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Betriebsführung

Klimaschutz im Praxistest

Um die Machbarkeit des praktischen Klimaschutzes aufzuzeigen, hat eine Gruppe Landwirte aus dem Zürcher Weinland das Ressourcenprojekt Agroconcept ins Leben gerufen. Nach sechsjähriger Laufzeit zeigen die Abschlussresultate, wie sich verschiedene Massnahmen in der Praxis ausgewirkt haben.

Das Wetter spielt in Sachen Klimaschutz eine tragende Rolle. Der optimale Schnitt zeitpunkt wirkt sich direkt auf die Qualität der Silage aus und beeinf...

Das Wetter spielt in Sachen Klimaschutz eine tragende Rolle. Der optimale Schnitt zeitpunkt wirkt sich direkt auf die Qualität der Silage aus und beeinflusst die Menge Kraftfutter, die später der Ration bei gemischt werden muss.

(Bild: Pöttinger)

Publiziert am

Strickhof

Bereichsleiter Pflanzenbau, Strickhof

Die Landwirtschaft wird gemäss der Forschungsanstalt Agroscope für rund zwölf Prozent der Emissionen an Treibhausgasen (THG) in der Schweiz verantwortlich gemacht. Um die Machbarkeit des praktischen Klimaschutzes in der Landwirtschaft aufzuzeigen, hat eine Gruppe von 24 Landwirten aus dem Zürcher Weinland sich zum Ziel gesetzt, auf ihren Betrieben 20 Prozent CO 2 einzusparen. In diesem Klimaprojekt wurden verschiedene Massnahmen umgesetzt, mit denen das Produktionsniveau beibehalten werden soll. Der Schlussbericht lieferte viele wichtige Erkenntnisse über Möglichkeiten und Grenzen der Ressourceneffizienz auf einem Landwirtschaftsbetrieb.

Klimabilanz in der Projektregion

Während der Projektdauer von 2015 bis 2021 konnte in der Projektregion eine Reduktion von 314 t CO 2 -Äquivalenten (THG) pro Jahr erreicht werden, was absolut gesehen einem Minus von fünf Prozent entspricht. Die THG-Einsparung variierte auf den einzelnen Betrieben von –46 Prozent bis +45 Prozent gegenüber 2015.

Als grosse Herausforderung hat sich die Anpassung der Betriebe und deren THG-Emissionen an die klimatischen Extreme herausgestellt. 2018 war wie 2022 sehr trocken und erforderte unterwartete Zukäufe von Futtermitteln auf einigen Tierhaltungsbetrieben. 2021 war wiederum sehr nass, was die Ackerbauerträge, aber auch die Futterqualität negativ beeinflusste. Futterzukäufe verschlechtern dann die Klimabilanz der betroffenen Betriebe. Einzelne Jahre sollten damit nicht zu stark gewichtet werden für die Interpretation von klimarelevanten Emissionen.

Einzelbetrieblich grosse Wirkung

Schliesslich vermochten 13 Betriebe ihre Emissionen zu reduzieren, davon 5 um über 10 Prozent und zwei um über 20 Prozent. Bei der THG-Effizienz pro Produktionseinheit wurden in den einzelnen Produktionszweigen noch bessere Resultate erzielt. Im Ackerbau konnten 8 von 17 Betrieben ihre Effizienz verbessern, 7 davon um über 20 Prozent. In der Milchproduktion verbesserten gar 9 von 10 Betrieben ihre THG-Effizienz von 1 bis 16 Prozent und auch 5 von 6 Mastbetrieben erreichten 5 bis 11 Prozent Effizienzsteigerung (siehe Grafik).

Effiziente Fütterung hat Potenzial

Aus einzelbetrieblichen Bilanzen konnte festgestellt werden, dass die Fütterungsplanung mit einem zielgerichteten und effizienten Kraftfuttereinsatz die zentrale Erfolgsmassnahme in der Reduktion der THG-Emissionen in der Tierhaltung war. So steigerte ein Betrieb mit gleichem Kraftfutteraufwand die Milchleistung deutlich. Ein anderer reduzierte den Kraftfuttereinsatz bei gleichbleibender Milchleistung.

Bis sich das Herdenmanagement in den Klimabilanzen widerspiegelt, ist mit einer längeren Umsetzungsdauer als der Projektlaufzeit zu rechnen. Trotzdem besteht hier aber je nach Betrieb grosses Potenzial, da mit einer längeren Nutzungsdauer die unproduktive Aufzuchtphase auf mehr Output verteilt werden kann.

Kohlenstoffspeicherung im Boden

Eine permanente Bodenbedeckung (Zwischenfruchtanbau), eine gute Bewirtschaftung von Ernterückständen und ein besseres Bodenbearbeitungsmanagement erhöhen die Kohlenstoffspeicherung im Boden. Diese nicht ganz unerwartete Erkenntnis konnte durch die Begleitforschung im Projekt Agroconcept bestätigt werden.

Bis sich allerdings beständige Ergebnisse zeigen, müssen die Massnahmen mehrere Jahre durchgeführt werden. Mit den neu eingeführten Produktionssystembeiträgen und der mehrjährigen Verpflichtung für angemessene Bodenbedeckung und schonende beziehungsweise reduzierte Bodenbearbeitung verfolgt die Agrarpolitik bereits ab 2023 dieses Ziel.

Eine parzellenspezifische Düngung ist ein erster Schritt in Richtung optimale N-Versorgung.

Die im Projekt eingesetzte Pflanzenkohle von rund einer Tonne pro Hektare führte nicht auf allen Betrieben zu nachweisbaren Zunahmen im organischen Kohlenstoffvorrat des Bodens. Eine gesicherte, messbare Zunahme an organischem Kohlenstoff würde bei ansonsten konstantem Bodenvorrat standortabhängig nach rund 7 bis 14 Jahren regelmässigem Einsatz erwartet. Eine abschliessende Beprobung wurde 2022 gemacht und befindet sich noch in der Auswertung.

Stickstoffverluste reduzieren

Die optimale Stickstoffversorgung der Ackerkulturen zu erreichen, ohne gleichzeitig Verluste und Überschüsse zu riskieren, ist kompliziert. An 40 Prozent der Messstellen hat die Begleitforschung erhöhte Nitratwerte und umgerechnet ein Stickstoff-Einsparpotenzial von 0 bis 2,5 t N pro Betrieb festgestellt. Werden diese Verluste mit vorausschauenden Massnahmen stark reduziert, können ohne Ertragsverlust grosse Effekte bei der THG-Emission erzielt werden. Eine teilflächen- oder zumindest parzellenspezifische Düngungsplanung ist ein erster, verhältnismässig einfacher Schritt in diese Richtung.

Die effektivsten Massnahmen zu einem effizienten Stickstoffmanagement werden in einem separaten Ressourcenprojekt «N-Effizienz» unter der Trägerschaft des Zürcher Bauernverbands und des Kantons Zürich unter die Lupe genommen. Das Projekt mit 19 Pilotbetrieben läuft noch bis Ende 2023.

«Die Landwirtschaft muss die Zügel selbst in die Hand nehmen»

UFA-Revue: Die Landwirtschaft steht als Klimasünder da. Hat Sie das schlechte Gewissen ins Projekt getrieben?

Urs Wegmann: Klar spüren wir den öffentlichen Druck. Für mich war das Projekt eine Gelegenheit, Verantwortung für meinen Berufsstand zu übernehmen und einen Wissensvorsprung zu erlangen. Anstatt zu warten, bis wir in Zugzwang kommen, muss die Landwirtschaft die Zügel selbst in die Hand nehmen. Aber Klimaschutz heisst auch, unnötige Verluste zu vermeiden. Damit erhöht sich auch die Wertschöpfung meines Betriebs.

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Urs Wegmann ist Teilnehmer des Klimaprojekts Agroconcept im Zürcher Weinland.  Mit diversen Massnahmen verbesserte er die Treibhausgaseffizienz seines Betriebs um 22 Prozent. 

(Bild: zvg)

Und hat es sich bezahlt gemacht?

Sechs Jahre sind zu kurz, um es in Franken und Rappen auszudrücken. Das Projekt hat mich motiviert, alle Bereiche meines Betriebs genau unter die Lupe zu nehmen und mögliche Massnahmen auf ihre Praxistauglichkeit zu überprüfen. Wir haben zum Beispiel gesehen, dass das Wetter einen viel grösseren Effekt hat auf die Klimawirkung als das, was in unserer Macht steht. Und trotzdem hat man noch einige Hebel in der Hand.

Und welche Hebel soll man als Landwirtin oder Landwirt nun betätigen?

Das kommt stark auf den Betrieb an. Bei mir habe ich zum Beispiel festgestellt, dass die Milchleistung auch mit weniger Kraftfutter stabil blieb. Auch die parzellengenaue Düngeplanung brachte mich weiter. Wenn Ende Saison zwei Paletten Dünger übrig bleiben, dann ist das ein Erfolg. Ein Drittel weniger Dünger macht sich bei den heutigen Preisen bemerkbar und schont das Klima.

Bei insgesamt fünf Prozent CO 2 -Reduktion fragt man sich, ob sich der Aufwand lohnt.

Vieles geht auch ohne Investition oder Zusatzaufwand. Meine Tiere verwerten das Futter genauso gut, wenn ich meinen Traktor am Mischwagen fünf Minuten früher abstelle. Die Haltung «lieber etwas zu viel als zu wenig», das passt heute einfach nicht mehr in die Landwirtschaft.

Betriebsspiegel

  • Betrieb Fuchbüel, Hünikon (ZH)
  • Betrieb: 46 ha LN, Milch wirtschaft und Ackerbau
  • Tiere: 83 Kuhplätze, 20 Kälberplätze, Aufzucht extern
  • Kulturen: Zuckerrüben, Raps, Chicorée, Weizen, Sonnenblumen, Silomais
  • Produktion / Vermarktung: ca. 850 000 kg Käsereimilch (regional)
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