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Betriebsführung

Maschinen denken heute selbst

Ein Roboter, der jätet, düngt und Pflanzenschutzmittel ausbringt, ist die Vision des Start-up-Unternehmens Ecorobotix mit Sitz in Yverdon im Kanton Waadt. Bereits auf dem Markt ist die gezogene Feldspritze ARA. Sie ist der technologische Zwischenschritt und reduziert dank Sensorik und künstlicher Intelligenz den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um bis zu 95 Prozent.

Die intelligente Feldspritze ARA wird wie herkömmliche Anbaugeräte über die Dreipunkthydraulik am Traktor montiert und anschliessend übers Tablet mit we...

Die intelligente Feldspritze ARA wird wie herkömmliche Anbaugeräte über die Dreipunkthydraulik am Traktor montiert und anschliessend übers Tablet mit wenigen Klicks bedient.

(Bild: Ecorobotix)

Publiziert am

Redaktorin, Landwirtschaftlicher Informationsdienst LID

Der Ingenieur Steve Tanner verbrachte in seiner Jungend viele Nachmittage auf den Rübenfeldern seines Vaters und entfernte dort das Unkraut mit der Handhacke. Jahre später sollte diese Erfahrung zu einem Moment der Erleuchtung führen: «Angesichts der zunehmenden Belastung der Umwelt, fragte ich mich, wie ich die Technik für die Landwirtschaft verbessern könnte. Dabei dachte ich an das manuelle Unkrautjäten von damals.» So entstand die Idee einer intelligenten Feldspritze, die dem Unkraut punktgenau den Garaus macht, anstatt das Herbizid übers ganze Feld auszubringen.

Marktreif in sechs Jahren

Insgesamt sechs Jahre dauerte es, um die Technologie zu entwickeln. 2020 war der erste Wurf schliesslich bereit für den Markt. Seither wird die Präzisionsfeldspritze ARA über die Felder gezogen und düngt oder spritzt genau dort, wo es nötig ist. «Wir konnten seither bereits viele Maschinen verkaufen – zuerst natürlich in der Schweiz, später dann auch in Europa», sagt Tanner. So habe das Start-up-Unternehmen mittlerweile nicht nur Vertriebspartner in der Schweiz, sondern auch in Frankreich, Deutschland, Belgien, den Niederlanden, der Tschechischen Republik und Italien.

Partnerschaftlich weiterentwickeln

Die ARA-Feldspritze ist mit verschiedenen Sensoren und Kameras ausgestattet, die das Unkraut erkennen. Um den Roboter weiterzuentwickeln und ihn für noch mehr Kulturen fit zu machen, unterhält Ecorobotix Partnerschaften mit Landwirtinnen und Landwirten sowie mit Genossenschaften und Unternehmen aus der Agrar- und der Chemiebranche. Aktuell wird die intelligente Spritze erfolgreich bei Eisbergsalat, Spinat, Chicorée, Bohnen, Zwiebeln, Mais, Raps, Baumwolle und Zuckerrüben eingesetzt. «Für 2023 erweitern wir die Palette», erläutert Steve Tanner. So soll zum Beispiel Soja demnächst auch zu den Kulturen gehören, mit denen die Feldspritze zurechtkommt.

Mehr Ertrag, weniger Input

«Unser Ziel ist es, Landwirtinnen und Landwirten Maschinen zur Verfügung zu stellen, mit denen sie die vom Stimmvolk geforderten Ziele erreichen können», sagt Tanner weiter. Gemeint ist damit, dass mit weniger PSM-Einsatz und geringerem Energieaufwand gleichzeitig die Erträge gesteigert werden können. Aktuell arbeitet das Waadtländer Start-up an einer kleineren energie- und navigationsautonomen Version mit der Bezeichnung AVO. «Im Moment ist der AVO ein fortgeschrittener Prototyp. Vorerst konzentrieren wir uns auf die Entwicklung und Vermarktung von ARA. Die Erfahrungen der Nutzerinnen und Nutzer werden dazu beitragen, den Markt für den autonomen Roboter genauer zu definieren und seine endgültigen Eigenschaften besser zu spezifizieren», erklärt der Ingenieur.

Hightech auf dem eigenen Feld

Die Projektphase von Ecorobotix begann 2011 und entwickelte sich dank eines Darlehens der Stiftung für technologische Innovation innerhalb von zwei Jahren zum Start-up-Unternehmen. Nach dem Bau verschiedener Prototypen produzierte die Firma im Jahr 2016 ihre ersten Pilotmaschinen der heutigen intelligenten Feldspritze ARA.

Im Jahr 2021 führte die fenaco Genossenschaft die neue Lösung im Rahmen der Innovationsplattform Innovagri in den Schweizer Markt ein. Sie übernahm damit die mit der Einführung verbundenen unternehmerischen Risiken und ermöglichte es den Landwirtinnen und Landwirten, die neuen Technologien über die LANDI oder über eigenständige Lohnunternehmen auf ihren Feldern einzusetzen und zu testen.

Entwicklung im Laufschritt

Gemäss Tanner steckt im maschinellen Lernen viel Potenzial. Die Technologie schreite sehr schnell voran, weshalb er den Einsatz von künstlicher Intelligenz auch in anderen Bereichen der Landwirtschaft kommen sieht.

«Bei der Pflege von Nutzpflanzen ist man vom universellen Roboter nicht mehr weit entfernt»

Steve Tanner, Ingenieur

Als Beispiele nennt er etwa die Ernte von Obst und Gemüse, den Baum- oder Rebenschnitt und die selektive Unkrautbekämpfung in allen Arten von Umgebungen: «Bei der Pflege von Nutzpflanzen ist man vom universellen Roboter nicht mehr weit entfernt», weiss Tanner und verweist auf die Traktoren, die jetzt schon autonom übers Feld fahren. Würde man diese Zugmaschinen mit der ARA-Feldpritze koppeln, hätte man bereits heute einen autonomen Roboter, der Nutzpflanzen selbstständig schützt und düngt.

Start-up

2023 zeigt der Landwirtschaftliche Informationsdienst mit seiner Serie Start-up, wie Landwirtschaftsbetriebe und Jungunternehmen gegen seitig von innovativen Geschäftsmodellen profitieren und welchen Herausforderungen sie sich stellen müssen.

Unterstützung und Tipps zu Öffentlichkeitsarbeit und Kundenkontakt auf www.lid.ch/bauern

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