Auf etwas über 2000 m ü. M., auf Alpungshöhe, bewirtschaftet Dominik Menn seinen «Talbetrieb». Er ist einer von drei Landwirten in Juf, der höchstgelegenen und dabei ganzjährig bewohnten Siedlung in Europa, zuhinterst im Averstal in Graubünden. «Wenn wir mit dem Vieh nach draussen gehen, sind wir tatsächlich schier auf der Alp», schmunzelt der Landwirt. Über den Sommer alpen seine Mutterkühe zusammen mit Jungvieh aus dem Appenzell und Schwyz sogar noch weiter oben.
Bei der Heuernte pressierts
Der Sommer in Juf ist kurz – sehr kurz. Ungefähr von Ende Mai bis Mitte Oktober kann Dominik Menn seine Tiere weiden lassen. Er achtet dabei darauf, dass er die Sömmerungsweiden so früh wie möglich bestossen kann. Denn die Flächen rund um seinen Hof werden benötigt, um genug Futter für den langen Winter anzulegen.
Der Hof von Priska und Dominik Menn
- Betrieb: 55 Hektaren LN in der Bergzone IV – von knapp 2000 bis 2500 Meter über Meer
- Tiere: 40 bis 50 Mutterkühe mit Kälbern der Rasse Angus und Schottisches Hochlandrind
- Vermarktung: Rindfleisch für das Bio-Weide-Beef-Label der Migros und für die Direktvermarktung
Erst ab Mitte Juli kann der Landwirt mit der Heuernte beginnen. Diese ist je nach Wetter Ende August, spätestens aber Mitte September schon wieder vorbei. «Im Normalfall können wir ein Mal heuen, mehr als ein guter Schnitt liegt meist nicht drin», erklärt Dominik Menn. «Wenn wir im Herbst aussergewöhnlich gutes Wetter mit genug Niederschlägen haben und es dann schön warm bleibt, gibt es manchmal noch ein bisschen Emd – das passiert allerdings selten», meint er weiter. In diesem Jahr war es zwar warm genug dafür, im Herbst aber zu trocken. «Ansonsten hatten wir auf den Alpen und Wiesen ideales Wachstumswetter und konnten sehr gute Erträge einfahren», resümiert der Landwirt.
Abgeschiedenheit erfordert gute Planung
Das Heu kann dabei nur mit dem Motormäher gemäht werden und auch das Einbringen ist mit viel Handarbeit verbunden. «Insbesondere bei den steileren extensiven Hängen, die wir im Dreijahresrhythmus mähen, müssen wir das Heu vielfach noch irgendwo hinstossen, damit wir es überhaupt laden können», erläutert Menn. Im Notfall dürfe man aber auf die Hilfe der anderen Landwirte in Avers zählen, sollte das Wetter etwa schneller umschlagen oder eine Maschine streiken. Den Landmaschinenmechaniker erreiche man mit dem Traktor erst in rund eineinhalb Stunden, und auch der Tierarzt oder der Besamungsdienst seien nicht so schnell da, erzählt der Landwirt weiter.
Mehr Platz für Tiere und Futter
Nachdem die Mutterkühe von den Sömmerungsweiden zurückkehren, grasen sie rund um den Betrieb noch die Emdweiden ab, bevor sie im November eingestallt werden. Die lange Fütterungsdauer setzt allerdings viel Platz voraus, um genug Futter sowie Mist und Gülle über den enorm langen Winter lagern zu können.
Dominik Menn, Landwirt«Ich bin hier oben aufgewachsen und hier kann ich meiner Familie eine Grundlage bieten»
Platz, der im alten Stall mitten im Dorf nicht mehr gegeben war. Deshalb hat Dominik Menn vor zwei Jahren einen Neubau etwas ausserhalb von Juf realisiert. Angesichts der vielen Herausforderungen, welche die Bewirtschaftung eines Landwirtschaftsbetriebs auf dieser Höhe mitbringt, war das trotz staatlicher Beiträge und Kredite eine grosse Investition. «Ich bin hier oben aufgewachsen und hier kann ich meiner Familie eine Grundlage bieten», erklärt der Junglandwirt und ergänzt: «Ich könnte mir schlicht und einfach nicht vorstellen, irgendwo anders ‹z’buure›.»
Melioration vereinfachte die Planung
Dominik Menn hat bereits 2015 angefangen zu planen. Zuerst hätte er noch einen alternativen Standort verfolgt: «Nach Abklärungen stellte sich aber heraus, dass der Stall dort in einer Lawinengefahrenzone zu stehen gekommen wäre», erläutert er. Das hätte Auflagen für einen verstärkten Bau nach sich gezogen, was das Budget gesprengt hätte. Noch während der Planung wurde in Avers ein Meliorationsprojekt angestossen, was den Bau vereinfachte und die heutige Bewirtschaftung erleichtert. «Als wir wussten, wo der neue Stall gebaut werden sollte, konnten wir das entsprechend auch bei der Melioration eingeben und die Landzuteilung so mit dem Stallbau abgleichen», führt der Landwirt aus.
Tierwohl mit im Blick
Im Herbst 2019 wurde schliesslich mit dem Bau der Zufahrt und dem Fundament begonnen. Im Folgejahr, Mitte Juli, sei das Dach dann bereits oben gewesen und der Heukran installiert.
Nicht nur für das Futter ist jetzt mehr Platz, sondern auch für die Tiere: «Wir haben grosszügig gebaut, sodass wir beispielsweise verschiedene Gruppen machen können sowie Mutterkühe und Weidebeef, das ja bis zu zwei Jahre auf dem Hof bleibt, bei Bedarf trennen können, ohne dass es eine komplizierte Sache gibt», veranschaulicht der Jungbauer. Auch die Raumhöhe ist für einen Betrieb auf dieser Höhe speziell. «Es ist so einfach viel heller und die Luft ist besser – wir hatten noch nie Probleme mit feuchter und stickiger Luft», erklärt Dominik Menn. Mit dem Stall kamen auch grosse Erleichterungen für den Landwirt selbst: «Mit dem Heukran oder der Entmistung geht es heute schon viel einfacher», schmunzelt er.
Betriebe im Fokus
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