Alle Agrotechniker-Absolventen, die im Sommer 2018 bei uns abgeschlossen haben, fanden binnen kurzer Zeit eine interessante Anstellung innerhalb der Agrarbranche», sagt Gerd Mayer vom Strickhof. Mayer ist beim Strickhof für die Ausbildung der Agrotechniker und Agrokaufleute zuständig und weiss aus Erfahrung,dass Agrotechniker und Agrokaufleute gesuchte Fachspezialisten innerhalb der Agrarbranche sind. «Einige Schüler kamen schon aus dem Praktikum zurück und hatten bereits unterschriebene Arbeitsverträge in der Tasche», erzählt Mayer nicht ohne Stolz.
Martin Schmid, Vorsitzender der Geschäftsleitung der LANDI Seeland«Wir suchen jeweils Mitarbeiter, die auf Augenhöhe mit Landwirten kommunizieren können.»
Das bestätigt auch Martin Schmid, Vorsitzender der Geschäftsleitung der LANDI Seeland und Leiter Agrar. Die LANDI Seeland bildet laufend Praktikanten und
berufsbegleitende HF-Schüler aus und bietet dadurch jungen Menschen einen spannenden Einblick in die Landwirtschaft. «Oft können wir den Absolventen nach ihrem Einsatz bei uns eine nahtlose Anstellung anbieten», sagt Schmid und fügt an, dass Mitarbeiter mit einer landwirtschaftlichen Grundausbildung und guten Kenntnissen in Wirtschaft und Handel sowie dem Wissen rund um die Agrarmärkte im Agrobereich der LANDI gefragt seien. «Wir suchen jeweils Mitarbeiter, die auf Augenhöhe mit den Landwirten kommunizieren können», fasst es Schmid zusammen. Agrotechniker und Agrokaufleute bringen genau das und mehr als Rüstzeug mit.
Agrotechniker, Agrokaufmann?
Die Ausbildungen zum Agrokaufmann/frau HF und zum Agrotechniker HF richten sich an Personen mit einer abgeschlossenen Grundausbildung in einem landwirtschaftlichen oder landwirtschaftsverwandten Beruf. Oft wird auch mindestens ein Jahrlandwirtschaftliche Praxis verlangt. Die beiden Ausbildungen sind im Kern sehr ähnlich, der grosse Unterschied liegt in der Ausrichtung. Während die Agrokaufleute sich eher wirtschaftlichenFragen widmen, geht es bei den Agrotechnikern mehr um produktionstechnische Aspekte in der Tierhaltung und im Pflanzenbau. Deshalb findet die berufliche Zukunft der Agrokaufleute auch eher im Gross- und Detailhandel (Wareneinkauf und -verkauf) sowie im Buch-haltungs- oder Treuhandwesen statt. Die Agrotechniker sind später dagegen oft als Berater oder Verkaufsleiter im Bereich Tierhaltung, Pflanzenbau oder Landtechnikanzutreffen.
Christian Schönbächler, ehemaliger Absolvent Agrotechniker HF«Die breite Ausbildung hat mich sehr stark auf mein heutiges Berufsleben vorbereitet.»
Beide Ausbildungen bringen Fachleute hervor, die danach anspruchsvolle Fach- und Führungsaufgaben in der Agrarwirtschaft übernehmen. Geschult wird während der Ausbildung dabei nicht nur das Fachwissen, sondern auch die Persönlichkeit. «Ganz zentral ist in unserer Ausbildung die Persönlichkeitsbildung. Grossen Wert legen wir insbesondere auf die Präsentationstechnik und die Kommunikation im Allgemeinen», sagt Gerd Mayer vom Strickhof.
«Ein Rucksack an Grund wissen»
Für Christian Schönbächler hat sich die Ausbildung zum Agrotechniker auf alle Fälle gelohnt. Als 22-Jähriger hat er damals das Vollzeitstudium am Strickhof begonnen und schloss 2010 ab. Inder Zwischenzeit hat er sein eigenes Unternehmen, die BRS Hoftech,mit drei Partnern gegründet, arbeitet auf seinem eigenen Hof und ist auch noch im Verwaltungsrat der Barto AG. «Ich war sehr jung,als ich die Ausbildung abschloss und habe bei der Gründung der BRS Hoftech erst wirklich gemerkt, was für ein voller Rucksack an Grundwissen mir auf den Weg mitgegeben wurde. Rückblickend hat mich die breite Ausbildung zum Agrotechniker sehr stark auf mein heutiges Berufsleben vorbereitet», erzählt Schönbächler.
Weiterbildungsmöglichkeiten
Agrokaufleuten und Agrotechnikern stehen viele Weiterbildungsmöglichkeiten offen und die Chancen auf verantwortungsvolle Kaderjobs sind sehr hoch. Wer sich beispielsweise in der Zahlenwelt wohlfühlt, kann sich zum Buchhalter oder Controller mit eidgenössischem Fachausweis spezialisieren. Agrokaufleute HF können die Passarelle mit Fach-hochschul-Upgrade (Bachelor of Business Administration) in Richtung Wirtschaft mit Kaderfunktionen besuchen. Auch die CAS-Lehrgänge Business Communication, Project Management &Re-Engineering, International Management, Umweltmanagement und Eco Economics oder Agrarrecht bieten attraktive Weiterbildungsmöglichkeiten und stehen den HF-Absolventen nach Dossierprüfung zur Auswahl.
Ausbildung im Wandel
HF-Ausbildungskurse sollen künftig gar aufgewertet werden und sich stärker am Arbeitsmarkt orientieren und so dem Fachkräftemangel entgegentreten. Das Staatssekretariat für Bildung,Forschung und Innovation (SBFI) hat bereits Empfehlungen für die Überarbeitung der Rahmenstudienpläne für diese Kurse ausgesprochen.Die OdA AgriAliForm und die fenaco Genossenschaft haben sich miteiner gemeinsamen Projektgruppe der Weiterentwicklung der beiden HF-Ausbildungen angenommen. Dank einer Umfrage unter Arbeitgebern und Absolventen weiss man nun genauer, was von den beiden HF-Ausbildungen zum Agrokaufmann/frau oder Agrotechniker auch in Zukunft gefordert wird. So sollen gemäss Projektleiterin CrystelMira neben vielen kleinen Erneuerungen zum Beispiel die Nutzung von Informationstechnologien gestärkt oder die Entwicklung persönlicher und sozialer Kompetenzen vermehrt berücksichtigt werden. Die angepassten Ausbildungen werden voraussichtlich 2021 beginnen. «Wichtig für die Ausbildungen zum Agrokaufmann und Agrotechniker ist die Nähe zur Praxis», sagt Mira, «das wird sich auch in Zukunft nicht ändern». Dies ist auch relevant für den ehemaligen Absolventen Schönbächler: «Die Ausbildung zum Agrotechniker ist sehr praxisorientiert und eben nicht theoretisch. Das ist ein grosser Vorteil.»