich in zwei Jahren ziehen wird, weiss ich noch nicht», sagt sie. Ob Vollzeit oder berufsbegleitend: Wer den Agrotechniker oder Agrokaufmann HF in der Tasche hat, dem stehen nicht nur beruflich viele Türen offen. Durch das hinzugewonnene Wissen in den Bereichen Unternehmensführung, Marketing und Kommunikation hilft die Weiterbildung aufgeschlossenen Landwirtinnen und Landwirten, den eigenen Betrieb klar zu positionieren und mit Perspektive erfolgreich in eine herausfordernde Zukunft zu führen.
Standort |
Feusi Bildungszentrum |
Institut Agricole |
Inforama Rütti |
Strickhof |
LBBZ Schluechthof |
BZB Rheinhof |
Ausbildung |
Agrokaufmann HF |
Agrotechniker HF |
Agrotechniker HF |
Agrotechniker HF |
Agrotechniker HF |
Agrotechniker HF |
Spezifität |
Berufsbegleitend |
Berufsbegleitend (französisch) |
Berufsbegleitend |
Vollzeit |
Vollzeit oder berufsbegleitend als Weiterbildung nach der Meisterprüfung |
Berufsbegleitend (beginnt zweijährlich) |
Dauer |
3 Jahre |
3 Jahre |
3 Jahre |
2 Jahre |
Vollzeit: 2 Jahre |
3 Jahre |
Ca. Kosten für ganze Ausbildung inkl. Schulmaterial, Exkursionen, Studienreise; exkl. Verpflegung |
Fr. 20 160.– |
Fr. 5730.– |
Fr. 11 500.–
|
Fr. 13 570.– Internat (Vollpension): |
Fr. 13 600.– Internat (Halbpension): Fr. 3820.– |
16 000.– |
Anmeldeschluss |
30.6.2020 |
30.4.2020 |
30.4.2020 |
15.8.2020 |
30.4.2020 |
15.5.2021 |
Kursbeginn |
15.8.2020 |
24.8.2020 |
11.8.2020 |
19.10.2020 |
17.8.2020 |
Aug 2021 |
Kontakt |
Patrick Kipfer |
Laurent Monney |
Ruth Kipfer |
Gerd Mayer |
Franz Müller |
Koni Höhener |