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Betriebsführung

Machen statt büffeln

Reinsitzen und konsumieren war einmal. Im zweiten Ausbildungsjahr an der HF Agrotechnik am Strickhof ist kompetenzorientierter Unterricht angesagt. Um mitzuerleben, wie Studierende Projekte leiten und umsetzen, hat die UFA-Revue einen Tag die Schulbank gedrückt, die es in der letzten Phase des Lehrgangs eigentlich gar nicht mehr gibt.

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Arbeitsrealität im Klassenzimmer. In der Vertiefungsphase Ende der Ausbildung Agrotechniker/in HF realisieren die Studierenden teamübergreifend zahlreiche Projekte und wenden dabei Gelerntes praxisnah an.

(Bild: Stefan Gantenbein)

Publiziert am

Redaktor UFA-Revue

Während andere noch ihre Unterlagen sortieren, zückt Lars Schefer sein Mobiltelefon. Er will den Unterrichtsbesuch der UFA-Revue nicht ungenutzt an sich vorbeiziehen lassen. Zwei Klicks später ist das landwirtschaftliche Fachmagazin Teil der Instagram-Community der HF Agrotechniker und umgekehrt. «Wenn wir für unsere Events Reichweite erreichen wollen, müssen wir ziemlich Gas geben», sagt der Schüler und richtet nun seine Aufmerksamkeit auf den Redner. Ein PR-Event ist das erste Traktandum an diesem Montagmorgen am Strickhof. Wortführer ist ein Klassenkamerad, der in seiner Rolle als Vorsitzender die Geschäftsleitungssitzung soeben eröffnet hat.

Lars Schefer

«Wir betreiben Marketing für die einzelnen Projekte»

Nach seiner landwirtschaftlichen Grundausbildung (EFZ) arbeitete Lars Schefer auf vier Milchviehbetrieben in Norddeutschland und danach als Betriebshelfer beim Maschinenring. Als Agrotechniker kann er sich vorstellen, in den technischen Dienst bei einer Futtermühle einzusteigen.

Praxisnaher Projektunterricht

Das Gremium bildet das Führungselement der Vertiefungsphase am Ende des zweiten Ausbildungsjahres. Während dieser Zeit realisieren die Absolventinnen und Absolventen ein praktisches Abschlussprojekt. Darin enthalten sind Vorbereitungen, die Einteilung der Mitschülerinnen und Mitschüler sowie die Planung bis zur Umsetzung. Neben praxisbezogenen Aufträgen in landwirtschaftlichen Fachbereichen realisieren die Schülerinnen und Schüler verschiedene grössere Events. Einer davon ist der PR-Event, dem die Klasse an der heutigen Sitzung eine erste Gestalt verleihen will.

Unterricht ohne Stundenplan

Die Veranstaltung soll der Bevölkerung die Schweizer Landwirtschaft näherbringen und von ihr ein positives Bild vermitteln. Projektleiter Basil Hess möchte vom Plenum wissen, womit sie dieses Ziel erreichen wollen. Erste Ideen werden in die Runde geworfen. Sie reichen von Kühemelken und Milchverteilen bis zur Präsentation von Verkaufsartikeln aus Schweizer Herkunft bei einem Grossverteiler.

Ein Dreiklang ertönt. Doch der Pausengong interessiert hier gerade niemanden. Der Projektunterricht kommt weitgehend ohne Stundenplan und fixe Lektionen aus. Ein Brainstorming soll die erste Ideenflut koordinieren. Hess möchte sich aber noch nicht festlegen. Vor allem will er das Ziel nicht aus den Augen verlieren: «Wir sind gezwungen, uns mit der Realität auseinanderzusetzen», sagt Hess. Da es sich um ein Publikumsevent handelt, würden auch noch Stimmen ausserhalb der Landwirtschaft eingeholt. Erst danach wird er ein erstes Konzept verfassen.

Basil Hess

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«Wir müssen uns mit der Realität auseinadersetzen»

Der gelernte Landwirt und Obstfachmann sammelte während eines Jahres in Neuseeland Berufserfahrung und will später den elterlichen Betrieb übernehmen. Für ihn ist es denkbar, zusätzlich in Teilzeit für eine Branchenorganisation oder für ein Unternehmen zu arbeiten.

Projektübergreifende Teamarbeit

Was in diesem Papier stehen wird, ist auch für Lars Schefer und sein Team von Bedeutung. Die drei sind verantwortlich für die Kommunikation aller Projekte, die Aktionen der HF, und sie haben dafür zu sorgen, dass die Events besucht werden. Ihre Werkzeuge sind die eigene Website und der Social-Media-Kanal des Lehrgangs. Bei seinem Team laufen alle Fäden zusammen: «Wir betreiben Marketing für die einzelnen Projekte», beschreibt der Student ihren Auftrag, den sie gemeinsam erfüllen müssen.

Niemand steht mit einem Projekt alleine da, und jedes Teammitglied hat wiederum selbst ein Projekt unter sich. «Die übergreifende Zusammenarbeit ist Teil des Konzepts des kompetenzorientierten Unterrichts», sagt Lehrgangsleiter Dany Schulthess. Die Vertiefungsphase sei jener Teil der Ausbildung, bei dem die Studierenden ihr erlangtes Fachwissen möglichst realitätsnah anwenden. Insgesamt 19 Projekte treiben die Studierenden während des letzten Semesters voran und tauschen sich je nach Bedarf innerhalb der Projektgruppe oder im Plenum aus. Schulthess hält sich im Hintergrund, wirft nur hie und da eine Frage ein. Dass nicht alles immer wie am Schnürchen läuft, ist gemäss dem HF-Leiter Programm: «Die Anzahl der Projekte ist absichtlich so hoch, damit die Schülerinnen und Schüler an ihre Grenzen kommen.»

Stress verlangt nach Struktur

Die nächsten Monate verlangen von den angehenden Agrotechnikern und Agrotechnikerinnen Flexibilität und Selbstdisziplin. Während alle in den Projekten eingespannt sind, müssen sie individuell ihre Semesterarbeit verfassen, eine Betriebsstudie durchführen und weiterhin Unterrichtsblöcke besuchen. Vom selbstständigen Arbeiten ist Nina Jung begeistert: «Es geschieht immer und überall gleichzeitig irgendetwas.» Als Aktuarin hält sie innerhalb des Projekts «25 Jahre Agrotechniker Strickhof» alle Entscheide und Termine fest. Zusätzlich muss sie eine Podiumsdiskussion zu einem selbstgewählten agrarpolitischen Thema auf die Beine stellen. In ihren verschiedenen Rollen sieht die Studentin eine gute Übung für den späteren Berufsalltag: «Ich kann mich in verschiedene Projekte einbringen und lerne den Umgang mit Stresssituationen», sagt sie. Das zwinge sie, strukturiert an die Sache zu gehen.

Nina Jung

«Ich lerne den Umgang mit Stresssituationen»

Nina Jung ist auf dem elterlichen Betrieb im Kanton Luzern aufgewachsen und packt dort auch heute noch an. Sie übernahm auch schon eine Saisonstelle auf der Alp. Jung hat eine Verkaufslehre bei der LANDI absolviert und sieht ihre Zukunft nach dem HF-Abschluss als Agrotechnikerin weiterhin in der LANDI-Welt.

Know-how von Fachkräften aus der Wirtschaft

Inzwischen sind die To-Do-Listen länger, und der Raum verwandelt sich dank dem Mobiliar auf Rollen in ein ganz normales Schulzimmer. Bis zur Mittagspause übernimmt eine Gastdozentin für Eventmarketing den Unterricht. «Wir bauen für unsere HF auf die Expertise von Fachkräften, welche die Schülerinnen und Schüler mit ihrer Erfahrung und Tools aus der Praxis voranbringen», sagt Lehrgangsleiter Schulthess.

Das Wissen aus der Praxis und die Checkliste Eventmanagement, die soeben ausgehändigt wurde, helfen den Schülerinnen und Schülern, ihre Aufgaben rasch abzuhaken. Wenn sich die Community der HF bis in einigen Wochen vervielfacht hat und ihre Events vom gewünschten Publikum gut besucht wurden, können sich die Lernenden jedoch nur für kurze Zeit zurücklehnen. Die Branche freut sich schon heute auf die jungen Macherinnen und Macher.

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