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Betriebsführung

Mehr Output mit weniger Input

Der Verein AgroCO2ncept erprobt in der Praxis Massnahmen, um klimaschonender zu produzieren. Der Verein möchte sich so aktiv in der Politik einsetzen und die Rahmenbedingungen mitbestimmen.

Toni Meier

Toni Meier führt in einer Betriebsgemeinschaft einen Betrieb mit 39 ha im Flaachtal (ZH).

(Gabriela Küng)

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Aktualisiert am

Leiterin Kommunikation, mooh Genossenschaft

Aktiv in der Politik mitreden – das war und ist eines der Ziele des Vereins AgroCO2ncept. 2010 trommelte Toni Meier, Landwirt und heute Präsident des Vereins, innovative Bauern aus dem zürcherischen Flaachtal zusammen, um das erste Mal über seine Vision zu sprechen. Er wollte mit angepasster Bewirtschaftung CO2 im Boden speichern und ursprünglich in den Handel mit Emissions-Zertifikaten einsteigen. «Leider mussten wir aber feststellen, dass landwirtschaftlich genutzte Fläche vom Zertifikathandel ausgeschlossen ist», erzählt Meier. Es fehle der wissenschaftliche Nachweis, dass Boden über 100 Jahre CO2 speichert. Zusätzlich sank der Zertifikatspreis drastisch, was die ursprüngliche Idee uninteressant machte.

Trotzdem liegt Meier und den interessierten Landwirten das Klima am Herzen, denn schliesslich gibt es diverse Möglichkeiten, wie in der Landwirtschaft klimaschonend produziert werden kann. «Das heisst aber auf keinen Fall, weniger zu produzieren. Unser Ziel ist, die produzierte Energie mit weniger Energie- Input zu steigern oder mindestens zu halten», erläutert Meier. Beratungsbüros hatten in einer ersten Phase mittels Literaturstudien Massnahmen ausgearbeitet. Diese wurden dann in einem zweiten Schritt von den teilnehmenden Landwirten beurteilt: Welche Massnahmen wären machbar, welche würden sie selbst und welche würden ihre Nachbarn umsetzen? Daraus entstanden 39 Massnahmen (siehe Kasten) auf damals elf Betrieben.

Untersaaten

Meier beispielsweise setzt auf Untersaaten auf seinem Betrieb. Damit wird die Bodenfruchtbarkeit verbessert und durch die Verwesung der Untersaat der Boden mit Nährstoffen versorgt. Damit kann Dünger eingespart und Humus aufgebaut werden: Es wird CO2 in den ersten 8 cm des Bodens gespeichert und die Klimabilanz verbessert sich. Meier bewirtschaftet sein Land mit Mulchsaat, somit wird der Boden nicht mehr gewendet, sondern in den oberen 8 cm konserviert. So steigt gemäss Literatur der Humusgehalt in fünf Jahren um zehn Prozent und pro Hektar werden rund 13 t CO2 gespeichert. Die verringerte Bodenbearbeitung ist eine der Massnahmen, welche im Rahmen des Ressourcenprogramms des Bundesamtes für Landwirtschaft unterstützt wird. «Für elf Einzelmassnahmen erhalten wir finanzielle sowie fachliche Unterstützung», erzählt der 59-jährige Landwirt.

Diese elf Massnahmen werden mit wissenschaftlicher Forschung begleitet. Es soll herausgefunden werden, welche Massnahmen am meisten zur Klimaschonung beitragen, auch im Hinblick auf eine zukünftige Agrarpolitik. «Das Projekt starteten wir unter anderem, damit Massnahmen, die gefördert werden, in der Praxis erprobt sind – wir wollen aktiv mitreden in der Politik», erläutert Meier.

Einzelne Massnahmen (nicht abschliessend)

  • Gülle statt mit Breitverteilern mit Schleppschläuchen, Feststoffdünger mit Präzisionsstreuern zielgerichteter ausbringen verringert z. B. die Auswaschung und Verflüchtigung von Stickstoff um rund 30 Prozent.
  • Pfluglose Bodenbearbeitung mit Direktsaatverfahren Boden wird konserviert, Humusgehalt wächst: Bei zehn Prozent Wachstum in fünf Jahren werden pro Hektar rund 13 t CO2 gespeichert.
  • Saubere und trockene Flächen im Stall und gutes Stallklima, um sauerstoffarme Bodenzonen zu vermeiden Starke Reduktion der Denitrifikationsprozesse und damit Lachgas, das 298 x klimawirksamer ist als CO2.
  • Bäume an geeigneten Standorten auf der Nutzfläche pflanzen Erosionsgefahr verringern und CO2 speichern: Mit dem Wachstum der Bäume wird CO2 für 40 – 60 Jahre gespeichert (bis zu 100 kg CO2 pro Baum und Jahr). Wird es anschliessend als Brennholz genutzt, substituiert es fossile Brennstoffe.

Formel 20/20/20

Die drei Hauptanliegen des Vereins AgroCO2ncept können in der Formel 20/20/20 vereint werden:

Minus 20 Prozent CO2-Emissionen durch Ressourceneinsparung, Kohlenstoffspeicherung und Produktion erneuerbarer Energie in einer klimaschonenden Landwirtschaft.
Minus 20 Prozent Ausgaben durch Kostenreduktionen, Synergien und Effizienzsteigerungen auf der Produktionsseite.
Plus 20 Prozent mehr Wertschöpfung durch den Wissenserwerb und Wissenstransfer, den Verkauf klimaschonender Produkte, den Zertifikathandel sowie den Imagegewinn für die Beteiligten und die Region.

Das Projekt dauert bis 2022.

Gesamtheitliche Betrachtung

Für Meier ist wichtig, dass der gesamte Betrieb angeschaut werde. Es habe sich gezeigt, dass die Ergebnisse bei der Analyse von zwei fast identischen Betrieben total unterschiedlich ausfallen können. «Ein kleiner Arbeitsschritt auf einem Betrieb, welcher für den Betriebsleiter logisch ist und schon immer so gemacht wurde, kann grosse Klimaauswirkungen haben. In unserem Verein haben wir ein 6-Augen-Prinzip: Berater, Bilanzierer (Anmerkung der Redaktion: Die Person, welche die Berechnung der Klimabilanz durchführt) und den Betriebsleiter», erläutert Meier. Die Betriebsblindheit werde so umgangen und der Betrieb werde von mehreren Personen detailliert analysiert. «Das kann grosse Auswirkungen haben. Aber am Ende ist wichtig, dass der Entscheid, was gemacht oder geändert wird, beim Betriebsleiter liegt. Er ist derjenige, der den Betrieb strategisch ausrichtet», so Meier.

Keine Produktionsminimierung

Der Verein AgroCO2ncept ist klar gegen eine Minderung der Produktion. Denn klimaschonend produzieren heisst nicht, weniger zu produzieren. Ein Betrieb mit Mutterkuhhaltung aus dem Verein könnte 20 Prozent Treibhausgase einsparen. Dies, indem er neu mehr Kraftfutter einsetzt, damit eine Mutterkuh genügend Milch für drei Kälber bereitstellen kann. So kann mit etwas mehr Ener-gie-Input ein noch grösserer Energie-Output erreicht werden. Zusätzlich werden für sechs Kälber nur zwei anstatt drei Mutterkühe eingesetzt. Folglich wird der Methan-Austoss einer Mutterkuh eingespart.

Betrieb Meier

2010 stellte Toni Meier auf biologische Produktion um. Die Gründe waren vielfältig: gute Wertschöpfung, Wirtschaftlichkeit, Humusaufbau und daraus folgend eine bessere Bodenqualität.

Meier bewirtschaftet in einer Betriebsgemeinschaft 39 ha. Auf 31 ha betreibt er Ackerbau mit den Kulturen Weizen, Gerste/Erbse, Sonnenblumen, Mais und Kunstwiese (6 ha). Die restlichen 8 ha sind ökologische Ausgleichsflächen. Fast die gesamte ökologische Ausgleichsfläche ist vernetzt.

Sein Betrieb ist arrondiert und die Äcker sind rechteckig – er hat freiwillig 2 ha als ökologische Aufwertung in die Melioration eingebracht. «Durch die Abgabe der Fläche sind unsere Äcker rechteckig. Wir berechneten die Maschinenkosten und die Kosten der Arbeitszeit, die für das Bearbeiten der unförmigen Flächen benötigt wird.

Auf 20 Jahre berechnet ist es für uns wirtschaftlicher, die Randfläche als ökologische Ausgleichsfläche zu nutzen», erläutert Meier. Auch setzt Meier auf ein gutes Image. Mit ökologischen Elementen wie Bäumen oder Hecken wird die Landschaft aufgewertet und man erhält einen schöneren Anblick für die Bevölkerung. Besucher des Irchels beispielsweise blicken auf eine interessante Gegend – ein perfekter Ort, um der Schweizer Landwirtschaft ein positives und nachhaltiges Image zu verschaffen. 

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